Der Brumm-im-Kreise-herum

Formel-1-Sonntag in den Ardennen: Ein Fest für die Gottlosen.

Was soll man von einer Sache halten, über die Peter Sloterdijk sagt: "Man genießt die Fahrt als Fahrt und kann so die Frage nach den Zielen außer Kraft setzen. Autofahren ist eine Weltreligion. Die ganze Moderne ist wie eine Arena, eine in sich geschlossene Strecke. Deshalb sind auch die Formel-1-Rennen so wichtig. Sie sind der moderne Beleg für das, was der Apostel Paulus schrieb: Im Kreise laufen die Gottlosen."

Man soll den Arschredner Arschredner sein lassen, die Idee des Wegfahrens, ein Datum und ein Ziel ins Auge fassen, sich wieder einmal selbst dafür beglückwünschen, zu den auserwählten Gottlosen zu gehören, und am Samstag, den 24. August, vor dem 12. Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft nach Spa-Francorchamps in die Ardennen reisen. Ja, das soll man, die ganze Moderne und ihre zyklisch-zyklopische Arenenhaftigkeit hin oder her, hin oder her, hin oder her. Wichtiger und zeitgemäßer ist nämlich allemal das Brumm-im-Kreise-herum. Und spannender.

Jacques Villeneuve nennt den 1921 eröffneten Hochgeschwindigkeitsring (Schnitt: 220 km/h), den längsten und anspruchsvollsten Parcours der Saison, "das letzte verbliebene Musterbeispiel einer Grand-Prix-Strecke" (Sport-Bild), "eine der schönsten, weil natürlichsten Stecken der Welt" (Rennsport News Formel 1) - Villeneuve nennt Spa einen "majestätischen Kurs", der große und zum "König von Spa" ernannte Michael Schumacher gesteht: "ungewöhnlich, aufregend, faszinierend", kurz und knapp: das Nonplusultra, das Mekka und Babylon des Automobilrennsports, im Grunde "eine der weltweit spektakulärsten Rennstrecken" (Sport-Bild, 20. August 1997), da beißt der Marder keine Benzinleitung durch, "da schlagen die Herzen der Beherzten höher - auch die der Zuschauer." (Sport-Bild).

Später erfahren wir, meine Freundin Michaela und ich, daß wir auch an der zuschauerfreundlichsten Piste Europas gelandet sind. Man wird nicht, wie etwa am Nürburgring, in eingezäunten Bereichen zusammengepfercht, sondern kann auf Fußgängerwegen praktisch um die gesamten 6,974 km herumlaufen. Die bescheidene Stehplatzkarte Bronze, Monate im voraus unter Aufbietung sämtlicher Überredungskünste einem Reiseveranstalter und dem blutsaugenden F-1-Boß Bernie Ecclestone zum Stückpreis von 290 Mark abgehandelt (die Drei-Tages-Karte koste 250, hören wir später und werden ausgelacht), berechtigt zur freien Platzwahl und zur Besichtigung dem Eingeweihten mythisch anmutender Abschnitte und "Stellen": der langgezogenen, über zwei Bergkuppen wellig gleitenden Malmedy-Rechtskurve, wo Schumacher letztes Jahr einen seiner brachialsten Abflüge hatte reiten müssen, der um einen hoch aufragenden Felsen herumführenden Rivage-Kurve (110 im zweiten Gang), den Hang steil hinab gefolgt von Pouhon (Doppel-Links) und der Des-Fagnes-Schikane, einer tückischen, weil kaum einsehbaren Kombination, die, wenn der Wagen nicht ausbricht, über eine kurze Gerade den Weg freigibt zur Stavelot-Rechts, um schließlich, am Fuße der Felsen entlang, über die Vollgaspassage Blanchimont (300 km/h) auf Bus-Stop zu führen, eine Bremsschikane, die im Ersten mit 80 durchfahren wird und Getriebe und Motor knallen und kollern läßt.

Und Eau-Rouge! Eau-Rouge! Wer Spa sagt, sagt Eau-Rouge. "Eau-Rouge ist nicht mehr wegzudenken" (Jochen Maas). Was ist schon die Spitzkehre nach Start-und-Ziel, die höllische, die tückische 270-Grad-Haarnadel La Source, in der es regelmäßig zu den erhabendsten Massenkarambolagen kommt, was ist sie gegen Eau-Rouge, die "Schleudersenke". Eau-Rouge gilt als "die berühmteste Kurve der Welt" (Bild, 23. August 1997), zu Recht und fieberglasklar. Eau-Rouge: Herausforderung an den Geist des Fahrers, an seine Nerven und sein Nervenkostüm. Nicht jeder bringt es. Manch Pilot lupft für einen Aufgenblick den rechten Fuß, weil er glaubt, diese Welt jetzt verlassen zu müssen. "Man braucht Mut", schwärmt Michael Schumacher, "um auf dem Gas zu bleiben. Sieht einen Berg vor sich und meint, nicht rauf, sondern durch ihn hindurch zu fahren. Das ist das Höchste für uns Rennfahrer."

Für uns Zuschauer aber auch. Nur müssen wir die Betonschleife, die für ein kurzes Wochenende unsere Herzen bewegt, zunächst erst mal erreichen. Da wir vorausschauend handeln, brechen wir am Samstag auf. Der "Kurs der Genießer" (Sport-Bild) soll mit Hilfe flankierender hedonistischer Maßnahmen bei uns hinterher noch höher im Kurs stehen als sowieso oder so - jedenfalls steuern wir, aus Frankfurt kommend, diverse Eifel-Ortschaften an, um rare Resultate des Bierhandwerks in unseren Besitz zu bringen. Was ein richtiges Formel-1-Weekend ist, ist Biereinkaufsweekend, hatte ich bereits am 3. März als Losung ausgegeben, und Michaela setzt seither ein neuartiges, ins Diabolische spielende Grinsen auf.

Daß - immerhin - Schumacher obsiegen wird, scheint abgemacht. Zittrig, innerlich angespannt, verfolge ich dennoch die Spekulationen der Bild-Zeitung, während Michaela mit großer Anmut den kleinen Peugeot-Diesel (sie leitet aus solchem Eigentum eine gewisse Präferenz für das Jordan-Team ab) über die buckeligen Landstraßen steuert. "Wird Schumi nervös? Ausgerechnet jetzt, in der entscheidenden WM-Phase?" Trotz des Karbon-Chassis (Code-Nr. 179)? "Er hat einen neuen Super-Ferrari, er kann in Spa siegen, wenn er sein Auto nicht wieder zerstört!"

Dieses Spa fordert wirklich alles, Mensch und Maschine. Fachliteratur muß angeschafft werden, z. B. Rennsport News Formel 1. Da ist man sicher: "Michael Schumacher - Fit für den Titel". Sind wir fit? Fit für den Sieg?

Am Sonntag, etwas zwei Stunden vor dem Start um 14 Uhr, macht sich das Fehlen von Geld, Getränken und Ferrari-Mützen bemerkbar. Seit kurz nach neun sind wir bereits vor Ort. Nahe Malmedy haben wir unsere "Karre" auf einer Bauernwiese geparkt. Den Anstieg mit Gepäck meistern wir bravourös. Dreißig Grad zeigt das Thermometer. Marschverpflegung: Bücher und eine Wolldecke, zwei Flaschen Wasser. Ich beginne mir Gedanken über unsere intellektuelle Kapazität zu machen. Bücher? Eine Wolldecke? Wozu eine Wolldecke? Hätten wir nicht eher Cola, Fanta, Bier einpacken sollen? Michaela ist's wurscht. Sie zieht mich förmlich den langen Anstieg hinauf, hinauf nach Malmedy, rechts und links munteres Parken und Abstellen von allerlei Fahrwerken, die dunklen Fichtenwälder glänzen silbrig, "Fernsicht top!" rufe ich etwas entrückt und doch stark transpirierend. "Du hast ja die schwarze Jeans und dein dickes Jeanshemd an", bemerkt Michaela.

Oben angelangt, offenbart sich das übliche Großereignisgewusel, Camping, hie und da Rauchexperimente, sonnenbrandige Menschen, die seit Tagen die Tage verpennen. Der Alkoholismus scheint seine segensreiche Wirkung entfaltet zu haben und weiter zu entfalten, aber ganz im Stile der vornehmen Dosenbierdegustation, des gemütvollen Zutrinkens.

Kein Gekrähe nach den "Unsrigen", kein Nationalbanner. Eine nahezu buddhistische oder meinethalben auch transzendentalphilosophische Gelassenheit beherrscht die Szene, honigkuchenpferdmäßig breites Strahlen, wohin man schaut. Vorfreude dürfte sich der Zuschauer bemächtigt haben, schlichte Vorfreude, und Michaela gesteht, sie habe Herzklopfen.

Um halb zehn beginnt das Warm up. Wir stehen in der Malmedy-Kurve hinterm Zaun, neben uns teure Tribünenplätze. Scheißegal, wir sehen, was wir sehen wollen - bzw. trauen unseren Ohren und Augen kaum, als die erste Gruppe der Boliden über die Kemmel-Gerade heranknarrt. Der Lärm ist überwältigend. Die Sache geschieht live, eins zu eins, zehn oder acht Meter von uns entfernt. Schier haut es uns um. Bollert ein Wagen vorbei, glotzen wir wie Zehnjährige, "boaahh" und "nichtzufassen", man müßte den Maschendrahtzaun hinaufklettern.

Exakt und präzise direkt dabei sind wir, hier und jetzt, und zu "erleben", wie ein Haufen High-Technik herausbeschleunigt, der Auspuff Feuer speit und das Getriebe signifikanten Materialtests ausgesetzt wird, entzieht sich strenggenommen jeder Beschreibung, ja spottet ihr förmlich. Das muß sie dann wohl sein, die "Unmittelbarkeit" der begriffslosen Betrachtung.

Mit dem zweiten Schwung kommt Schumacher. Tröten und Fahnen und das ganze Gelumpe, ich recke die Faust gen Firmament und merke, wie Lautfolgen der Begeisterung mich verlassen.

Nicht nur der Ferrari sieht saustark aus, alle anderen Fahrzeuge auch, bloß Schumacher/Irvine machen nocht etwas stärker was her. Einen regelrechten Krawall, blechern-asthmatisches Röhren mit Anteilen von Sägegeräuschen und Amboßarbeiten, veranstalten die weißlackierten Tyrell Fords der Herren Mika Salo und Jos "The Boß" Verstappen. Jos weiß eine immense niederländische Anhängergemeinde hinter sich, seine Mühle läuft aber auch heute nachmittag wieder nicht. Dafür widmet ihm das Programmheft ein ausführliches Interview (Tenor: "Unser Motor ist scheiße, das bringt keinen Bock.") plus Starschnitt.

Michaela meint, wir sollten die Strecke erkunden.

Was ich Ihnen überhaupt erzählen wollte: Während wir in der Zentraleifel solche Kostbarkeiten wie Mayener Pils und Nette-Pils entdeckten, hätten wir andererseits an eine Übernachtungsmöglichkeit nahe der Rennstrecke denken können. Man ist aber zu schlau, nimmt deshalb weder Zelt noch Schlafsack mit und kümmert sich auch sonst nicht. "Guck mal, hier gibt's einen Ort namens Spawasser", rief Michaela schon bei Mendig aus, doch hier nächtigen? 2,5 h Fahrzeit entfernt?

In St. Vith, kurz hinter der Grenze, verlassen wir die E 42, stoßen sofort auf einen Getränkefachmarkt, plaudern mit der Besitzerin, Andrea heißt sie, erwähnen das Problem der Übernachtung, erfahren, daß bis Prüm (wo uns eine Trucker-Parade zu schaffen gemacht hatte, es ist halt das Wochenende des Automobils) sämtlich, samt und sonders alles belegt sei, Andrea greift zum Telefon, ruft ihre Bekannte an, und wir beziehen in Schönberg ein waldstilles Zimmer inkl. Freigetränken. Das Humanum hat ein Zuhause. "Ist in dem Spa-Wasser", einem bedeutenden belgischen Mineralsprudel, "noch was drin?" werde ich gefragt und finde sogar an meinem Warsteiner Gefallen.

Hatten wir "im Vorfeld" falsch gemacht, was man falsch machen kann (Mützen! Geld! Getränke!), so stellte sich dennoch Stund' um Stund' die Welt als wohlgeraten dar. Voraus lief Michaela die Kemmel entlang, auf der Suche nach einem guten Platz. Kühltaschen, Chipstüten, Foster's-Büchsen. Fröhliches Geplauder allenthalben, kein Rempeln und kein Schieben. Wir durchquerten den Wald Richtung Start/Ziel. An der Gegengeraden eine Rast. Bis auf zwei Meter kommt man an die Strecke heran, Bäume schützen vor der engagierten Sonne.

Wir geben uns als Formel-1-Anfänger zu erkennen. Ein erfahrenes Zuschauer-Team aus Mönchengladbach nimmt die Kommunikation auf. "Kein Problem, kommt später mit zur Stavelot, astreine Sicht, da sind der Nakano und der Marques im Training rausgeschottert", jetzt sei es da aber entschieden zu heiß, außerdem sei hier der ideale Standort für die Drivers' Parade. Und wirklich, auf Sichtkontakt tuckern gegen halb zwölf die Helden des Asphalts vorbei.

Währenddessen erhalten wir Unterricht in Fahrwerkabstimmung, Motorleistung, Aerodynamik und Design. Sauber sehe scheiße aus, d'accord, auch Benetton könne mit den Farben nicht haushalten. Indessen Prost-Mugen und Ferrari nach den Gesetzen der Schönheit vorderste Plätze belegen. Die Kollegen fahren jedes Jahr nach Spa, berichten von rauschenden Festen und den gelungensten Unfällen. Subtile Erkenntnisse über die gesellschaftliche Funktion von Massensportereignissen machen die Runde, besonders Karl, der nächste Woche dreißig wird und seine fünfte Krebsoperation in einem Jahr erdulden muß, kümmert sich fast rührend. Niemand muß den Beweis für irgendwas antreten. Um eins ziehen wir los.

Im Innenraum der Stavelot-Kurve bedeckt schwarzer Schotter den Boden. Die Seele kocht, der Pulsschlag erhöht sich. Die guten Niederrheinländer versorgen uns mit Bier. Gott sei Dank bekomme man von Heiko Wasser und Kai Ebel, diesen unverständigsten aller Knalldeppen, nichts mit. Ich töne herum, daß es sowieso gleich regnen werde. Quark, heute doch nicht.

22 Minuten vor zwei geht ein Wolkenbruch hernieder, Schumacher-Wetter. Karl gibt mir seine Ferrari-Kappe, Michaela kriecht unter die Wolldecke. Ein Bohei wie nie gesehen. Wir stehen satt im Schlamm. Karl erzählt, daß man letzte Woche vor der Kneipe, als es plötzlich kübelartig goß, "schon mal Spa geübt" habe.

Das Reglement verlangt aus Sicherheitsgründen einige Runden Safety-Car-Phase und anschließend fliegenden Start. Mächtiges Gegröhle hebt an, als die Fahrzeuge erstmals regulär vorbeidonnern. Schumacher und Fisichella, erfahren wir später, haben Intermediates gewählt, eine Mischung aus Regen- und Trockenreifen, der Rest schlingert auf schweren Regenwalzen alsbald nur noch hinterher. In der zweiten Rennrunde kommt Schumacher, nachdem er gleich die vor ihm gestarteten Villeneuve und Alesi "verblasen" hatte, mit einem Abstand von sechzehn Sekunden den Berg hinunter, fünf Minuten später zieht er seine Bahn schon allein, vierzig Sekunden, dann eine Minute sieben, majestätisch, überlegen, "im Regen nicht zu schlagen" (Jochen Maas).

Was aber soll das, hinter einem Zaun stehen und Autos zählen, Zeitabstände messen, den zischenden Bremsscheiben lauschen und die Beschleunigungswunderwerke goutieren? Sie werden's, lieber Leser, nicht begreifen - wie Kollege Wieland, der, so sagt er, eher noch konsequenterweise das Verweilen auf Autobahnbrücken präferieren würde, das sequenzielle, ziel- und endlose Rauschen und Dahingleiten, das zudem interesselose, mit wohl wohligen Schauern des Schauers vermischte Wohlgefallen beim Betrachten eines Mobilitätskosmos, der dauerhaft von Dysfunktionalität bedroht sei (Unfall, Stau). Dieser schlechten Unendlichkeit und postmodernen Wurschtigkeit opponiert der Formel-1-Sport, angesichts dessen Leute wie Wieland allein die Rede vom "Lärmigen, ja Stinkigen" für angemessen halten.

Wie kreuzgegenständlich sieht die Sache indes aus! Jeder einzelne Pilot schlägt sich auf die Seite des abendländischen Subjekts, verteidigt das Bedürfnis nach Kohärenz seiner Anschauungsformen und nach Sinnhaltigkeit des Handelns in der Welt: Er will ankommen, hofft, die richtige Boxenstrategie gewählt zu haben, möchte letztendlich gewinnen, in einem strukturell (Fitneß, Kondition der Maschine) und temporär begrenzten Rahmen.

Den Großen Preis von Belgien gewinnen nur die Besten. Schumacher, zu Unrecht als "Schummel-Schumi" gebrandmarkt, fährt Auto wie ein Gott und Regenrennen wie ein "Regengott"(Bild). Hat aber sein weithin leuchtender Ferrari 310 B genügend "mechanischen Grip"(Jochen Maas)? Wird der neue Motor zuverlässig laufen? Das Getriebe halten?

Schumacher ist kein Großmaul, sondern einer, der's kann, "Schumi schießt auf und davon", "Schumi voll in Fahrt", "Schumi rutscht das Ding nach Hause", "ein Rennen der Superlative", "an diesem Schumi kommt sowieso keiner vorbei" (Bild).

RTL nennt die Demonstration hoher technischer Intelligenz eine "Vollgasoper", den "Wagen eine Wonne". Klumpköpfe allesamt. Schumacher ist Taktiker, Rationalist von Graden. Wieder mit einer neuen schnellsten Runde schnurrt er vorneweg, leichten Fußes und sicheren Blickes. Der beste Fahrer im Feld, da gibt es kein Vertun, und dennoch: Allerhand kann passieren, oft verhaken sie sich, es kommt zu schweren Kollisionen, "Du jedoch o Schumi auf in Kurven glühndem Gummi / bleibst wohlauf im Rennen / Wrrrm Wrrrm brausest du asbestbeschirmt vorüber / an den Werbebanden hinter strohnen Ballen (...) // (...) Fährst Du schlichten Sprit in Seinssinn wandelnd / wenn auch nicht grad leise" (Horst Tomayer).

Das Seltsame: Man ist an der Strecke und weiß ab Runde zehn nicht mehr, wer wo liegt. Michaela diskutiert mit Karl Helm-Erkennungsmerkmale, die Genossen hoffen immer noch, daß es einen rausschrotet. Nach neunzig Minuten naht das Rennende, Schumacher siegt "mit einem eindrucksvollen Solo" (FR), "wie nach Fahrplan" (FAZ).

"Isses jetzt vorbei?"

"Müßte."

"Müßte was?"

"Vorbei sein."

"Ach so."

Wir verabschieden uns, werden nächstes Jahr wiederkommen. Matt und sehr zufrieden laufen wir über die Piste bergan nach Malmedy zurück.

Auf dem Heimweg regnet es. DSF-Text meldet am nächsten Tag: "Schumi feiert ohne Sekt: Michael Schumacher geht im Titel-Endspurt auf Nummer sicher und hat sich nach dem Regen-Triumph in Spa ein Akloholverbot auferlegt. 'Zum Feiern bleibt mir keine Zeit.'"

Es stimmt schon, er ist "der rote Teufel" (L'Equipe), die Formel-1 ein Fest für die Gottlosen.