Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Ghazi Hussein lebt als Sänger in den USA

In der Schweiz oder im Libanon, wo, weiß ich nicht mehr genau. Ich habe das Spiel aber auf jeden Fall mitbekommen, denn ich weiß noch, daß meine Mutter das Ergebnis gut fand. Wie wohl fast alle deutschen Linken. Mir waren die Westdeutschen eigentlich sympathischer, schließlich war meine Oma daher, aber meinem Va-ter, der PLO-Flüchtling und -Funktionär war, machten sie damals ständig Schwierigkeiten. Die DDR kannte ich auch schon gut, denn ich war regelmäßig in Pionierlagern im Ostblock gewesen. Dahin wurde man delegiert, es waren internationale Veranstaltungen, die Söhne von PLO-Funktionären traf man dort regelmäßig.

Später, von September 1982 bis Juni 1985, lebte ich dann in der DDR. Ganz allein übrigens, es gab da ein Solidaritätskomitee, das Lehrstellen an PLO-Flüchtlinge verteilte. Ich kam in ein Internat, durfte aber während dieser Zeit aus der DDR nicht raus, denn ich hatte keine Papiere. Die DDR war ein wenig internationaler Staat. Zu offiziellen Besuchen erschienen immer wieder dieselben Gestalten, das waren also grob Kim Il Sung, Winnie Mandela und die Vertreter der KPdSU. Ausländer lebten nur sehr wenige dort, bestimmte Gruppen waren aber schon damals verhaßt, die Kubaner etwa und die Vietnamesen, die angeblich den DDR-Bürgern die MZ-Mopeds wegkauften, um sie dann nach Vietnam zu schicken. Die DDR-Bürger waren damals trotzdem nicht solche offenkundigen Rassisten wie heute. Ich glaube, das lag einfach nur daran, daß Rassismus offiziell verboten war, man konnte deswegen in den Knast gehen.

In der Mecklenburger Gegend ist aber irgendetwas schief gegangen. Schwarze hatten schon damals dort echte Probleme, ich kann mich an ein Praktikum da erinnern. Wir gruben irgendwo herum, und einer sagte: "Mein Vater war auch in der Partei!" Als ich mich wunderte, daß der Typ in der SED war, drohte er: "Du kriegst gleich den Spaten in die Fresse. Die Partei ist die NSDAP!"