Sonne ohne Unterlass

liebe ware

Produkte, die wir auch nach dem Kapitalismus nicht missen wollen. Ich schlafe gerne, mindestens acht Stunden pro Nacht, das soll auch nach der Revolution so bleiben. »Unser Blut sei nicht mehr der Raben und der mächt’gen Geier Fraß! Erst wenn wir sie vertrieben haben, dann scheint die Sonn’ ohn’ Unterlass«, singen die Völker dieser Erde. Eine Horrorvorstellung! Wenn ununterbrochen die Sonne scheint, macht der Schlafmangel auch den größten Kommunisten wirr im Kopf. Dann heißt es entweder, her mit den luft- und lichtundurchlässigen Rollos, die man vor allem aus Einfamilienhaussiedlungen kennt und die jedes noch so schmucke Häuschen verunstalten. Oder man produziert weiterhin die coolen Schlafbrillen, die auch jetzt schon ganz kommunistisch kostenlos auf Flugreisen verteilt werden. Für Menschen, die nicht nur dem Schönheitsschlaf vertrauen, gibt es auch Schlafbrillen, die ein kühlendes Gel enthalten, das Augenringe zum Verschwinden bringen soll. Für mich würde es auch die einfache schwarze, anschmiegsame Baumwollschlafbrille tun, vielleicht noch mit einem kleinen Nasenpolster und verstellbaren Gummibändern. Es könnte ja sein, dass ich sie mal verleihen möchte, »meine« Brille. Mein anderes Problem wird sich möglicherweise nach der Revolution nicht so einfach lösen lassen. »Die Müßiggänger schiebt beiseite«, heißt es in dem bekannten kommunistischen Song. Das hat mir gerade noch gefehlt.

tanja fischer