Oldies but Goldies

ich-ag der woche

Viel Negatives wird im allgemeinen über die so genannte überalterte Gesellschaft berichtet. Und das völlig zu Unrecht. Denn in Zeiten, da die »Rente mit 67« eingeführt wird, besteht die einzige Chance, noch ein paar schöne, angenehme und frohe Momente des Lebens zu ergattern, doch nur darin, möglichst alt zu werden. »Mit 68 Jahren, da fängt das Leben an, mit 68 Jahren, da hat man Spaß daran«, müsste Udo Jürgens heute singen.

Aber die Schweizer machen es uns vor, wie es gehen kann. Auch im Alter lässt sich noch einiges erleben und erreichen. Zum Beispiel kann man zur »Miss Altersheim« gekürt werden. Léontide Vallade heißt die erste Frau der Schweiz, die mit diesem ehrenvollen Titel ausgezeichnet wurde. Sie trat am Wochenende in Genf gegen neun Gegenkandidatinnen aus fünf Altersheimen an, und am Ende gewann sie den hart umkämpften Wettbewerb mit klarem Vorsprung.

Zwei Kriterien hatten die Bewerberinnen für die Teilnahme erfüllen müssen: Sie mussten über 70 Jahre alt sein und alleine gehen können. Bereits hieran lässt sich jedoch ablesen, dass das Konzept des recht jungen Wettbewerbs durchaus noch zu verbessern ist. Warum nicht auch Bewerberinnen im Rollstuhl zulassen? Auch der Gewinn, der der stolzen Siegerin winkte, lässt sich reizvoller gestalten. Vallade erhielt als Preis ein Essen in einem Luxusrestaurant.

Die Anwärterinnen auf die begehrte Auszeichnung mussten vor der Jury defilieren, Auskunft über ihre Hobbys geben, ihre liebste Blume benennen und den verrücktesten, noch nicht realisierten Traum ihres Lebens verraten. Vallades Lächeln soll die Jury schließlich überzeugt haben.

Der Organisator des gerontokratischen Spektakels, Laurent Rérat, plant angesichts des überwältigenden Erfolgs des Wettbewerbs bereits, auch den Titel »Mister Altersheim« zu vergeben. Ach, ein bisschen älter möchte man sein!

paul urban