Nachrichten

Journalisten schlagen zurück

Arbeitsminister Mervyn Silva wünscht sich ein großes Publikum, und es erzürnt ihn sehr, wenn ihm dies verweigert wird, noch dazu von einem staatlichen Fernsehsender. Deshalb stürmte er am Donnerstag der vergangenen Woche aufgebracht in das Gebäude des Senders Rupawahini, um sich darüber zu beschweren, dass seine Rede zur Eröffnung einer Brücke am Vortag nicht ausgestrahlt worden war. Als dabei einer seiner Mitarbeiter gegen den Nachrichtenredakteur handgreiflich wurde, ihn aus einem Büro zerrte und sein Hemd zerriss, nahmen Angestellte des Senders den Minister samt Entourage kurzerhand gefangen und forderten eine öffentliche Entschuldigung. Daraufhin versammelten sich vor dem Sender zahlreiche mit Tränengas ausgerüstete Polizisten. Ein Vermittlungsversuch des Medienministers Lakshman Yapa Abeywardena scheiterte. Erst nach über drei Stunden endete die Geiselnahme, die vom Sender live übertragen wurde, mit der geforderten Entschuldigung des Ministers.

Silva ist für seine rassistischen Bemerkungen über Tamilen bekannt, und es ist nicht das erste Mal, dass er und seine Mitarbeiter durch einen tätlichen Angriff auffallen. Im Januar 2007 stürmte ein von Silva angeführter bewaffneter Mob eine öffentliche Veranstaltung der neu gegründeten UPM gegen den Bürgerkrieg in Sri Lanka und verletzte dabei mehrere Menschen. Im September marschierte der Arbeitsminister trotz Protesten des Sicherheitspersonals mit einer Pistole in das kanadische Hochkommissariat, um ein Visum für seinen Sohn zu fordern, der zuvor einen Buchhalter angegriffen und bedroht hatte. Der Generalsekretär der Partei SLFP, der Silva angehört, hat zwar angekündigt, dass die Vorfälle »untersucht« werden sollen, aber ähnliche Zusagen hatten in der Vergangenheit keine Aus­wir­kun­gen. ak

H – O –H – L!

Rechtsextreme Fußballfans. Nazis werden nicht gern mit Nicht-Nazis verwechselt. Darum rufen sie, wenn sie in einer Horde auflaufen und andere Leute mit Baseballschlägern niederknüppeln, Pfefferspray und Reizgas sprühen und Molotowcocktails schmeißen, um jedes Missverständnis zu vermeiden: »Wir sind Nazis!« Die rechtsextremen Hooligans, die am Abend des 27. Dezember eine Feier von Fußballern, Sponsoren und Fans des FC Sachsen Leipzig in einer Gaststätte in Eilenburg stürmten, riefen außerdem »L – O – K« für den Verein Lok Leipzig. Es handelte sich um den zweiten Angriff auf Angehörige des gegnerischen Vereins in zwei Wochen. Drei Personen wurden verletzt. gs

Ende der Schonzeit

Kroatien. Die Vorbereitung der Prozesse vor dem Internationalen Tribunal in Den Haag dauert lange, einige Angeklagte werden daher unter Auflagen entlassen. So auch Mladen Markac, dem Kriegsverbrechen bei der Vertreibung der Serben vorgeworfen werden. Allerdings durfte er Zagreb nicht verlassen. Um Markac etwas Zerstreuung zu bieten, wurde ihm jedoch die Teilnahme an einer Wildschweinjagd ermöglicht, und weil das Vaterland seine treuen Diener nicht vergisst, nahm auch Innenminister Ivica Kirin an der Jagd teil. Pech nur, dass ein Foto von der Jagdgesellschaft veröffentlicht wurde. Am Samstag trat Kirin zurück, und Markac muss nun zurück in seine Zelle nach Den Haag. js

Unerwünschter Sieger

Thailand. Die Generäle wünschten sich ein anderes Ergebnis. Doch bei den Wahlen am 23. Dezember errang die People’s Power Party (PPP) 233 der 480 Mandate. Die PPP ist die Nachfolgepartei der von Ministerpräsident Thaksin Shinawatra geführten TRT, das Militär hatte Thaksin im September 2006 gestürzt, im Mai wurde die TRT verboten. Der vor allem unter der armen Landbevölkerung weiterhin populäre Thaksin kündigte seine Rückkehr aus dem Exil an, will die PPP aber vorerst nur »beraten«. Thaksin muss jedoch mit seiner Verhaftung wegen Korruptionsvorwürfen rechnen. Das Militär sagte zu, das Wahlergebnis zu respektieren, wünscht aber eine Regierung ohne Beteiligung der PPP. ak

Iso-Zellen mit Dunstabzug

Keine rote Unterhose angehabt an Silvester? Beim Bleigießen kein Kleeblatt geformt? Keine Linsensuppe an Neujahr gegessen? Macht nichts. Das Unglück im Jahr 2008 ist durch keinen faulen Zauber mehr abzuwenden. Am 1. Januar ist das »Nichtraucherschutzgesetz« für gastronomische Einrichtungen in den meisten Bundesländern in Kraft getreten. Selbst in Frankreich dürfen die grandes dames et monsieurs nur noch in so genannten »Fumoirs«, Isolationszellen mit Dunstabzugshaube, in Privaträumen oder im Gefängnis rauchen. Immerhin hat der deutsche Hotel-und Gaststättenverband Verfassungsbeschwerde eingelegt, da das Rauchverbot die im Grundgesetz geschützte Eigentums- und Berufsfreiheit beschneide. Das Verbot von Heizpilzen wurde vom Berliner Abgeordnetenhaus abgewendet. Die letzten Bastionen der Freiheit bleiben also die Straße und die eigenen vier Wände. Rauchen in der Wohnung gilt nach einem Urteil des Landesgerichts Köln als »sozialadäquates Verhalten«. da