Abdruck aus: »Die Schwerelosigkeit der Flusspferde«

Rampensau

Eine Episode aus dem Arbeitsalltag eines unglücklich verliebten Comedian.

Yannick stand in der Garderobe des Raschbein-Theaters und wartete auf seinen Auftritt.
Was sollte er spielen? Er hatte sich eine Handvoll neuer Gags zurechtgelegt, die er zwischen ein paar erprobten Nummern einschieben und mal vor Publikum testen wollte. Dies war die kreative Ausbeute der letzten Tage. Mehr war ihm nicht eingefallen. Erbärmlich. Liebeskummer war eine denkbar untalentierte Muse für Humorschaffende.
Yannick war nervös. Lampenfieber. Normales Maß.
Die Stimmung im Raschbein-Theater war ausgelassen.
»Amüsierwilliges Publikum«, hatte Max Liebold, der heute die Open Stage Show moderierte, in der Garderobe zu dem Kubikmeter zusammengepresster Komikerleiber gesagt. Amüsierwilliges Publikum war immer das Beste. Die hatten Spaß, weil sie Spaß haben wollten. Manchmal genügten nur ein paar bestimmte Typen von Personen im Saal, die alle anderen mitzogen. Ein gewitzter Zwischenrufer, ein paar gackernde Frauen, Anlacher, die andere ansteckten. Komik war zum großen Teil pure Gruppendynamik.
Das Publikum war hochgekocht. Fast im Wortsinne: Die Show lief seit eineinhalb Stunden. Der Zuschauerraum war fast so voll wie die Garderobe. Es war Mai, die Hitze aller schwitzenden Körper staute sich. Jedes Lachen atmete wieder mehr heiße Luft in den Raum.
Gerade trug Lisa Cellolitis ihr Instrument unter frenetischem Applaus von der Bühne. Max Liebold hastete wieder hinauf.
»Das war sie, die bezaubernde, hinreißende Lisa Cellolitis. Demnächst hier zu sehen mit ihrem abendfüllenden Soloprogramm Einzelcello – Ein Abend für Cello, Bogen und Feile.«
Das Publikum lachte selbst bei diesem flauen Wortwitz. Es war wirklich sehr amüsierwillig.
»Ach, ich glaube, ich habe mich gerade ein wenig verliebt … ins Cello.«
Wieder ein kleiner fröhlicher Lacher. Max Liebold mochte nervtötend sein und schwach in seinen eigenen Nummern, als Moderator war er aber meistens charmant und rollte vor den Künstlern gerne einen Teppich aus: »Kommen wir zum nächsten Künstler des heutigen Abends. Er ist Comedian, hat ein wunderbares Solo, mit dem er sehr erfolgreich durch die Lande zieht … « – Meine Güte, Max klapperte selbst bei seinen Moderationen. Er hatte Yannicks Solo nie gesehen. Max rollte gerade nicht nur einen Teppich aus, sondern gleich einen roten. – »Er spielt alle Naselang im Cheeseclub und hinterlässt dort jedes Mal wahre Begeisterungsstürme« – Jetzt wurde es Yannick peinlich. Das mussten die Leute doch merken, dass das schamlos übertrieben war! Max rollte nicht nur einen roten Teppich aus, er kleidete gerade die ganze verdammte Bühne damit aus! Yannicks Herz begann leicht zu klopfen. Ein Gefühl, das ihm unangenehm vertraut war. Nein, nicht jetzt, dachte er. Nicht heute. »Freuen Sie sich auf einen hochprofessionellen, sehr liebenswerten Comedian. Für mich ist er einer der Komischsten seiner Zunft« – Schluss jetzt! Man kann’s auch übertreiben! Sein Herz schlug in einem komischen Takt. Wumm-wumm … wu- … wumm … wumm-­wumm … etwas stieg in Yannick empor, bis kurz unter den Kehlkopf und verklumpte dort. Yannick spürte Schweiß auf seine Stirn treten. Das Lampenfieber sagte Adieu und überließ die Bühne seines Verstandes der Panikattacke, der alten Rampensau. » … ein Komiker, der immer wieder für Überraschungen gut ist, hier kommt Yannick Herbst.«
Yannick hielt sich am Rahmen der Tür zur Bühne fest. Ich sollte mich an was anderem festhalten, dachte er, das hatten wir doch schon mal. Das Publikum klatschte begeistert an.
Er musste jetzt da raus, Panik hin oder her. Die Flusspferdmethode, erinnerte er sich. Ich bin ein Flusspferd. Nichts kann mir was anhaben.
Max Liebold kam von der Bühne und lächelte ihm zu. »Sind gut drauf«, nuschelte er.
Yannick ließ versuchsweise den Türrahmen los. Hilf, Uhura, hilf! Seine Füße trugen ihn. Hatten ihn bislang immer getragen. Ich bin ein Flusspferd. Der Applaus draußen ebbte ab. Yannick stand noch immer in der Tür zur Garderobe. Im Bühnenraum herrschte jetzt eine gespannte Stille.
»Wo isser denn?« proletete schon jemand los, zur Belustigung einiger anderer.
Max blieb auf dem Weg zur Garderobe stehen und drehte sich mit einem Mal fragend um.
Yannick schaute ihn nur an. Dann machte er einen Schritt auf die Bühne zu. Er fühlte sich alles andere als sicher an. Seine Beine zitterten, als sollten sie gerade ein Flusspferd tragen.
Dann noch ein Schritt. Yannick trat auf die Bühne. Sein Herz schlug immer noch heftig, und er fühlte sich aufgeheizt ohne Ende. Wie wirkte so ein Auftritt?
»’tschuldigung, bin mal wieder zu spät«, sagte Yannick.
Er kam sich zerbrechlich vor. Wie kam er jetzt in seinen Text rein? Einige Leute im Publikum fanden seinen ersten Satz komisch, sie lachten.
»Geht … geht mir immer so … immer wieder. Das war ja eben wie beim Sex. Sie geben alles, und ich komme, wenn Sie fertig sind.«
Wieder lachten ein paar Zuschauer. Mehr sogar als nach seinem ersten Satz.
Yannicks Knie waren Butter, die gerade im Scheinwerferlicht schmolz. Er hielt sich am Mikrofonständer fest, der in der Bühnenmitte stand.
»Ich bin zu spät, weil … ich da eben … weil da eben hinter der Bühne noch ’ne Panikattacke vorbeikam.«
Yannick wusste nicht mehr, wer das gerade sprach. Der berühmte Comedyprofi, von dem Max Liebold eben noch geschwärmt hatte, war das nicht. Noch immer wütete sein Herz im Brustkorb. »Ja, die Panikattacke kam vorbei.«
Kurioserweise kicherten einige Leute im Raum.
Ein Zwischenrufer fühlt sich dadurch angestachelt: »Wie sah se ’nn aus?«
»Grün«, sagte Yannick ohne nachzudenken. Mit der Antwort hatte niemand gerechnet. Das Publikum lachte. »Mit roten Augen«, ergänzte Yannick. Das verstärkte den Lacher.
»Und dazu trug sie eine weiße Kellnerschürze.« Das setzte den Lachern keine neue Spitze auf, ließ aber einige Leute etwas länger lachen.
Yannick fragte sich, wieso grün. Wieso rote Augen? Wieso eine weiße Kellnerschürze? Wie kam er auf so etwas? Spontan? Wer war es, der seinem Mund diese Sätze diktiert hatte?
Die Panik saß ihm fest in den Knochen und hatte ihn voll im Griff. Doch dann, die Erkenntnis durchfuhr ihn wie eine neue Welle an Bühnenpanik, wusste Yannick mit einem Mal, was er zu tun hatte.
Ein Kollege, der stets für Überraschungen gut ist, hatte Max Liebold gesagt, Yannick würde sich heute selbst überraschen lassen. Wem einfiel, dass die Panik grün mit roten Augen war und weiße Spitzenschürzchen trug, würde auch einfallen, wie er hier heile von der Bühne kam. Und wenn nicht, wäre es auch egal. Yannick schaltete auf Autopilot. Bisher hatte er nicht mal gewusst, dass er einen solchen besaß.
»Fragen Sie mich bitte nicht, wieso die Panik­attacke heute kam. Vielleicht wollte sie mich ja warnen – vor Ihnen.«
Der erste Schritt zu einer Publikumsbeleidigung. Wurde immer gern genommen. Ein paar Leute schmunzelten.
»Ja, kann ich ahnen, ob nicht irgendjemand von Ihnen einen Sprengstoffgürtel umhat oder ’ne Atombombe in der Handtasche?«
Jetzt lachten ein paar mehr Leute.
»Und da in der dritten Reihe sitzt sogar ein Schläfer!« Yannicks Finger deuteten auf einen älteren Herrn, der mit geschlossenen Augen und offenem Mund in seinem Sitz döste. Vielleicht machte ihm auch nur die Hitze im Raum zu schaffen. Fünfzig Augenpaare schnellten zu dem Sitz, auf den Yannick zeigte, und brachen in schallendes Gelächter aus.
»Und wie es hier im Raum gerade stinkt. Ich finde, das ist schon einen ABC-Alarm wert!«
Noch ein Lacher hinterher.
Yannick wusste nicht, wie weiter. Während sich die Zuschauer beruhigten, zog er sich den Hocker vom Klavier in die Mitte und setzte sich. Endlich nicht mehr stehen! Jetzt konnten seine Knie wenigstens nicht mehr nachgeben unter ihm. Ich bin ein Flusspferd.
»Ja … vielleicht habe ich tatsächlich Angst vor Ihnen.«
Das Publikum schwieg erwartungsvoll.
»Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein … Sie gucken mich gerade alle so gespannt an. Wissen Sie was?« Yannick setzte eine Pause. Was würde er jetzt sagen?
»Ich bin gar nicht komisch.«
Jemand in der ersten Reihe gab ein grunzendes Lachen von sich, ein Krächzen, das sich seinen Weg durch die Nase bahnte und knatternd wie ein Furz aus den Nasenlöchern gurgelte.
Es klang laut, es klang bizarr, es steckte mindestens zehn Leute an.
»Vielleicht war ich es mal. Aber nein, ich … ich bin nicht komisch!«
Der Nasenlacher grunzte weiter. Yannick deutete auf ihn: »Das da ist komisch.«
Das ganze Theater lachte. »Ich bin es nicht«, ging darin unter.
»Ich könnte es nachmachen, und Sie würden nicht lachen.«
Yannick probierte es, presste die Lippen fest aufeinander, und versuchte dann mit aller Kraft, trotzdem so etwas wie ein Lachen hinzukriegen, Luft wurde in seine Atemwege gepumpt, suchte sich alternative Wege am Mund vorbei durch die Nase, sein Rachen wurde trocken, irgendetwas kratzte zwischen Rachen und Nase, und ein klägliches Knurren fiel aus den Nasenlöchern. In seinem Hals sammelte sich ein Schleimklumpen.
Das Publikum lachte.
Yannick hatte das Gefühl, dass sich gerade Rotz in der Nase löste und drauf und dran war, sich als Faden aus der Nase abzuseilen. Hektisch zerrte er ein zerfleddertes Papiertaschentuch aus der Hosentasche und putzte sich die Nase. Die Zuschauer waren belustigt.
»Okay, Sie würden offensichtlich doch lachen«, korrigierte sich Yannick.
»Meine Güte, wie machen Sie das?« sprach er zu dem Herrn mit der Nasalfurzlache. »Mein Gott, waren Sie damit schon mal beim Arzt? Das bläst einem ja das Hirn aus der Rübe!«
Die Idee mit dem herausgelachschneuzten Hirn fanden wieder ein paar Menschen komisch. Yannick kam eine Idee und setzte noch einen drauf. Er faltete sein zerfleddertes Tempo wieder auf und guckte hinein. »Ich glaub, ich hab gerade mein halbes Sprachzentrum rausge- … rausge- … äh, wie sagt man?«
Lacher mit Szenenapplaus.
Yannick ließ wieder Ruhe einkehren.
»Wie gesagt: Ich bin nicht komisch.«
Wieder kicherten ein paar Leute. Der Zwischenrufer meldete sich wieder: »Dit wüssten wa aber.«
»Nee wirklich. Ich hab nicht die geringste Ahnung, was ich hier auf der Bühne eigentlich gerade mache. Und wieso?«
»Na gut«, korrigierte sich Yannick mit Ernst in der Stimme: »Wieso weiß ich schon. Ich … Ich hab einfach nichts anderes gelernt.«
Wieder giggelten ein paar Menschen, vorwiegend aus den hinteren Reihen.
»Ich bin hier, weil ich muss. Es ist mein Job, und es ist ein echt komischer Job.«
Einige Leute nahmen den Satz als Wortwitz und kicherten.
»Komischer Job«, wiederholte eine Frau, Typ »Ich wiederhole den Gag noch mal, erst dann wird er richtig witzig«, und stupste ihre Sitznachbarin an.
»Wissen Sie, wo ich jetzt gerade viel lieber wäre als hier auf der Bühne?«
Was hatte er da gerade gesagt? Yannick überlegte. Er stockte. Wo wäre er denn jetzt gerade lieber? Er zögerte. Die Zuschauer der ersten Reihe schauten ihn erwartungsvoll an. Ich bin ein Flusspferd.
»Na, sach schon«, krähte jemand hinein.
»Im Zoo«, sagte Yannick, und der Nasenlacher grunzte wieder los, die anderen mit ihm. »Im Flusspferdhaus.« Flusspferdhaus fanden die Leute an diesem Abend noch mal komischer.
»Weil … weil … « – ach, was sollte es? Jetzt war alles egal – »weil … ich habe mich verliebt.«
Giggeln von einigen Frauen. Der Zwischenrufer legte wieder los: »In ’n Flusspferd oder wat?«
»Da stinkt’s doch immer so!« rief eine Frau von links rein.
»Jaa«, holte Yannick aus, »klar stinkt’s da, aber wissen Sie was? Sie riechen im Moment gerade auch nicht viel besser. Der Moderator hat eben noch gemeint, das Publikum sei heute sehr lebendig, aber ehrlich gesagt, dem Geruch nach verwesen Sie schon! Man sollte Ihnen allen Duftbäumchen an die Ohren hängen.«
Was war das? Jetzt fiel Yannick wieder ins Geplauder mit dem Publikum zurück, dabei war er doch gerade woanders. Wieso machte er das?
»Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wieso man Flusspferdkuh und Flusspferdbulle sagt und nicht einfach Flussstute und Fluss­hengst?«
Einige Leute stöhnten wegen des schlechten Wortwitzes, andere interpretierten ihn als bewusste Übertreibung und lachten artig. Einschub Ende, dachte Yannick. Und nun? »Einschub Ende«, hörte er sich sagen.
»Wat is ’nn jetze mit dir und die Flusspferde?«
»Nix ist mit mir und die Flusspferde«, sagte Yannick und registrierte, dass das Publikum sich mit »nix« nicht zufrieden geben würde. Er hatte eine Erwartungshaltung aufgebaut, und die schrie nach Erfüllung.
»Nix is mit die Flusspferde. Im Grunde ist es ganz einfach: Mein Freund ist Flusspferdpfleger.«
Was war ihm da gerade rausgerutscht? In seinen Autopilot mussten diverse Trojaner und Viren eingeschleust worden sein. Mit traumwandlerischer Ortskenntnis steuerte er nun eine mit Fettnäpfen verminte Landebahn an. Wie kam er dazu, Konrad als seinen Freund zu bezeichnen? Konrad war derzeit »erst mal ein wenig für sich« und sonst nichts!
Die Leute lachten. Yannick verstand nicht, wieso. Was war denn dabei? War es so bizarr? Oder war es allein das Wort? »Flusspferdpfleger«?
»Er heißt Konrad.«
Und wie um Gottes Willen kam er dazu, den Namen zu nennen!? Einige Frauen prusteten los.
Die Wiederholungstäterin aus der zweiten Reihe gackerte: »Konrad, der Flusspferdpfleger!«
Die Umsitzenden lachten noch mehr.
»Er ist Tierpfleger im Flusspferdhaus … Und ich liebe ihn über alles.«
Sein Autopilot hatte ’ne Meise. Yannick ließ die Schultern hängen und guckte ratlos ins johlende Publikum. Was hatte er gesagt? Wieso hatte er es gesagt? Und was um Himmels Willen war daran komisch?
Yannick musste dem ein Ende bereiten: »Lachen Sie nicht!«
»Lachen Sie nicht« zu fünfzig vor sich hin prustenden Leuten zu sagen, ist zwecklos. Ebenso gut konnte man versuchen, eine brennende Tankstelle mit einem Sattelzug Benzin zu löschen. Yannick wurde das gewahr, nachdem er es ausgesprochen hatte.
»›Lachen Sie nicht‹ ist so ziemlich das Dämlichste, was man zu jemandem sagen kann, der gerade lacht«, plapperte Yannick seinem Verstand stumpf nach. »Ebenso gut könnte man versuchen, eine brennende Tankstelle mit ’nem Sattelzug Benzin zu löschen.«
Nicht alle Zuschauer kriegten mit, was er sagte. »Da sehen Sie mal, was für ein lausiger Komiker ich bin!«
Die Leute lachten einfach weiter.
»Ey, lausich? Du bist doch total jut!« rief der bekannte Zwischenrufer rein.
Zustimmender Applaus setzte ein. Yannick wartete mit hängenden Schultern, bis sich die Stimmung im Raum etwas beruhigt hatte.
»Ähm«, sagte er, setzte ab und blickte recht ratlos ins Auditorium. »Ich muss mich korrigieren, soll ja alles seine Richtigkeit haben hier.« Ein verhaltener Kicherteppich lag noch immer im Raum. »Eigentlich ist Konrad … «
»Der Flusspferdpfleger!« gackerte die Nachsprecherin aus Reihe zwei wieder rein. Yannick beachtete sie nicht.
»Eigentlich ist er noch gar nicht mein Freund.«
Die Menschen im Publikum prusteten jetzt wieder. Erst gestand da jemand seine Liebe zu so einer absurden Figur, und dann gestand er, dass die noch heimlich ist. Was für ’ne Fallhöhe! Was für ’ne Witzfigur!
»Aufhören!«, rief Yannick: »Nicht lachen! Nicht lachen! Nicht … «
Es brauchte einen Moment, dann kehrte langsam Ruhe ein.
»Hören Sie! Das war nicht komisch. Das war die Wahrheit! Das Leben ist doch keine Pointe! … Und wenn doch, hab ich sie noch nicht verstanden.«
Lacher. Konnte man eigentlich unterscheiden zwischen warmherzigen und kaltherzigen Lachern? Dieser kam ihm mit einem Mal warmherziger vor. Eine sanft ausrollende Welle mit einer kleinen Krone aus vereinzelten Klatschern. Zustimmungsapplaus. Schadenfreude-Lacher klangen anders, rauer, spontaner. Verhallten schneller.
Yannick beschloss, dass alles gesagt sei.
»Ich geh jetzt. Die Nummer hat keine Pointe.«
Yannick verbeugte sich nicht, sondern verließ einfach die Bühne. Er wusste nicht, was das gerade gewesen war. Niemand im Saal wusste das genau. Die Reaktionen zeugten davon. Das mutwillige Auslassen der Schlusspointe war den Leuten aber kurioserweise Pointe genug. Sie stimmten den Schlussapplaus an. Der begann mäßig, steigerte sich aber sehr schnell zu einem tosenden Applaus mit Fußgetrampel und spitzen Pfiffen. Yannick stand im Dunkel neben der Bühne und wunderte sich. So einen heftigen Applaus hatte er im Raschbein-Theater noch nie erhalten. Aber wofür? Er war doch nur auf die Bühne gegangen und … ja was eigentlich dann? »Bravo!« rief sogar jemand. Zweimal. Der Zwischenrufer.
Yannick ging weiter. Das Publikum war immer noch aus dem Häuschen, und die Kollegen in der engsten Garderobe der Welt schauten Yannick überrascht an, als dieser reinkam und sich bloß an die Wand lehnte und erst einmal die Augen schloss. Er war schweißnass. Ich bin ein Flusspferd, dachte er, und jetzt riech ich auch noch so.
Max Liebold war wieder auf der Bühne: »Na, meine Damen und Herren, hab ich Ihnen zu viel versprochen?! Das war doch mal richtig erste Sahne und diese Sahne trug einen Namen: Yannick Herbst!« Noch einmal brandete ein stürmischer Applaus auf.
»Mann Mann Mann«, Hank Bollerke blieb auf dem Weg zur Bühne vor Yannick stehen. »Du hinterlässt ja heut verbrannte Erde … «
»’schuldigung«, murmelte Yannick abwesend. Seine Geistesgegenwart fuhr gerade mit ein paar anderen Gedanken Karussell. Die Zentrifugalkräfte in seinem Kopf schienen Schweißperlen hinaus auf seine Stirn zu drücken.
»Verbrannte Erde, echt! Respekt, Yannick! Respekt!« Hank Bollerke setzte sich eine Zwölf-Dioptrien-Brille auf und wartete, dass er auf die Bühne gerufen wurde.
Was war das gerade gewesen? Yannick verstand den Applaus nicht. Für ihn fühlte sich sein Auftritt wie eine Bruchlandung an. Eine gerade noch geglückte Bruchlandung, bei der man nun dem wagemutigen Piloten dafür Beifall spendete, dass niemand zu Schaden gekommen war.
»He, Yannick, du warst ja richtig komisch! So kenn ich dich ja gar nicht«, witzelte Sarah Tempel.
»Das war großes Tennis, Yannick, echt. Wahnsinn, die Idee, als jämmerliche Witzfigur auf die Bühne zu gehen. Das ist Anti-Comedy. Cool. Das hat total was von Andy Kaufman.«
Ein junger Kollege, Zauberer oder Jongleur, vielleicht auch Klavierkabarettist, irgendetwas jedenfalls, wozu man Hände brauchte, klopfte ihm mit gut manikürten Fingern anerkennend auf die Schulter. Andy Kaufman. Yannick war sich sicher, dass der Kleine nie etwas von Andy Kaufman gesehen hatte. Vielleicht den Film mit Jim Carrey, wenn überhaupt. Mehr kannte Yannick selbst auch nicht. Andy Kaufman war in der Comedyszene ein Phantom, von dem eigentlich nur Wichtigtuer sprachen.
»Nicht schlecht, die Nummer«, mischte sich nun auch Max Liebold ein, der seinen Platz auf der Bühne für Hank Bollerke freigemacht hatte. »Konrad der Flusspferdpfleger, das ist ’ne geile Idee. Wie kommst du nur auf so ’nen Scheiß?«
Yannick zuckte mit den Schultern und wartete auch hier, bis sich die Stimmung beruhigt hatte und alle sich wieder um ihre eigenen Nummern, Requisiten oder Egos kümmerten.
Nur Ronald Rettich tippte Yannick an – »Kann ich mal?« – schob ihn einen Schritt zur Seite und stopfte eine zusammengefaltete Pizzaschachtel in den Mülleimer. Dann schaute er auf und fragte: »War ganz lustig. War das geplant?«
Yannick erwiderte den Blick nur kurz und lehnte sich dann wieder wortlos an.
»Hab ich mir gedacht«, sagte Ronald Rettich.

Zwanzig Minuten später musste Yannick noch einmal auf die Bühne. Finale. Nach und nach rief Max Liebold die mitwirkenden Künstler des Abends auf die Bühne. Yannick sparte er sich für den Schluss auf. »Und zu guter Letzt war dabei: ein Künstler, der selbst anderer Auffassung ist, aber wir sind einer Meinung: Er ist unglaublich komisch: Yannick Herbst!« Noch einmal brach über Yannick ein Applaus-Inferno herein. So wohlig ihn dieses Feuer wärmte und sein Gesicht beim Verbeugen erhitzte, so unwohl war ihm in Gedanken. Er merkte, er hatte etwas entzündet, seine Nummer hatte gezündet, nur konnte er sich an diese Nummer kaum mehr erinnern. Was hatte er auf der Bühne eigentlich gemacht?
Das Publikum klatschte, Max gab das Moderationsmikrofon weiter an Yannick. Es war jetzt seine Aufgabe, den Moderator abzusagen. »Und durch diesen Abend geführt hat der wunderbare, bezaubernde … «, zum Schlussapplaus zog der Techniker das Saallicht etwas hoch, Yannick schaute ins Publikum, als könne er in den Gesichtern der Zuschauer weitere Superlative ablesen. Stattdessen fanden Yannicks Augen das Gesicht von Uta Sybille Kramer. Sie klatschte sogar. Neben ihr saß Manuel Pons, der künstlerische Leiter vom Cheeseclub, auch er klatschte begeistert.
»Ähm«, sagte Yannick, »bezaubernde, stets immer lächelnde und überschwänglich lobende und« – was machten seine Agentin und Pons hier?! Die waren sonst nie im Raschbein-Theater! – »nicht nur einen roten Teppich auslegende, sondern gleich die ganze Bühne damit auskleidende, und Charmanteste von uns allen … « Yannick zog die Stimme hoch, setzte eine minimale Kunstpause, sein Arm eilte der Verkündung des Namens voraus und deutete auf den Kollegen, der deshalb schon den ersten Schritt nach vorne zur Verbeugung machte. Jetzt musste der Name kommen. Aber es kam kein Name. Blackout. Der Name des Kollegen war weg. Gerade noch da, jetzt einfach aus dem Wortschatz gefallen. Sicherung für Namensgedächtnis rausgeknallt.
Sarah Tempel, die neben Yannick stand, rettete ihn. Wie hatte sie diese Millisekunden seiner Verunsicherung bloß registriert? Grandioses Gespür für Timing sagte man Sarah nach, und das bewies sie auch gerade, indem sie sich zu Yannick beugte, sich seine Mikrofonhand griff und so tat, als wollten sie gemeinsam die Absage übernehmen: »Max« schrie sie ins Mikrofon, es übersteuerte, Yannick reagierte und bewegte immerhin den Mund zu leeren Silben, »Liebold!« Stimmt, sagte Yannicks Namensgedächtnis, so heißt er. Das Publikum spendete eifrig Moderatorenapplaus. Yannicks Texthänger war niemandem aufgefallen.
Trotzdem ging Yannick aufgewühlt von der Bühne. Dieser Abend war schon jetzt zu viel für ihn. Seine Agentin konnte es nur noch schlimmer machen.
Yannick zwängte sich in die Garderobe, wurde von unzähligen klamotten-wechselnden Gliedmaßen eines vielarmigen Künstlermonstrums durch den Raum gezogen und in eine Ecke an die Wand gezwängt. Dort blieb er dankbar kleben. Hier würde er einstweilen bleiben und hoffen, dass der Kelch eines Zusammentreffens mit seiner Agentin und dem Programmchef des Comedyclubs Nummer eins an ihm vorüberging. Yannick zog sein Handy aus der Tasche und schaltete es ein: keine neuen Nachrichten, keine SMS. Nichts. Wie lange wollte Konrad noch »ein wenig für sich« sein?
Nach und nach zerfiel die homogene Künstlermasse in der Raschbein-Garderobe in ihre Bestandteile; jeder klaubte Requisiten, Kostüme und Gliedmaßen zusammen, und ein Komiker, Jongleur oder Zauberer nach dem anderen löste sich mit einem leisen Plopp! aus der ehemaligen Teeküche und trollte sich in die Nacht oder zum Tresen der Theaterbar.
Yannick war der Letzte, der das Räumchen verließ. Zwanzig Minuten war die Show mindestens schon vorbei. Er zog sich langsam um und öffnete die Tür zum Zuschauerraum.
» … und Sie brauchen nicht noch einen Künstler in Ihrer Agentur?« Max Liebolds Stimme schwappte als Erstes hindurch. Yannick war versucht, die Tür ganz schnell wieder zu schließen. Aber die Tür befand sich direkt im Sichtfeld des Tresens.
»Ah, da kommt ja unser Star des Abends!« Uta Sybille Kramer hatte ein volles Glas Rotwein vor sich stehen. Ihrer Stimme nach zu urteilen, musste es das dritte sein. In zweihundert Millilitern würde sie von Wackersdorf anfangen. »Hat sich aber Zeit gelassen.«
»Schätze, er musste sein Namensgedächtnis neu booten«, lachte Sarah Tempel und prostete Yannick mit einer Weißweinschorle zu. Sie grinste dabei. Yannick grinste höflich zurück und sah, dass sie es richtig interpretierte als Dankbarkeit.
»Ähm … ja. Ich musste kurz mal ein wenig für mich sein«, sagte Yannick und fand, dass das nicht sehr souverän klang. »Telefonieren und so.«
»I-ist doch nichts dabei!« Uta Sybilles Stimme hatte schon leichte Kiekser in den Obertönen. »Der Star des Abends verlässt als Letzter die Garderobe. Das gehört sich so.«
»Genau. Wie bei Kapitänen und dem sinkenden Schiff«, ergänzte Sarah.
Alle Künstler umlagerten die Kramer und den Booker vom Cheeseclub. Was war er naiv gewesen zu glauben, seine Kollegen würden die beiden einfach schnell ziehen lassen! Waren Booker und Agenten zugegen, verwandelten sich Künstler in Motten, die die Hoffnung auf Engagements lustig umschwirrten. Und sich immer wieder verbrannten.
Max Liebold wandte sich an Manuel Pons: »Sag mal, Manuel, wie sieht’s denn aus, kann ich auch mal wieder im Cheeseclub spielen? Ist ja schon ’ne ganze Weile her, den Gig hat damals noch deine Vorgängerin gemacht. War damals aber super gewesen. Geile Stimmung und ist auch super angekommen!«
Max pokerte, hatte sich aber an Pons übernommen. »Du warst noch nie bei uns im Club.« Manuel Pons war berüchtigt dafür, dass er sämtliche Spielpläne des Cheeseclubs, einschließlich der zwei Anfangsjahre, die seine Vorgängerin gebucht hatte, auswendig wusste. Max errötete: »Nicht? … Öh … oder bring ich da gerade was durcheinander?« versuchte er eine halbherzige Rettung.
»Ist schon okay, war ja auch viel Schönes dabei in deinen Moderationen. Schick mir doch noch mal ’ne Demo-DVD von dir.«
»Klar, gerne, geht gleich morgen raus.« Max drehte – immer noch krebsrot im Gesicht – ab und zückte sogleich sein Notizheft.
»Yannick, komm doch mal her!« Uta Sybille winkte ihn zu sich heran. Yannick fügte sich diesem Wink.
»Ich war ja sehr überrascht, als ich euch vorhin im Publikum gesehen habe!«
»Keine Sorge, wir waren nicht wegen dir hier. Die Melanie meinte, ich sollte hier unbedingt heute herkommen. Weil sie hier mal ’nen total geilen Künstler gesehen hat, meinte sie.«
»Wer ist Melanie?«
»Kennst du doch, die Melanie! Meine neue Praktikantin! Sehr patentes Mädel. Diesmal aber wirklich. Nur die Beurteilung von Künstlern muss sie noch lernen. Also dieser Ronald Rettich geht wirklich gar nicht.«
»Ich mag das, was er macht! Er ist eben so, wie er ist.«
»Die Melanie meinte wirklich, das könnte so ’ne Art Harm Obarti der Arbeitslosenszene werden. Nee, echt nicht. Das ist viel zu lahm und zu i-intellektuell. Meine Güte! Ein Programm für arbeitslose Intellektuelle! Die meisten von denen sind doch gar nicht arbeitslos, sondern nur zu faul. Wer so viel Grips hat wie dieser Rettich, der kann was werden! I-ich finde, da ist jeder für sich selbst verantwortlich.«
Manchmal machte ihm Uta Sybille Kramer Angst. Er fragte sich, wie sie von dieser These auf Wackersdorf kommen würde, das nur noch einhundert Milliliter entfernt lag.
»Na ja, aber da Manuel und ich heute eh mal wieder was angucken gehen wollten, sind wir halt hi-ier hin. Und gelohnt hat sich das ja echt. Hat mich doch gefreut, mal wieder einen meiner Schützlinge in Aktion zu sehen. Das wird ’n schönes neues Programm, Yannick. Gefällt mir, weiter so. Das krieg i-ich verkauft. Da kriegen wir auch sicher was bei dem ein oder anderen Kleinkunstpreis gedreht!«
»Na ja, eigentlich … « – was eigentlich? Was eigentlich wollte Yannick jetzt sagen? Auf der Bühne vorhin waren ihm die Sätze zugeflogen wie Staub von den Scheinwerfern, wenn man sie im Raschbein-Theater zu verstellen versuchte, aber jetzt? – »Eigentlich ist die Nummer aber noch sehr unausgereift. Das war mehr so ein Versuch, das ist so sicher nicht reproduzierbar. Da muss ich noch dran arbeiten.«
»Quatsch!« mischte sich nun Manuel Pons ein: »Die kann so stehen bleiben, die ist perfekt so! Respekt! Klasse Nummer, so was sieht man nicht alle Tage.«
Nach jeder anderen Nummer wäre Yannick für so ein Lob vom künstlerischen Leiter des Cheeseclubs auf die Knie gegangen und hätte ihn als seinen Gott angenommen, aber heute?
»Du bist doch nächste Woche mal wieder bei uns im Cheeseclub. Mach die Nummer, bitte.«
Retten, Yannick, du musst dich retten!, flüsterte eine Stimme in seinen Gedanken. Die Stimme flüsterte es sicherheitshalber per Flüstertüte.
»Ach, ich weiß nicht, die Nummer hier ist … « – ja, was eigentlich? Und wieso stellte sein Verstand laufend Zwischenfragen? – » … noch ganz neu und viel zu frisch, um sie schon im Cheeseclub zu machen.«
»Eben! Eben! Neu und frisch!« Manuel schlug mit der flachen Hand erst auf den Tresen und fuchtelte dann mit ausgepiekstem Zeigefinger auf Yannick zu: »Neu und frisch! Und deshalb will ich, dass du nächste Woche bei uns diese Nummer spielst! Und nur diese. Da liegt deine Zukunft! That’s it! Und – meine Güte! – diese Idee mit dem Flusspferdpfleger, ey! Das ist auf eine gewisse Weise ganz schön schrill!«
Rette dich, Yannick Herbst! Renn, so schnell du kannst!
Pons insistierte und senkte die Stimme: »Yannick, ich will ehrlich sein. Auf ein Wort von Mann zu Mann, also von Mann zu Schwuchtel. Ha ha!« Er patschte ihm eine Hand auf die Schulter. Papa spricht vertraulich mit dem Sohnemann, gleich würde er anfangen von den Blumen und Bienen: »Weißt du, ich war mir ja nie so sicher, ob das mit dir wirklich was wird.« Die Blumen waren welk, und die Bienen stachen zu.
»Ah ja«, sagte Yannick verunsichert.
»Ja wirklich, gibt ja genug, die es mittelfristig einfach nicht packen, aber was ich heute von dir gesehen hab: Respekt! Echt! Hohe Anerkennung! Das ist der richtige Weg. Das wird doch noch was mit dir!«
»Danke«, erwiderte Yannick leise und wäre aus Papas Umklammerung gern zu Mama geflohen, um sich bei ihr auszuweinen.
Sarah Tempel schäkerte derweil mit Uta Sybille Kramer. Zwecklos. Die Kramer nahm keine Frauen auf. Es reichte, dass sie selbst eine Frau war und sich stets mit ihren Praktikantinnen verkrachte. Mehr Frauen um sich herum ertrug sie nicht. Vor allem nähme ihr feministisches Grundverständnis Schaden, wenn sie sich zu einer Chefin über andere Frauen aufschwänge. Chefin ausschließlich über Männer zu sein, war viel tougher. Trotzdem stießen Sarah und Uta Sybille gerade an: »Bei vielen Künstlerinnen und Künstlern fehlt mir einfach die Bri-isanz! Wir damals, wir haben noch am Bauzaun von Wackersdorf campiert! Sarah, sag, wo hast du schon campi-iert?«
Yannick begutachtete Uta Sybilles Weinglas. Es war leer. Seine Agentin wandte sich zu ihm um. »Na, ihr habt alles besprochen?«
Yannick nickte: »Ich glaub schon.«
»Dann hätten wir ja für heute alles geklärt.« Sie erhob sich. Manuel Pons reichte ihr die Jacke.
»Wir telefonieren, Yannick. Wenn du immer so spielen würdest wie heute, alle Achtung! Da kommen wir mit dir ein gutes Stü-ück voran. Vielleicht verdiene ich mit dir ja doch noch mal richti-ig Geld!« Sie lachte. Manuel lachte. Und Yannick tat jedenfalls so.
»Auf geht’s!« Uta Sybille Kramer und Manuel Pons verließen untergehakt das Raschbein-Theater.
Yannick schaute ihnen nach, dann wandte er sich niedergeschlagen zur Theke um. Auch die Tresenkraft blickte dem kuriosen Duo nach, als hätten sie gerade die Zeche geprellt.
»Nee, nä?« Yannick verdrehte die Augen. »Wie viel?«
»Drei Rotwein, zwei Hefeweizen und zwei Latte macchiato sind noch offen. Das waren doch deine Gäste oder?«
»Ich fürchte, ja.« Yannick zahlte. »Und für mich auch noch ein Bier.«
»Das geht dann aufs Haus.«
Yannick setzte sich an den Tresen. Neben ihm saß Ronald Rettich vor seinem großen Hefeweizen.
»Was bin ich froh, dass die mich scheiße fand«, sagte er mehr zu seinem Glas als zu Yannick. »Aber vielleicht sollte ich mal mit ihrer Praktikantin telefonieren.« Ronald lachte.
»Du hast alles mitgehört?«
»Klar.«
»Und, was sagst du dazu?«
»Du bist ganz schön am Arsch, nicht wahr?«

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus: Volker Surmann. Die Schwerelosigkeit der Flusspferde. Roman. Querverlag, Berlin 2010. 255 Seiten, 14, 90 Euro. Das Buch ist soeben erschienen.