Teelicht für den »Tagesspiegel«

Im schmucklosen Bürohaus an der Potsdamer Straße gehen die Lichterketten an: Giovanni di Lorenzo, Gastgeber der Talkshow III nach neun sowie Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, übernimmt im Januar 1999 die Chefredaktion des Berliner Tagesspiegel und damit die Führung in einem der behäbigsten Blätter Deutschlands. Bekannt wurde der heute 39jährige Lorenzo durch seinen Aufruf zur bundesweiten Illumination aus Protest gegen die rassistischen Anschläge in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen ("Mein Freund ist Ausländer"). Jetzt ging dem bislang von zwei Chefredakteuren, Walther Stützle und Gerd Appenzeller, verwalteten Blatt, in dem schon eine Türkisch-für-Leser-Kolumne ein gewagtes Experiment bedeutet, ein Licht auf. Mit Giovanni di Lorenzo tritt der liberal-konservative Tagesspiegel die Flucht nach vorn an. Eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sein neuer Chefredakteur das gleiche macht