»Dann nehm’ ich mal die Zwei«

small talk

Journalisten führen nicht nur Interviews, manchmal werden sie interviewt. Gerne auch von Meinungsforschern.

Jungle World, Deniz Yücel, Guten Tag.

Kreller, Guten Tag. Wir führen eine Befragung zum Thema Sponsoring durch. Wir hätten eine Beantwortungsskala von eins (trifft voll und ganz zu) bis hinunter zu sechs (trifft überhaupt nicht zu).

Bitte.

Sponsoring ist für Unternehmen ein wirkungsvolles Mittel, um ihre Bekanntheit zu erhöhen.

Ich glaub’ schon. Für wen führen Sie die Umfrage durch?

Für das Institut ( …). Durch Sponsoring zeigt ein Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung.

Verantwortung? Ich dachte, Unternehmen sind dazu da, Profite zu erwirtschaften. Wie sehen Sie das?

Ich gebe dazu keinen Kommentar ab. Sponsoring ist nur eine andere Form von Werbung.

Wie war das? Eins bedeutet voll und ganz…

…bis hinunter zu sechs (trifft überhaupt nicht zu).

Dann nehm’ ich mal die Zwei.

Durch die Fifa-WM 2006 wird das Thema öffentlich diskutiert. Das Vorgehen der Fifa beim Sponsoring ist nötig, damit solche Großereignisse noch stattfinden können.

Hat die Fifa diese Umfrage in Auftrag gegeben?

Nein. Also, wie schätzen Sie das ein?

Ich finde das vollkommen in Ordnung, wenn jeder Bäcker seine kleinen WM-Brötchen backen darf.

Die Fifa versucht, sich als zentralen Player zu positionieren.

»Die Fifa als Player«, das gefällt mir. Sonst? Keine Ahnung.

Die Fifa schützt ihre legitimen Interessen.

Sicher schützt sie ihre Interessen. Ob die legitim sind …

Durch die rigorose Haltung der Fifa zur Sicherung von Sponsorenexklusivität kann es zu negativen Effekten für die Sponsoren kommen.

Die Fifa ist wirklich nicht Ihr Auftraggeber ?

Nein.

Sie stellen Ihre Arbeit kostenlos der Fifa zur Verfügung?

Das weiß ich überhaupt nicht.

An Ihrer Stelle würde ich die Ergebnisse an die Fifa verkaufen.

Da sollte ich mal meinen Chef fragen.

Ja, so als privater kleiner Nebenverdienst.

Ach, jeder braucht Geld. Bei der WM werden Stadien, die nach Sponsoren benannt sind, diese Namen nicht führen dürfen. Dass Stadiennamen ereignisbezogen wechseln, wird üblich werden wie wechselnde Bandenwerbung.

Es ist zu befürchten. Wobei es um einen Namen wie »Arena auf Schalke« auch nicht schade ist. Die »Glückaufkampfbahn« – das war noch ein schöner Name!