Decrescendo

supermeldung
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Die Tonleiter umfasst acht Töne, hat ein kluger Kopf mal geschrieben, die Frage, ob der beste Ton Do, Re oder Mi heiße, sei unsinnig, der Musikant müsse nur wissen, wann er welchem zu spielen habe. Der Satz stammt nicht von Ariel Sharon, sondern von Leo Trotzki, aber Sharon scheint ihn zu beherzigen, jedenfalls gehört er, anders als gemeinhin angenommen, möglicherweise doch nicht zu jener Sorte von Musikern, über die Trotzki spottete, sie bearbeiteten die Klaviatur mit dem Stiefel, anstatt die Noten zu unterscheiden.

Weltberühmt wurde Sharon als Meister des Fortissimo, immer laut, immer hart, und immer, wenn das Publikum dachte, jetzt ist aber gut, wusste er noch einen Paukenschlag draufzusetzen. Dann, im vorigen Sommer, ein Sforzato, mit dem er zu ganz neuen Tönen überging. Nun steht das nächste Sforzato bevor: Sharon quittiert den Dienst im Likud-Orchester, das er mitgegründet, dem er lange als Dirigent vorgestanden und zu dessen unverwechselbarem Stil er maßgeblich beigetragen hat. Gemeinsam mit einem Teil seiner bisherigen Mitspieler will er eine neue Combo gründen und mit dieser bei der vorgezogenen Wahl zum neuen Generaldirigenten antreten, um vielleicht bald, zusammen mit den Kollegen Amir Peretz und Mahmoud Abbas, einzustimmen: »Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt / Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.«

adam flut