Endlich wieder Zweiter

Wolfgang Gerhardt ist der Wiedereinsteiger der Woche: Erneut bekleidet er sein Amt als ewiger Zweiter, dessen Hauptaufgabe es ist, Guido Westerwelle als Ersten zu bestätigen. 2006 verlor Gerhardt sein letztes großes Amt, Westerwelle wurde Fraktionsvorsitzender. Doch der »Sidekick« hat noch nicht genug. Mit einem Thesenpapier hat er sich rechtzeitig zum Dreikönigstreffen zurückgemeldet.

Gerhardt macht sich Sorgen, dass die Wähler nicht mehr alle Entscheidungen der Partei verstehen könnten, zum Beispiel die Ablehnung des Mindestlohns. Es fehle an programmatischer Konsistenz, an einem geistigen Überbau, so dass jeder und jede auch einsehe, warum es ohne Mindestlohn allen besser gehe. Bei der Entwicklung seines Thesenpapiers »Für Freiheit und Fairness« hat Gerhardt sich darauf besonnen, dass Altes manchmal besser sein kann als Neues, und die bewährten Kernthemen der Partei wiederverwertet: freie Marktwirtschaft, Bürgerrechte, Bildung, Außenpolitik. Kontinuität zeigt er auch, indem er der Lieblingszahl der FDP die Treue hält. Sein Papier weist 18 Punkte auf 18 Seiten auf. Ändern will er die Art, wie die Partei sich präsentiert, seriöser solle sie werden. Dazu gehört auch Verbindlichkeit. So fordert er, dass sich die Partei vor den anstehenden Landtagswahlen auf einen Koalitionspartner festlegen solle. Um das derzeitige Niveau der FDP zu illustrieren, verwendet Gerhardt in seiner Kritik vornehmlich Metaphern aus Sport und Spiel. »Man kann nicht als One-Man-Show kurz vor der Bundestagswahl Kaninchen aus dem Hut zaubern«, sagt er. Früher sei die FDP als »Mannschaft mit vielen kompetenten Spielern« wahrgenommen worden. Die Lösung liefert er gleich mit: »Ich werfe meinen Hut in den Ring.«

Die Ideen waren Westerwelle für eine Erwähnung beim Dreikönigstreffen dann doch zu alt. Aber Gerhardts Wiedereinstieg in seine Rolle als erfolgloser Konkurrent begrüßte Westerwelle mit den Worten: »Ich will es nicht anders, lieber Wolfgang!« eb