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Alberto Fujimori wusste schon, warum er sich der Strafverfolgung durch Flucht ins Ausland und ein Leben im japanischen Exil entzog, denn nun sieht er sich mit immer neuen Vorwürfen konfrontiert. Am Mittwoch voriger Woche wurde Fujimori, der von 1990 bis 2000 peruanischer Präsident war, von einem Gericht in Lima des Amtsmissbrauchs für schuldig befunden und zu sechs Jahren Haft verurteilt. Kurz vor seiner Flucht soll er eine illegale Hausdurchsuchung bei seinem Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos angeordnet haben, um ihn belastende Dokumente verschwinden zu lassen. Montesinos, der ebenfalls im Gefängnis sitzt, ließ Dossiers über Feinde und Verbündete erstellen. Vermutlich hatte er auch Material über die schwerwiegenderen Vorwürfe gegen Fujimori, die nun untersucht werden. Derzeit läuft ein anderer Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten, in dem er wegen Mordes, Entführung und Korruption angeklagt ist. Dem 69jährigen, der im September von Chile an Peru ausgeliefert worden war, wird vorgeworfen, Auftraggeber von 25 Morden und zwei Entführungen durch die Todesschwadronen des Grupo Colina zu sein. Fujimori wies alle Anschuldigungen zurück und bestritt, Kontakt zur Gruppe gehabt oder von deren Aktivitäten gewusst zu haben. Der paramilitärische Grupo Colina war während Fujimoris Amtszeit zur Aufstandsbekämpfung gegen die maoistische Guerilla Leuchtender Pfad und die indigene Guerilla­gruppe Túpac Amaru (MRTA) gebildet worden.

Es ist das erste Mal in der Geschichte Perus, dass sich ein ehemaliger Regierungschef vor Gericht für während seiner Amtszeit begangene Verbrechen verantworten muss. Im Falle eines Schuldspruchs drohen Fujimori bis zu 30 Jahre Gefängnis. Doch das Verfahren wird sich wohl längere Zeit hinziehen. Im Juli 2008 wird Fujimori 70 Jahre alt, mit dem Erreichen dieser Altersgrenze könnte ihm Haftverschonung gewährt werden. In den USA wurde unterdessen vom unabhängigen National Security Archive ein Papier des Pentagon verbreitet, nach dem Fujimori die Ermordung der MRTA-Guerilleros angeordnet hat, die im Dezember 1996 in der Residenz des japanischen Botschafters in Lima Geiseln genommen hatten. Bei der gewaltsamen Befreiungsaktion waren alle 14 an der Operation beteiligten Mitglieder der MRTA getötet worden.

ak