Sturm aufs Mahnmal

Nachdem die Wehrmachtsausstellung ins Archiv gewandert ist, haben Faschisten am Wochenende wieder Termine frei. Einen Tip zur rechtsradikalen Freizeitgestaltung hält der Schriftsteller Martin Walser bereit. Er stiftete anläßlich seines Besuchs im Rathaus von Berlin-Treptow, wo er auf Einladung des Vereins "Lebensbaum" an einer Podiumsdiskussion teilnahm, zu einem Aufmarsch gegen das geplante Mahnmal für die ermordeten Juden Europas an. Die Berliner sollten gegen das Projekt, nach den Worten von Walser, ein "fußballfeldgroßer Alptraum", auf die Straße gehen.

Der Bundestag, der am 24. Juni über den Bau des Mahnmals abstimmen will, habe nicht das Recht, über diese Angelegenheit zu entscheiden. Gefragt, wie er sich als Abgeordneter bei der Abstimmung verhalten würde, antwortete der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels mit einem Satz, über den seine Freunde in den Feuilletons wohl noch lange nachsinnen werden: "Da müßte ich mich besinnen, wie ich mich noch nie im Leben besinnen mußte."