Rockende Romantik

Zugegeben, der Name würde auch zu ein paar jung gebliebenen Polizisten passen, die in ihrer Freizeit Songs von BAP und AC/DC nachspielen und zum Höhepunkt der Weihnachtsfeier der Direktion 2 in Berlin-Spandau vorsingen. Aber für Irritationen sorgen die Jungs vom Jeans Team gerne, und wenn man sie fragte, würden sie vielleicht dort auch spielen.

Vor mehr als vier Jahren erschien ihre erste Platte »Ding Dong«, damals noch bei dem Label Kitty-Yo. Ein Album voller minimalistischer Synthesizerbeats, unfertigen Elektrogefrickels, viel NDW, etwas Dada, noch mehr Punk. Überragt von dem geilen, donnernden und einpeitschenden »Wir singen keine Melodien, wir singen eins, zwei, drei, vier«. Nach einem solchen, ja, Brüller, sucht man auf dem neuen Album »Musik von oben« vergebens. Es ist professioneller, durchkomponierter, leiser, romantischer. Aber schön ist es.

Vom »Sound von Berlin«, für den das Jeans Team wie alles von Kitty-Yo einst bejubelt wurde, spricht niemand mehr, die »Berliner Seiten« sind eingestampft, die Hauptstadthysterie ist verflogen. »Berlin, Berlin am Meer / Wie schön / Wenn es so wär«, singt das Jeans Team dazu. Das beste Stück der neuen Platte aber heißt »Oh Bauer«, wo ein harter Dancefloor die wunderbar unpassenden Textzeilen untermalt: »Oh Bauer / nimm mich mit / früh am Morgen / auf die Felder / in die Sonne / mit dem Glauben an den Tag / und den Säcken voller Saat.« Man möchte sofort zum Rechen greifen und losziehen. Was, zum Teufel, suchen wir an diesem gottlosen Ort ?

deniz yücel

Jeans Team: Musik von oben (Louisville Records/Universal)