Keiser gegen Kanzler

von ivo bozic

Man kann über Helmut Schmidt denken, was man will. Aber niemand steht so exemplarisch für die Bundesrepublik Deutschland wie er – der soldatische Sozialdemokrat. Schmidt war, ist und wird immer der Kanzler bleiben, egal wie viele andere nach ihm sich so anreden lassen. Immer war er sehr beliebt.

Horst Keiser hat vermutlich nie jemand gemocht. Doch seit 20 Jahren hat der frühpensionierte Postbeamte aus Wiesbaden eine Mission und dazu ein paar Freunde gefunden. Mit ihnen zusammen organisiert er Kegelabende, Stammtische, Ausflüge und Tanzveranstaltungen – das alles sind Betätigungsfelder der Nichtraucher-Initiative Wiesbaden, deren 1. Vorsitzender Horst Keiser ist. Mit Rauchen oder Nichtrauchen hat das nichts zu tun, aber beim Dackelclub des Hausmeisters Krause trifft man sich ja auch nicht nur, um über Dackel zu reden.

Ansonsten betätigt sich der Vereinsvorsitzende aber auch gern als Denunziant. Raucher anzeigen, das ist ja die neue Hauptbeschäftigung für Leute, die keine Falschparker mehr anschwärzen können, weil man vor ihrem Fenster eine Anwohnerparkzone eingeführt hat. Klar, dass man für sowas in Deutschland einen Orden bekommt. 2005 erhielt der Horst Keiser vom Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz. Deutschland dankte ihm – und wie bedankt er sich bei Deutschland? Indem er es anzeigt. Genauer Helmut Schmidt, weil der in einem Hamburger Theater, trotz Rauchverbots, öffentlich seine Mentholzigaretten qualmte.

Aber vielleicht ist der Keiser doch mehr Deutschland als der Kanzler: Bereits über 1 000 Beschwerden gingen beim Verein »Pro Rauchfrei« ein, der ein Formular zur Denunziation von Rauchern im Internet anbietet. Die deutsche Antwort auf die Keisers und ihre Hilfsgartenzwerge müsste wohl so aussehen: Da es seit dem Rauchverbot in Gaststätten nach Schweiß, Toilette und diversen Körperausdünstungen stinkt, sollte jemand ein Formular online stellen, mit dem man Stinker anzeigen kann. Sicher gibt es dafür auch eines Tages das Bundesverdienstkreuz.