Erst schlagen, dann fragen

ich-ag der woche

Eine Militäroperation mit konventionellen Waffen ist kompliziert. Zehntausende Soldaten müssen Sie bewegen, tausende Bomber und Kriegschiffe und Panzer und das ganze Zeug koordinieren, für den Nachschub sorgen, die Truppe bei Laune halten, auf die Stimmung zuhause achten, Offensiven und Gegenoffensiven planen und und und. Selbst wenn der Präsidentenpalast erobert ist, ist die Sache nicht beendet. Dann beginnt der Widerstand, der Kampf geht weiter, Mann gegen Mann, die Zinksärge häufen sich, die Stimmung sinkt – mon Dieu, wie anstrengend! Wäre es nicht viel billiger, effizienter und eleganter, die leidige Angelegenheit mit einem einfachen Knopfdruck aus der Welt zu schaffen? Man muss ja nicht alles auf einmal kaputt machen, man kann eine große Atombombe in viele kleine teilen und hier mal eine Höhle in die Luft jagen und dort mal einen unterirdischern Bunker sprengen. Ein Krieg, der eher vorbei geht, als eine Flasche Bordeaux ausgetrunken ist. Chapeau!

Die Weltgeschichte der letzten 60 Jahre wäre ganz anders verlaufen, wenn man diesen unkonventionellen Schritt gewagt hätte. Brutal? Nein, wirkungsvoll. Und human. Vier Millionen Zivilisten starben in Vietnam, zwischen 350 000 und 1,5 Millionen in Algerien, dazu das Desaster zuhause mit Sartre, Hippies und freier Liebe. Man hätte diese Gräuel mildern können.

Sage keiner, es sei unverhältnismäßig, mit Atomwaffen gegen Autobomben vorzugehen. Würden die Terroristen auf den Einsatz von Atombomben verzichten, wenn sie welche besäßen? Eben. Sie mit nuklearen Mitteln zu bekämpfen heißt deshalb nur, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Und zwar, bevor sie sie haben. Sonst könnten sie mit Atomwaffen zurückschlagen, weshalb man sie erst gar nicht angreifen könnte. Das wiederum hieße, dass sie tun und lassen könnten, was sie wollten. Quel malheur!

Spätestens jetzt wissen die Schurkenstaatenterroristen, dass ihre Zeit abläuft. Sie werden sich darum bemühen, schneller an die Bombe zu kommen. Monsieur le Président, Sie müssen das verhindern! Sie wissen ja auch wie.

deniz yücel