Rechtschreibrebell Krug

Ein bißchen peinlich wirkt es schon, wenn sich Ex-Ossi Manfred Krug von den tollen Service-Angeboten der Deutschen Telekom immer wieder schwer beeindruckt zeigt. Daß man diese Spots noch lange Zeit ertragen muß, war klar. Aussicht darauf, daß die volkspädagogische Nerverei ein Ende hat, bestand aber zumindest im Fall eines Anti-Rechtschreibreform-Trailers, den der Schauspieler auf eigene Rechnung produzieren ließ. Auf seine Gage verzichtete er.

Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg hatte dem Berliner Rundfunk vergangene Woche untersagt, den Spot mit Krug auszustrahlen, in dem der in Ost und West gleichermaßen populäre Volksschauspieler, die "lieben Mitmenschen" auffordert, "Schluß mit der Rechtschreibreform" zu machen. "Das Volksbegehren läuft!" Statt sein Publikum wie gewohnt in den nächsten Telekom-Laden zu schicken, fordert er dazu auf, "in das nächste Bezirksrathaus in Berlin" zu gehen. Diskrete Empfehlung: "Unterschreiben Sie." Und das Beste: "Kostet keinen Pfennig."

So billig sei die Volksmeinung nicht zu haben, argumentierten die Medienwächter und beriefen sich bei ihrem Verbot auf den Paragraphen 47 des Medienstaatsvertrages. Demnach sei der Spot unzulässig, da es sich bei der Rechtschreibreform um einen "politisch umstrittenen" Vorgang handele, der hier "einseitig" thematisiert werde.

Die Streiter für das Volksbegehren bewiesen daraufhin ihren wirklich originellen Umgang mit dem Wort und sprachen von einem "Maulkorb", der dem "Rechtschreibrebellen" verpaßt werden solle. Krug kann den Maulkorb wieder abnehmen: Das Berliner Verwaltungsgericht entschied auf "unpolitisch" und gab den Spot zur Ausstrahlung frei.