Schneller als die Friedenstruppen

supermeldung

Die Hafenstadt Kismayo galt als möglicher Landungspunkt für die Truppen der Afrikanischen Union, die Anfang September beschlossen hatte, Soldaten zur Friedenssicherung nach Somalia zu entsenden. Doch die Union of Islamic Courts (UIC) war schneller und nahm in der vergangenen Woche mit ihren Milizen Kismayo kampflos ein. Kurz nach dem Einmarsch kam es zu Protesten gegen die Islamisten, mindestens ein Jugendlicher wurde erschossen. Milizionäre sprengten eine Demonstration von Hunderten von Frauen, 20 von ihnen wurden verhaftet. Andere Demonstranten wiederum begrüßten die UIC, die seit Juni die Hauptstadt Mogadischu kontrolliert und dort eine gewisse Stabilität nach 15 Jahren chaotischer Zustände sichert.

Obwohl ein Waffenstillstand vereinbart worden ist, will die UIC offenbar ihren Machtbereich Schritt für Schritt ausweiten. Um das zu verhindern, sind weitere Truppen aus Äthiopien einmarschiert. Diese sollen den international anerkannten, aber weitgehend machtlosen Premierminister Ali Mohammed Ghedi schützen. Dessen Regierung kontrolliert nur das Gebiet um die Stadt Baidoa, doch auch dort scheinen die Islamisten unterwegs zu sein. Am 18. September entging Präsident Abdulahi Yusuf nur knapp den Bomben von zwei Selbstmordattentätern. Die Regierung in Baidoa macht die UIC verantwortlich.

michael reckordt