Marcel Cohen erinnert sich an Mitglieder seiner Familie, die von den Nazis deportiert wurden

Das Gedächtnis der Müdigkeit

Marcel Cohen gedenkt seiner Mutter, die wie die meisten Mitglieder seiner Familie von den Nationalsozialisten aus Frankreich deportiert wurde.

1943, im Alter von fünfeinhalb Jahren, wurde Marcel Cohen in Paris Zeuge der Verhaftung seiner Familie durch die Nationalsozialisten. Seine Mutter, sein Vater, seine Schwester, seine Großeltern väterlicherseits, zwei Onkel und eine Großtante wurden deportiert; ihre Spuren verlieren sich zwischen 1943 und 1944 in Auschwitz. Allein eine angeheiratete Tante kehrte aus dem Vernichtungslager zurück. 70 Jahre später hat Cohen, der als Schriftsteller in Paris lebt, seine Erinnerungen an die Mitglieder seiner Familie anhand intimer Gegenstände, Kindheitsreminiszenzen und Fotos zu rekonstruieren versucht. Das daraus entstandene Buch, für das Cohen den französischen Literaturpreis Prix Wepler erhalten hat, verbindet Dokumentation und literarisch kristallisierte Erfahrung. In diesem Jahr erhält Cohen den Prix Jean Arp für sein Gesamtwerk. Im Folgenden drucken wir einen Ausschnitt aus den Erinnerungen an seine Mutter Maria.

Maria Cohen
Geboren am 9. Oktober 1915 in Istanbul. ­Transport Nr. 63 vom 17. Dezember 1943

1939, in den Monaten, die dem Krieg vorausgingen, besuchte Marie im 11. Pariser Arrondissement eine Freundin der Familie und schenkte ihr einen kleinen Eierbecher aus bemaltem, handverziertem Holz. 2009, als sie erfuhr, dass wir uns begegnen würden, steckte die Freundin den Eierbecher in ihre Tasche, um ihn mir zu schenken. Er war längst von der Tafel verbannt, und für die Kinder und Enkelkinder dieser Freundin besaß er verständlicherweise nicht die geringste Bedeutung, auch wenn sie ihn häufig benutzt hatten. Rissig und fahl wie ausgewaschenes Holz, weist der Eierbecher nur noch ein paar Farbflecken auf, von denen sich schwer sagen lässt, was sie einmal darstellen mochten. Vielleicht einen Schmetterling. Einzig am Fuß ist deutlich eine orange, schwarz konturierte Schleife erkennbar, wie man sie auf russischen Ostereiern sieht.
Dass wir für Familiengegenstände blind werden, ist mir durchaus bewusst. Wir schauen sie nicht mehr an, und aus ihnen spricht nur noch die Macht des Gewohnten. Der Eierbecher in der Geschirrvitrine aber dürfte, wenn auch nur von Zeit zu Zeit, immer wieder zärtlich an Marie erinnert haben. (Sie nannte sich Marie, ihr amtlicher Name aber war Maria.) Ich sage mir: Man bewahrt einen so unscheinbaren, so abgetagten Gegenstand nicht ohne gewichtige Gründe siebzig Jahre lang auf. Die Angst, ihn verschwinden zu sehen, stärkt diese Verbundenheit. Der kleine Eierbecher ist somit heute nicht nur die Konkretion einer Erinnerung. Ist es überzogen, in ihm die Qualität dieses Erinnerns schlechthin zu sehen? Seine Textur, etwas so Ungewisses wie den Widerschein einer Aura?

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Ein Paar Handschuhe aus feinem, cremeweißem Leder und ein Buch. Auf dem schwarzen Brettchen aus getöntem Glas, über dem Heizkörper nächst dem Eingang unserer Wohnung am Boulevard des Batignolles, lagen sie immer bereit. Buch und Handschuhe verhüllten auf der Straße, wann immer nötig, den gelben Stern. Dieser musste, aufgenäht, an der linken Brustseite getragen werden. Galt es, die Straße zu überqueren, reichte mir Marie also ihre rechte Hand. Fand sie mich dabei unachtsam am Bordstein zu ihrer Linken wieder, wurde sie ärgerlich. Denn sie musste nun, bevor sie auf den Überweg einschwenkte, erst hinten um mich herumgehen oder sich einmal um ihre Achse drehen, ehe sie meine linke Hand zu fassen bekam. In der Menge war dieses Manöver nicht ungefährlich. Wiederholte sich der Vorfall zu oft, blieb ein gereiztes »Tss!« nicht aus. (1)

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In allen Lebensaltern bin ich Männern und Frauen begegnet, die Marie gekannt haben. Sei es aus Istanbul, bevor sie 1936 nach Frankreich ging und heiratete, sei es aus der Zeit danach in Paris. Nie haben sie ihren Namen ohne ein leises, zärtliches Lächeln ausgesprochen, ohne echte Rührung, bisweilen begleitet von einem »Ach, Marie!« Ich habe auch immer sofort Interesse und Sympathie für mich gespürt. Ich war Maries Sohn, und das wollte etwas heißen. Als Kind, später als Jugendlicher, wurde ich nicht selten mit einer Mischung aus Befremden, aus spontaner Zuneigung und unverdienter Bewunderung umarmt. Es kam sogar vor, dass man den Blick abwandte – man wollte die Tränen nicht zeigen. Entfernte ich mich dann, hörte ich hinter meinem Rücken ein Wispern: »Es ist der Sohn Maries!« Ich spürte beharrliche Blicke auf mir und hatte den Eindruck, dass meine Gegenwart, obwohl ein Ereignis, die Freude etwas dämpfte.
Lange habe ich gebraucht, um zu verstehen, dass nicht wenige Istanbuler Altersgenossinnen eifersüchtig waren auf Marie. Auf ihre Schönheit, ihren Charme, ihre kühne Art. Viele Jungen verliebten sich in sie. Viele Eltern hätten sie gern als Schwiegertochter gehabt. Ihre Schönheit mochte das Interesse der Jungen erklären, nicht aber das der Eltern. Maries Geheimnis, und das ihrer Schönheit, war offenbar ein gesunder Humor, ein Elan und eine Witzigkeit, die sich mitteilten. Die potentiellen Schwiegereltern waren hierfür nicht unempfänglich.

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Ein Foto, ich muss vier oder fünf sein, zeigt mich mit halblangem Haar unter einem Barett, wie es kleine Mädchen tragen. Das Haar ist leicht gebauscht, und Marie hat mich, keine Zweifel, auf das Sorgfältigste gekämmt. Ein Bubikragen, gestärkt und abnehmbar, zusammengehalten von einer Brosche, an der zwei kleine Holzschuhe baumeln, lockert die Strenge meiner marineblauen Bluse auf. Der Kragen, die zwei Taschenattrappen und die Abschlüsse der kurzen Ärmel sind mit sogenannten Zackenlitzen bestickt: gewiss die Arbeit einer Schneiderin aus dem Viertel. Bestimmt hat sie von Marie genaueste Anweisungen erhalten.
Ich erinnere mich nur zu gut an den harten, in die Haut schneidenden Kragen, auch an ein Gefühl der Erniedrigung: Mir ist, als hätte man mich verkleidet, ich fühle mich unwohl und bin wütend, denn Marie und der Fotograf verlangen auch noch, dass ich lächle. Wenn ich mir das Foto anschaue, spüre ich bis heute, wie gezwungen mein Lächeln ist. Ich habe keine andere Erinnerung an diesen Bubikragen. Wahrscheinlich musste ich für ein erstes Ausweis­foto posieren. Vielleicht wollte Marie auch eine letzte Erinnerung an meine Kindheit behalten. Fest steht jedenfalls, dass es ihr größten Gefallen bereitete, mich herauszuputzen, dass sie es mit äußerster Sorgfalt tat und das Mädchenhafte eines Kindes in diesem Alter dadurch betonte, dass sie meine Haare nicht stutzen ließ.

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1930 oder 1931 in Kadiköy, einer Vorstadt von Istanbul auf der asiatischen Seite des Bosporus, Herkunftsort von Maries Familie. Marie ist fünfzehn oder sechzehn. In den Schulferien verbringt sie einen Nachmittag mit einer Schar Freunde. Ein Foto zeigt sie Banjo spielend neben einem Jungen, der die Gitarre zupft. Mehrere der Mädchen besuchen wie sie die französischen Konfessionsschulen oder die Schulen der Alliance Israélite Universelle. Von den Jungen gehen viele ins Lycée Français von Galatasaray. An diesem Nachmittag gelüstet es die Jugendlichen nach Eis, doch sie rechnen aus, dass sie nicht genug Geld haben. Da schlägt einer vor, in Bettlermanier an die Haustüren zu klopfen. Alle lachen. Marie aber nimmt es als Herausforderung. Sie besorgt sich ein Leintuch, knüpft es um die Taille, kaschiert Brust und Haar wie eine verschleierte, kuttentragende Nonne und schellt an der Tür einer imposanten Villa. Die Freunde beobachten sie aus der Ferne. Marie hält eine lange Bittrede. Offenbar mit Erfolg. Doch als der Hausherr mit ein paar Piastern zurückkommt, kann sie ein irres Lachen nicht mehr unterdrücken, rafft das Leintuch über die Waden und rennt davon.
Der einzige Zeuge dieser Szene, den ich in Paris mehrmals befragt habe, hat zu meiner Erbauung stets ein Detail hervorgehoben: Marie hatte vergessen, das matte Lippenrot zu entfernen, das sie außerhalb der Schule trug. Wahrscheinlich ihr erstes Lippenrot überhaupt. Für den Zeugen ist dieses Rot der Beweis, dass Marie nahezu jedes von jedem erreichen konnte.

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Im Esszimmer am Boulevard des Batignolles wartete ein großer Schließkorb, wohl für eine dringende Übersiedlung gedacht, die dann nicht stattfand. Ich liebte es, mich in dem Korb zu verstecken. Die Spielregeln verlangten, dass Marie und Jacques taten, als würden sie mich suchen. Bevor sie den Korbdeckel hoben, warteten sie, bis ich mich durch ein prustendes Lachen verraten hatte. Dutzende Male muss ich in dem Korb versteckt gewesen sein. Und Dutzende Male ließen Marie und Jacques sich zu demselben kleinen Ritual herbei: Quer durch die Wohnung riefen sie mit lauter Stimme, wo ich nur wieder stecken mochte.

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Um nichts in der Welt hätte Marie Zwiebel oder Knoblauch geschält, wurde mir in meiner Familie hundertmal gesagt. Der Geruch würde tagelang an ihren Händen haften, behauptete sie. Man hat mich an dieses Detail immer mit leicht säuerlichem Unterton erinnert, als wollte man bei aller Zuneigung zu verstehen geben: »Sie war viel zu eitel, um sich zu so gewöhnlichen Tätigkeiten herabzulassen.«
Auch an meinen Händen bleiben, egal welche Seife ich benutze, gewisse Gerüche bis zum nächsten Tag, mitunter länger, zurück. Ich bin also der Einzige, der versteht, dass Maries Eitelkeit nicht so übertrieben war, wie man zu behaupten geneigt ist. Von mehreren Bekannten wurde ich darauf hingewiesen, dass ich sie oft zu Zeugen des hartnäckigen Geruchs an meinen Fingern anrufe, wenn ich mich am Vortag bei der Essenszubereitung beteiligt habe. Und sie erinnern mich, dass ich diese Eigenart Maries schon zehn oder zwanzig Mal erwähnt habe, als gälte es nach wie vor, sie zu rechtfertigen.

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Ich stellte mich tot. Mit ausgestreckten Armen, wie Christus am Kreuz, lag ich der Länge nach auf dem Parkett. Vermutlich habe ich das Wort »Tod« erstmals vor einem Kruzifix gehört. Jedenfalls glaubte ich, dass man immer mit ausgestreckten Armen stirbt. Ich hörte Marie, wie sie in der Wohnung auf und ab ging, hörte die Schritte Jacques’ und das Knarren des Parketts unter ihrem Gewicht. Auch wenn ich die Augen noch so fest geschlossen hielt, war niemand im Geringsten beunruhigt. Wie konnten sie trotz aller Anzeichen wissen, dass ich nicht tot war? Es blieb mir lange Zeit ein großes Rätsel.

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Das Geruchsgedächtnis ist im stammesgeschichtlich ältesten Teil des Gehirns angesiedelt, den wir mit unseren fernen amphibischen Vorfahren gemeinsam haben. Angeblich können wir bis zu dreitausend Gerüche unterscheiden. Ein Säugling beruhigt sich, sobald er in die Arme genommen wird und seine Mutter am Geruch ihres Halses erkennt. Bei jeder anderen Person heult er weiter. In den Geburtskliniken wird den jungen Müttern empfohlen, nach der Niederkunft mehrere Wochen keine aggressiven Parfums zu verwenden. Das Geruchsgedächtnis, versichert man, geht nie verloren und schließt die geringste Verwechslung aus.
Maries Parfum ist mithin so fest in mir verankert, dass ich es seit meinem frühesten Kindesalter bei jeder Frau wiedererkenne. In Ermangelung eines Namens bleibt es dennoch uneinholbar. Ohne Anhaltspunkt, wie ihn eine Marke, eine Form des Flakons, ein Etikett, ein Stöpsel bieten könnte, bleibt dieses Parfum weitgehend ein imaginäres. Ohne jeden Ansatz eines Indizes eignet ihm nicht einmal die Kraft innerster Überzeugung. Daher will ich mir nicht vorstellen, was dieses Parfum ohne mein Wissen alles entschieden hat – an erster Stelle in meinen Beziehungen mit Frauen.

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Betörender Geruch, wenn Marie ihre Handtasche öffnete: eine Mischung aus Reispuder, aus Parfum, aus Lippenstift. Im Schrank blieb das Leder des schwarzen Täschchens (es war den besonderen Anlässen vorbehalten, ich erkenne es auf mehreren Fotos gut wieder) durchdrungen von dieser Geruchskomposition. Das Täschchen war um vieles geheimnisvoller als die Alltagstasche, denn der Geruch, zeitlos offenbar, überdauerte alle seine Komponenten. Erinnerung, mein Gesicht mehrmals in die leere Tasche getaucht zu haben mit dem Gefühl, von einem Geheimnis umfangen zu sein.
Noch heute passiert es mir, dass ich auf Flohmärkten alte Handtaschen öffne, als enthielten sie das Indiz einer Präsenz. Auch wenn ich nicht mehr die Nase darin versenke, öffne ich nach wie vor die alten Reispulverschachteln, auch die leeren. Ich wundere mich, dass alles, was sie heraufbeschwören, so sinnfällig, so einfach, geblieben ist, während in der Menge niemand die geringste Notiz davon nimmt. Der Geruch von Reispulver, jeder weiß es, hat sich nicht verändert seit hundert Jahren, mög­licherweise seit viel längerer Zeit.

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Wie Marie an einem 9. Oktober geboren.

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An der Ecke Rue Lévis Boulevard des Batignolles gab es im Schaufenster eines Sattlers ein ausgestopftes Pferd. Das Tier war nicht nur gesattelt und geschirrt, es trug auch eine Schabracke, Ohrenklappen, Scheuklappen und Beinschützer. Diese Anhäufung von Zubehör ließ das Pferd gruselig erscheinen.
Am Boulevard de Clichy stellte die Front des Cabaret L’Enfer einen gehörnten Teufelskopf dar, feixend, mit hervorquellenden Augen und gebleckten Fangzähnen. Tagsüber war das riesige Maul – es diente als Eingang – von einem Rollbalken verschlossen. Dass der Rollbalken stets unten war, wenn wir vorüberkamen, minderte um nichts die Drohung, die über dem Viertel schwebte.
Sehr klare Erinnerung, wie mich Maries Hand an diesen gefährlichen Orten an sich zog, wenn ich das Unweigerliche aufzuschieben suchte, wie sie mich zurückhielt, wenn ich mich beeilte, der Bedrohung so schnell wie möglich zu entkommen. Auch da war ein gereiztes »Tss!« nicht selten.

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Sechs Fotos:
a) Marie als junge Immigrantin auf dem Weg nach Marseille, an Bord des französischen Passagierschiffs »Patria«. Beim Zwischenaufenthalt in Piräus am 5. April 1936 schreibt sie ihrem Vater Albert Salem, wohnhaft in 23 Yeldemen Sokak in der Vorstadt Kadiköy, eine Postkarte auf Französisch: »Wir haben eine große Rundfahrt mit dem Automobil gemacht«, heißt es da. Ihrer älteren Schwester Fanny und der jüngeren Victoire schickt sie ein Foto, aufgenommen auf dem Vorderdeck des Schiffs. Marie ist neben einer Trosse zu sehen, in langem schwarzen Abendkleid mit weißen Mustern. Auch Kragen, Ärmel- und Kleidsaum sind mit weißem Besatz eingefasst. Marie trägt einen breiten schwarzen Ledergürtel und hochhackige Stiefeletten. Sie lächelt und blickt, um natür­licher zu erscheinen, in die Ferne. »Schaut nicht so genau hin, das Foto ist misslungen.«
b) Marie auf Hochzeitsreise in Nizza, am Arm meines Vaters Jacques, über die Promenade des Anglais spazierend. Es ist der Dezember desselben Jahres. Langer schwarzer Mantel, mit grauem Fuchs verbrämt. Breiter Kragen, ebenfalls aus Fuchs. Schwarze Pumps mit hohen Absätzen. Schwarzes Ledertäschchen unter dem Arm. Auf dem Kopf ein schwarzes Hütchen nach Tirolerart, leicht geneigt und mit gerade abstehender Feder. Marie lächelt und blickt auf den Fotografen. Ihre Garderobe hat mich jedes Mal an die Concours d’Élégance erinnert, die man am Ende der Wochenschauen in den Kinos sah. In meiner Er­innerung wurden sämtliche Sequenzen auf der Promenade des Anglais gedreht oder im Parc Bagatelle in Paris.
c) Marie begleitet von Jacques und Schwager Joseph im Pariser Parc Monceau: weites Mantelkleid, offen über weiß gemustertem Stoff. Breite, spitze Aufschläge aus schwarzem Satin. Kurze Ärmel. Eine Reihe dicker Modeperlen. In der Hand das schwarze Ledertäschchen (in das ich mein Gesicht tauchte) und weiße venezianische Handschuhe. Alle in etwas fotogerechter Pose. Marie hält den Kopf gesenkt, vermutlich um weniger ernst zu wirken, und blickt wie in Nizza dem Fotografen gerade in die Augen.
d) Marie, mich in den Armen haltend: dunkles, kurzärmeliges Kleid mit weißem Hemdkragen. Die Ärmel mit durchsichtigem Besatz von derselben Farbe bordiert. Dicke, weiße Modeknöpfe, die sich unter der Lupe wie Königskronen ausnehmen. Dicker Modegürtel mit Silberbeschlägen. Breites Lächeln, ein bisschen steif, als hätte die Fotositzung zu lange gedauert.
e) Marie im Parc Monceau, begleitet von Jacques: Sie trägt den fuchsverbrämten Mantel, der auf dem Foto von Nizza zu sehen ist, diesmal aber offen über einem grauen, etwas strengen Wollkleid. Kräuselfalten unter dem Knie und ein Collier aus Modeperlen lockern das Kleid auf. Schwarzer, grob genoppter Gürtel mit Doppelschnalle aus versilbertem Metall. Auf dem Kopf eine Bindehaube aus demselben Grau wie das Kleid, über der Stirn mit Strass verziert. Handtasche und schwarze Handschuhe. Der Schleier fällt über das halbe Gesicht.
f) In einem Gruppenfoto, es wurde auf dem Land gemacht, erscheine auch ich. Alle zeigen das übliche Standardlächeln und bemühen sich, still zu stehen vor dem Objektiv und dennoch so natürlich wie möglich zu wirken. Nur Marie lacht aus vollem Hals, mit weit geöffnetem Mund, hemmungslos. Auf einem zweiten Foto, aufgenommen am selben Ort, haben die Personen die Plätze gewechselt. Einer ist verschwunden, er hat wohl die Rolle des Fotografen übernommen. Die Abgebildeten haben dasselbe starre Lächeln, während Marie jetzt kein bisschen lacht. Sie ist die Einzige, die auch kein Lächeln andeutet. Ihre Stirn ist gefurcht, der Kopf gesenkt, der Mund verkniffen. Die Augen blicken in die Sonne. Marie ist mit ihren Gedanken woanders, zerstreut, vielleicht ein wenig traurig, wie ein Kind, das sich langweilt.

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An der Place Clichy machten wir um die Brasserie Wepler einen großen Bogen. Saal und Terrasse waren Tag und Nacht von Dutzenden deutscher Soldaten besetzt, man hatte das Etablissement für die Truppe requiriert. Es gab nichts zu befürchten, die Männer hatten dienstfrei. Juden und Frauen ohne Begleitung aber hatten die Anzüglichkeiten und Pfiffe der müßigen Zecher zu gewärtigen. Beim Hinschreiben des Namens »Wepler« merke ich, dass ich an der Place Clichy, ohne mir auch nur im Entferntesten dessen bewusst zu sein, nach wie vor die Straßenseite wechsle, egal, wohin ich gehe oder woher ich komme. Ich habe das Wepler auch nur ein einziges Mal betreten. Ein amerikanischer Schriftsteller, der in der Nähe logierte, hatte sich dort mit mir verabredet. Ich erinnere mich sehr gut, dass ich am Telefon überlegte, einen anderen Treffpunkt vorzuschlagen – der für ihn allemal schwieriger zu erreichen gewesen wäre –, bevor mir die ganze Lächerlichkeit des Gedankens klar wurde.

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Maries Haar warf sich an der Schläfe zu einem Schnörkel. Auf den Fotos ist der derselbe Schnörkel kurioserweise auch bei meinem Großvater väterlicherseits sowie bei meinem Vater zu sehen. Ich habe ihn natürlich geerbt, an derselben Stelle. Nach meinem 30. Lebensjahr ist dieser Schnörkel mit den ersten Anzeichen der Glatze verschwunden, aber er hat mich während meiner gesamten Jugend ebenso gestört wie er meinem Vater stets ein Ärgernis war. Er wandte, um seiner Herr zu werden, alle möglichen Tricks an, sogar die aberwitzigsten. In den unteren Klassen des Gymnasiums ­fixierte ich die widerspenstige Locke mit Seife.

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Die Ursache meines Zorns hat sich verloren, doch ich sehe mich wieder nackt in der Badewanne sitzen, unter der kalten Dusche, die mir Marie an diesem Tag verabreicht. Ich spüre die ganze Kraft meines Gebrülls wieder, das Gefühl, zu ersticken unter dem Strahl. Ich höre Maries Wutschreie, ihre schrille, sich schier überschlagende Stimme, während sie mich am Boden der Badewanne festhält und sich Gehör zu verschaffen, mich zur Vernunft zu bringen versucht. Ich spüre den Druck ihrer nackten Arme auf den Schultern, während ich mich winde und zappele. Ich sehe ihr luftiges graues Kleid (es ist Sommer) über und über bespritzt mit Wasser, das ich am Gipfel meiner Raserei mit beiden Händen auf sie klatsche.
Es war ein Kampf von archaischer Gewalt gewesen. Möglich, dass ich Marie sogar geschlagen habe. Worauf wir im kleinen Esszimmer am Boulevard des Batignolles lange weinten, jeder in seiner Ecke, fassungslos, zerknirscht. Ohnmacht einer jungen Mutter, die in vieler Hinsicht ein verzogenes Kind geblieben ist, ausgeliefert einem jähzornigen, ebenso verzogenen Sohn, beschämt, es so weit haben kommen zu lassen; Luftschnappen und letzte Tränen eines durchgedrehten Kindes, das nach Atem ringt und sich vernichtet, erniedrigt, verraten fühlt. Bewahrte Erinnerung an zwei in sich verkapselte Einsamkeiten, an das Wissen, dass etwas nicht wieder gutzumachen war. Erinnerung auch an die ernste, verschlossene Miene Jacques’ an diesem Abend. Ja, es war wohl dieser ungewöhnliche Ernst, der die volle Tragweite des Geschehenen deutlich machte.

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Keine Gelegenheit ließ meine Großmutter mütterlicherseits aus, um mich an den gemeinsamen Schönheitsfleck zu erinnern. Auf der linken Schulter. Selbe Größe, selbe Röstkaffeefarbe, selbe Körnigkeit. Auch Marie habe diesen Schönheitsfleck an dieser Stelle gehabt, fügte sie dann jedes Mal hinzu, und er habe sie immer fasziniert. Marie war also entzückt, diesen Schönheitsfleck an ihrem Sohn wiederzufinden. Meine Großmutter, die mit dem Finger auf den Schönheitsfleck zeigte, wenn sie mich mit nacktem Oberkörper sah: »Das Markenzeichen.«

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An den Tagen, da Marie den gelben Stern nicht trug, war es auf der Metrolinie Dauphine-Nation via Barbès mein größtes Vergnügen, im vordersten Wagen nahe dem Fahrer zu stehen. Eine kleine Glasscheibe zu seiner Kabine gab den Blick auf die Strecke frei. Näherten wir uns dem Hochbahnabschnitt, schaute ich gebannt auf das lichte, immer größer werdende Quadrat. Die Enttäuschung kam prompt, das schwarze Loch verschlang uns wieder.
Marie stand hinter mir und blickte ebenfalls mit großem Interesse. Es war ein Schauspiel, das wie »gestohlen« schien, und das gleich dreifach: Erstens hätten wir uns als Juden niemals im vordersten Wagen aufhalten dürfen; zweitens waren wir, gemeinsam mit dem Fahrer, die Einzigen, die eine so privilegierte Aussicht genossen. Drittens, und das war besonders irritierend: Selbst der Fahrer bemerkte unsere widerrechtliche Anwesenheit nicht. Seine graue Schirmkappe, seine Trillerpfeife (mit der er die Fahrgäste zur Ordnung rief), die zwei Knöpfe (ein roter und ein grüner) zum Öffnen und Schließen der Türen verliehen ihm dennoch eine unbestreit­bare Autorität.
An den Tagen mit Stern bestiegen wir den letzten Waggon. Er war den Juden vorbehalten. Da ich Marie ebenso oft mit wie ohne Stern sah, hatte dieses Von-ihr-zum-letzten-Wagen-gezerrt-werden alle Anzeichen einer Bestrafung. Marie wusste das, auch wenn sie jeder Widerrede zuvorkam und meine Hand fest umklammerte, während wir uns zum Ende des Zuges bewegten.

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Meine Großeltern mütterlicherseits hatten vier Söhne und drei Töchter. Wie Marie ist auch ihr jüngster Sohn, David, bei der Deportation umgekommen. Sie haben mir hundertmal gesagt, dass nichts, dass niemand Marie widerstanden habe. Jedes Mal, wenn ich mehr wissen wollte, kamen dieselben, mir nichts sagenden Attribute: »witzig«, »schön«, »lieb«, »klug«.
Alles Weitere brachte meine Großeltern an den Rand der Tränen. Ließ ich nicht locker mit meinen Fragen, wurde mir meine Hartnäckigkeit als fehlende Achtung ausgelegt: Ich respektiere ihr Leid nicht. Und ihre Miene verschloss sich. »Ich bitte dich, hör auf!« Je näher ich Marie zu kommen glaubte, desto mehr entdeckte ich ein tränenverschwommenes Bild. Als Heranwachsender brachte mich dieses Schweigen umso mehr auf, als mir meine Neugierde offenbar noch unmissverständlicher vorgehalten wurde. Es war, als sei Marie die Tochter ihrer Eltern geblieben und nie die Mutter ihres Sohnes geworden. Vielleicht würde ich mehr erfahren haben, wenn ich es verstanden hätte, größere Geduld und wohl auch ein besseres Gespür zu beweisen. So aber musste ich außerhalb der Familie die wenigen Anekdoten zusammentragen, die das Bild Maries – auch was ihre Beziehung zu ihren Eltern betrifft – aus seiner Unschärfe und Klischeehaftigkeit herausholen.

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Die Uhr, die man auf mehreren Fotos an ihrem Handgelenk sieht, ist ein gutes Beispiel dafür, wie Marie jedermann in ihren Bann schlug. Als Mädchen ließ sie sich von ihrem Vater eine kostbare Uhr schenken, aus Weißgold und in Brillanten gefasst, ein Juwel, wie es mein Großvater, der ein bescheidener Zollspediteur im Hafen von Istanbul war, seiner Frau nie hatte schenken können.
Marie redete ihren Vater auch immer mit dem judenspanischen Diminutiv Papiko (Papi) an, worin sich der Einfluss zeigt, den sie auf diesen strengen, rigiden, in vielem unerbittlichen Mann ausübte. Er musste von seinem Gehalt neun Personen ernähren und war obendrein sehr sparsam. Trotzdem litten seine Kinder keinen Mangel, und sie haben immer die besten Schulen Istanbuls, alle geldpflichtig, besucht.
Bleibt das Geheimnis der Uhr. Vielleicht war Marie die Einzige, die das etwas freudlose Leben ihres Vaters zu erheitern verstand, während ihre Geschwister diesen zu sehr fürchteten, um sich im elterlichen Hause auch nur die geringste Eskapade zu erlauben. Man hatte sich gern in Maries Familie; man dürfte sich aber auch viel gelangweilt haben.
Plausibel scheint die – nie eingestandene, stets angedeutete – Eifersucht der sechs Geschwister. Victoire, jüngste Schwester und letztes der sieben Kinder, hat nie verhehlt (und wiederholt noch heute), wie sie darunter gelitten hat, immer Maries ausgemusterte Kleider tragen zu müssen.

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Erinnerung an die weißen Strümpfe, deren Gummibänder unter den Knien einen schmerzhaften Einschnitt hinterließen. Überall, wo ich hinkam, beneidete ich die Kinder, die Socken trugen. Marie duldete Socken nur für den Square und die Fahrten aufs Land. War der Originalgummi ausgeleiert, wurde, da keine Ersatzstrümpfe vorhanden, das unschöne Falten dadurch vermieden, dass man das obere Strumpfende über einen Marmeladenglasgummi schlug. Straffer als der Originalgummi, hinterließ er eine blaue Furche, die noch tiefer und schmerzhafter war. Die Gummibänder waren ebenso rar wie neue Strümpfe, und sie konnten nie ganz verhindern, dass diese Falten warfen. Größte Achtsamkeit war geboten, um die kostbaren Bänder nicht zu verlieren.
Ich erinnere mich, wie Marie sich auf der Straße immer wieder bückte, um mir die Strümpfe hoch­zuziehen und die Falte um das Gummiband zu richten. War eine Bank in der Nähe, musste ich der größeren Einfachheit halber hinaufklettern. Desgleichen gingen wir nie irgendwo hinein, ohne dass Marie im Spieglein ihrer Puderdose ihr Make-up überprüfte und ein letztes Mal meine Strümpfe straffzog.

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Als Marie 1936 Jacques heiratet, tauscht sie ihre Stellung als Prinzessin ihrer Eltern gegen die einer Prinzessin ihrer Schwiegereltern, welche sie sofort annehmen und vergöttern. Auch die drei Brüder Jacques’, damals alle ledig, sind dem Charme der Schwägerin verfallen. Auf den Fotos sieht man sie, wie sie sich liebevoll bei Marie einhaken oder ihr den Arm um die Schulter legen, als wäre sie eine kleine Schwester.
Die Cohenbrüder wohnten, solange sie Junggesellen waren, bei ihren Eltern. Annette, das Hausmädchen, ist zu dieser Zeit die einzige junge Frau in der Familie. Die Coheneltern betrachten sie als ihre Tochter. Und nie kommen die vier Brüder von einer Reise zurück, ohne ein kleines Souvenir für ihre Eltern und eines für Annette mitzubringen.
Kaum ist Marie bei den Cohens eingezogen, entsteht zwischen ihr und Annette eine enge, kumpelhafte Vertrautheit. Die beiden Frauen sind etwa gleichaltrig und lieben es, gemeinsam zu kochen. Bei ihrem Treiben in der Küche, so will es die Familienlegende, lachten sie so laut, dass die Cohenbrüder der Reihe nach den Kreis der Eltern verließen, um nach dem Rechten zu sehen. Bis schließlich die Eltern, da keiner zurückkam, ihrerseits aufstanden, um in der Küche Aufschluss zu erhalten.

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Erinnerung an die Zeit, da Marie den Kinderwagen nur noch für ein Stück des Weges zwischen dem Parc Monceau und der Wohnung am Boulevard des Batignolles, nahe der Place Clichy, gestattete. Ich trippelte, mich an dem Stahlgestänge festhaltend, neben dem Wagen her. Wenn wir in den Park gingen, trug Marie, da Hunden und Juden der Zutritt zu den öffentlichen Gärten verboten war, keinen Stern und riskierte damit, nach einer Ausweiskontrolle kurzerhand aufs Kommissariat gebracht zu werden, mit all den damit verbundenen Gefahren. (Kinder waren erst ab dem sechsten Lebensjahr zum Tragen des Sterns gezwungen, einem Alter, das ich noch nicht erreicht hatte.)
Im Parc Monceau war mir zumute, als sei ich unsichtbar, da wir, anders als an den Tagen mit Stern, völlig ungestraft neben jedermann und überall Platz nehmen konnten. Ging es dann vom Park zurück nach Hause, trottete ich ein großes Stück des Weges flennend und schlurfend vor mich hin, so sehr, dass mir nicht gestattet wurde, in den Kinderwagen zu steigen.

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Wage ich mich auf den Weg zwischen dem Parc Monceau und der Place Clichy, so habe ich seit je den Eindruck, als liege zwischen beiden eine beträchtliche Entfernung. Doch die Strecke ist wesentlich kürzer als andere Pariser Routen, die mir vertraut sind. Es scheint, als habe in diesem Viertel, in dem alle meine Erinnerungen in die früheste Kindheit zurückgehen, das Gedächtnis stets über die Wirklichkeit obsiegt. Ist es möglich, dass die Erinnerung der schweren Beine eines wachstumsgeplagten Kindes, die Erinnerung der steif gewordenen Knöchel, die es die Füße schlurfen lassen, weil es in den Alleen des Parks viel herumgelaufen ist, ein Leben lang so lebendig bleiben? Kann es sein, dass man, solange das Gedächtnis seine Orientierungspunkte behält, mit dieser Müdigkeit nie fertig wird?

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Beim Verlassen des Parcs Monceau hob Marie mich auf den Sockel der von Nicolas Ledoux entworfenen Rotunde. Ich balancierte so gerade wie möglich, ohne mich am Gitter festzuhalten, stolz, dass Marie meine Hand losgelassen hatte. Nie habe ich es verabsäumt, die Höhe des Sockels abzuschätzen, wenn ich am Eingang des Parks daran vorbeigehe: nicht viel höher als ein Küchenhocker. Doch sobald ich mich entferne, taucht wieder das Bild auf, das ich als Kind hatte, und mit ihm die alte Versuchung, mich an das Gitter zu klammern.
Durchquere ich heute gelegentlich den Parc Monceau, verschwimmt das soeben Wahrgenommene mit irritierender Geschwindigkeit, außer der antiken Ruine und dem Teich, wo ich die Enten betrachtete. Wahrscheinlich haben wir uns dort am häufigsten aufgehalten, Marie und ich. Jedenfalls ist es der einzige Ort im Park, an dem der Gedanke, mich einen Augenblick zu setzen, Sinn ergäbe. Doch tue ich es nie: Die seltenen Male, da ich dem Gedanken nachgab, geschah es, um zu überprüfen, inwieweit meine Erinnerung noch intakt war. Es gibt somit nichts zu überprüfen und noch weniger zu erfahren, und das Gefühl steriler Einsamkeit treibt mich schnell fort.

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In den Umsteigestationen und an den Ausgängen der Metro waren oft deutsche Soldaten postiert, immer am Treppenkopf und zu beiden Seiten. Aus der Froschperspektive nahmen wir also zuerst die Stiefel war. Oft verlangsamte ihre Präsenz den Strom der Passanten. Unschwer, daraus zu schließen (heute), dass es sich um eine Ausweiskontrolle handelte. Andere Male bewegte sich die Menge in mehr oder weniger normalem Tempo fort. Wahrscheinlich suchte die Gestapo jemanden, von dem sie die Personenbeschreibung besaß. Fast immer stand ein Mann in Zivil und mit Filzhut inmitten der Menschenflut. Waren wir unter den letzten, die den Bahnsteig verließen (was oft vorkam, wenn wir im letzten Waggon gefahren waren), geschah es nicht selten, dass jemand hinter uns kehrtmachte und in den Gängen zu laufen begann. Beim Anblick der Stiefel presste sich Maries Hand um die meine. (Heute weiß ich, dass die Sternträger zu Hause festgenommen wurden, oder auf der Straße, fast immer mit einem großen Polizeiaufgebot und nie von den Deutschen selbst.) Vermutlich wollte Marie damit ausdrücken, dass wir nicht umkehren durften. Die Uniformierten am Treppenkopf hatten etwas Aufregendes: wie wenn man am Löwenkäfig entlang streifte. Die Uniformen hatten auch einen eigenen Geruch. Ich finde ihn nur wieder, wenn ich die Zwiebackpackungen aufmache, die in Deutschland »Knäckebrot« heißen.

Anmerkung:
(1) Das kursiv Gesetzte unterscheidet die Erinnerungen des Kindes, möglichst treu wiedergegeben in der Art kleiner Anamnesen, von dem, was der Erwachsene im Verlauf der Jahre, der Begegnungen und vertraulichen Offenbarungen in Erfahrung bringen konnte. Hinzu kommen einige wenige persönliche Betrachtungen, wenn sie wünschenswert oder unvermeidlich erschienen.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus: Marcel Cohen: Raum der Erinnerung. Tatsachen. Aus dem Französischen von Richard Gross. Edition Tiamat, Berlin 2014, 160 Seiten, 16 Euro. Das Buch ist soeben erschienen.