Wolfgang-Koeppen-Stiftung gegründet

Günter Grass und Peter Rühmkorf haben ihr Geld zusammengeworfen und eine Wolfgang-Koeppen-Stiftung gegründet. 300 000 Mark lassen sie sich das kosten, und ihren Sitz wird die Stiftung in der Hansestadt Greifswald haben, der Geburtsstadt von Koeppen. Und weil das alleine noch nicht ausreicht, konnte Grass den Bundeskanzler und bekennenden Koeppen-Leser Gerhard Schröder davon überzeugen, noch einmal 900 000 Mark bereitzustellen, um das Geburtshaus des Schriftstellers zu sanieren, das seit Jahren verfällt und das die Stadt Greifswald unlängst erworben hatte.

Eigentlich wäre damit alles im Lot. Der Nachlass Koeppens - 7 000 Briefe und 350 Mappen mit Prosa - könnte in das sanierte Gebäude überführt, Koeppens Bibliothek und seine Möbel könnten dort aufgestellt werden. All das lagert bisher in den Kellern der Greifswalder Universität, steckt noch in Kisten, und nichts ist bisher gesichtet worden, geschweige denn erschlossen. Doch so einfach ist es nicht. Denn die Peter-Suhrkamp-Stiftung, der das Koeppen-Erbe zufiel und die es unterdessen an die Hansestadt verkauft hat, gefällt das Treiben von Rühmkorf, Grass und Schröder nicht. Es herrscht wenig Wille zur Kooperation, im Gegenteil, die Stiftung hat für den Fall, dass der Nachlass »nicht sachgemäß bearbeitet wird«, angedroht, sie könne ihn auch wieder zurückfordern.

Warum das alles so ist, bleibt im Dunkeln. Die Woche spekuliert, es liege an einer alten Feindschaft zwischen dem Suhrkamp-Chef Siegfried Unseld und Günter Grass, der sich vor Jahren an dem Umgang mit dem Erbe Uwe Johnsons entzündet habe. Nun ja.