Daheim im Reich

ich-ag der woche

Ein Besuch in der alten Heimat kann schön sein. Seine Rückkehr hatte sich Ernst Zündel aber sicherlich anders erträumt. Einer der prominentesten Vertreter des Negationismus wurde in der vorigen Woche von Kanada an Deutschland ausgeliefert. Seit nunmehr 30 Jahren macht sich Zündel mit der Verbreitung antisemitischer und negationistischer Schriften einen Namen, seit 20 Jahren ist Zündel ein Opfer, und zwar das »Opfer einer jüdischen Anzeige«, wie es auf der »zundelsite« heißt. Mit viel Pathos inszeniert er sich selbst und stellt seine konsequente Leugnung des Holocaust als eine Kampagne für die Meinungsfreiheit dar. Er habe sein Leben der »Reinwaschung Deutschlands« gewidmet. Sein Gegner sei eine mächtige »Holocaust-Lobby«. Auf den Seiten des negationistischen Adelaide–Instituts wird Zündel als »eine Heldengestalt des deutschen Volkes« bezeichnet.

Im Jahr 1958 war Zündel nach Kanada ausgewandert, um der Wehrpflicht zu entgehen, da er wie sein Vater ein Pazifist sei. Er pflegte gute Kontakte zu Neo- und Altnazis, wie dem SS-Veteranen und bis zu seinem Tod aktiven Verleger und Überzeugungstäter Thies Christophersen, dessen Buch »Die Auschwitz-Lüge« er Mitte der siebziger Jahre ins Englische übersetzte. Nachdem die USA sein Einbürgerungsgesuch abgelehnt hatten, wurde Zündel nach Kanada abgeschoben, von wo er nun ausgeliefert wurde, weil er in den Augen der kanadischen Justiz eine »Bedrohung der nationalen Sicherheit« darstelle. Seit dem 2. Februar ist Zündel daheim im Reich und sitzt in Mannheim in Untersuchungshaft. Bereits im Jahr 2003 wurde gegen ihn vom Amtsgericht Mannheim ein Haftbefehl wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener erwirkt.

jörg meyer