Assad und die »Internationalen Gemeinschaft«

Mit Mördern reden

Die USA und Russland verhandeln, wie man Assad in die »Internationalen Gemeinschaft« zurückholen kann.

Kaum ein Begriff erscheint so fehl am Platze und ideologisch überladen wie der der »Internationalen Gemeinschaft«. Gemeinschaft ist eh ein dubioses Wort, steht es doch für naturwüchsiges Kollektiv, in dem ganz eigene Regeln, etwa der Blutsbande gelten. Gemeinschaft ist etwas ganz anderes als Gesellschaft und auf jeden Fall das Gegenteil von freier Assoziation. Kurzum Gemeinschaft verhält sich in etwa zu Gesellschaft so wie Kultur zu Zivilisation.

Außerdem suggerierte dieses Wort immer, Staaten seien irgendwie moralisch handelnde Akteure, die dann Bösewichter aus ihrer Mitte ausschlössen. Umgekehrt gilt, dass wer sich als Mitglied dieser ominösen Gemeinschaft bezeichnen kann, die nicht einmal über eine Postadresse oder Webseite verfügt, irgendwie zu den Guten gehört.

Wie es in Wirklichkeit um diese Konstruktion bestellt ist, bedarf seit gestern keiner großen kritischen Analyse mehr. Denn die USA und Russland, das gerade unter anderem gezielt in Syrien Krankenhäuser bombardiert und damit vor aller Welt Kriegsverbrechen begeht, verhandeln nun, wie man den Massenmörder Assad in dieses Ding zurückholen kann.

Gäbe es etwas, das auch nur in Ansätzen dem gleichkäme, was sie mit ihrer Internationalen Gemeinschaft immer abgefeiert haben, dann gäbe es für jemanden wie Assad nur einen einzigen Platz. Und der wäre hinter Gittern. Lebenslang.