»Ich bin ä kleines Rädle«

CDU und FDP in Baden-Württemberg verständigten sich auf ein nächtliches Alkoholverkaufsverbot an Tankstellen. Ein Bürger fragt bei der CDU-Landtagsfraktion nach. small talk von thomas blum

Grüß Gott, hier isch Blum. I han g’lese’, dass die CDU für des Alkoholverbot plädiert. Wo i wohn’, da gibt’s koi Ei’kaufslädle, wo i abends ä Bier kaufe’ kann. Da muss i an die Tankstell’.

Das bezieht sich nicht nur auf Tankstellen, sondern auch auf sonschtige Lädle. Man sieht, dass durch die nächtlichen Spontankäufe von Alkohol der Jugendalkoholismus und die Jugend­gewalt zugenommen haben.

Aber so hindert m’r alle Leut’ dran, abends ihr Bier zu kaufe’! Außerdem: Isch des net besser, wenn die Jugend abends ä Bier trinkt, als wie wenn die sich Ekschtäsy spritzt?

Am besten ist es, wenn sie beides net macht.

Die CDU war doch immer dafür, dass es ’en freie’ Biermarkt gibt!

Das wurde nicht aus dem hohlen Bauch entschieden. Die Abgeordneten haben sich die Meinungen von Fachleuten angehört, von Polizisten, Ärzten, Vertretern der Tankstellen …

Der Bierkonsum geht zurück in Deutschland, han i jetz’ g’lese’. Da isch doch praktisch der Bierstandort g’fährdet.

Es wird sicher Einbußen beim Alkoholverkauf geben, aber auch Verbesserungen im Bereich des Jugendalkoholismus und der Jugendgewalt.

Aber wenn die Jugend Alkohol kaufe’ will, macht die des sowieso. Die CDU kann doch aber auch net sage’: So, ab acht Uhr früh dürfe’ Sie koin Kaffee mehr kaufe’. Da kommt m’r sich ja vor wie im Sozialismus!

Ich bringe mal ein unzulässiges Argument: Folgt man Ihrem Gedanken, müsste man sagen: Lassen wir doch das Alkoholverbot im Straßenverkehr weg! Dann wird auch mehr verkauft!

Aber beim nächschte’ Mal überleg’ i mir, ob i noch mal CDU wähl’.

Ich muss eines sagen: Ich bin nur der parlamentarische Berater, der die Facharbeit macht. Ich hab’ nix zu entscheiden. Das tun andere. Ich bin ä kleines Rädle.