Klappe, vielleicht die letzte

Die Nachricht paßte so großartig, daß der Bayrische Rundfunk sie sofort verbreitete, ohne ihren Wahrheitsgehalt weiter zu recherchieren: Les Humphries, Leader der gleichnamigen Band, die alles hatte, was die Siebziger so schrecklich machte, blöde Frisuren, Klamotten und Songs, sei, so hatte sein Bruder in einem Anruf bei dem Sender am letzten Freitag erklärt, vereinsamt und von der Welt vergessen in London gestorben. Das paßte großartig, denn der Musiker hatte die Titelmusik von "Derrick" komponiert, der just an diesem Tag seinen Abschied nahm, und so wurde die Nachricht blitzschnell verbreitet. Fans der Les Humphries Singers hatten jedoch aufgepaßt und erklärten sofort, daß ihr Idol gar keinen Bruder gehabt habe, deswegen zog der Bayrische Rundfunk die Meldung zurück und verbreitete statt dessen, daß der Anrufer möglicherweise Les Humphries selber gewesen sei.

Der deutsche Anwalt von Humphries gab daraufhin an, noch wenige Stunden zuvor mit dem zu diesem Zeitpunkt sehr lebendigen Humphries telefonier zu haben und drohte mit rechtlichen Schritten, während sich der ehemalige Bandleader nicht äußerte. Einen Erfolg hatte der mysteriöse Anruf jedoch: Auf Berliner Flohmärkten standen die Schallplatten der Les Humphries Singers schon einen Tag später, deutlich preiserhöht, ganz vorne in den Grabbelkisten.