Friede den Kleingärtnern

raucherecke

Kleine Kränzchen aus Hanf hatten sich Nachfahren der Flower-Power-Generation um die Köpfe gewunden. Die Vertreter der Staatsgewalt verzichteten darauf, sie ihnen vom Kopf zu reißen, um den THC-Gehalt zu prüfen. Weniger verständnisvoll zeigten sich vier Polizisten gegenüber einem älteren Kiffer. Es nutzte ihm nichts, dass er sich auf seine demokratischen Rechte berief. Er wurde mitgenommen.

Die Beamten wollten offenbar dem Motto der achten Berliner Hanfparade »Get Wise – Legalize! Drogenfahnder zu Kleingärtnern!« nicht folgen. Vielleicht sollte man ihnen einen interessanteren und lukrativeren Job in Aussicht stellen. »Auch dieses Jahr ist wieder mit Polizeikontrollen wegen Drogen zu rechnen«, hatten die Organisatoren bereits im Vorfeld gewarnt und geraten, besonders auf zivil gekleidete nette Herren mit Oberlippenbärtchen zu achten.

Es dominierte jedoch die klassische Uniform. Bereits am Alexanderplatz schritten auf jedem Bahnsteig große Kolonnen von Ordnungshütern zwischen den Samstagseinkäufern umher, vollständig ausgerüstet mit Helmen und Schlagstöcken. Ebenfalls ungetarnt trat das »Anti-Konflikt Team« der Polizei in seinen leuchtend gelben, mit dem Kürzel »Aha!« (Aufmerksamkeit, Hilfe, Appell) an und mischte sich bei der Auftaktkundgebung am Roten Rathaus unter die Freunde von Hanf und / oder THC. Das Aha-Erlebnis blieb allerdings aus. Helfen beim Rollen eines Joints mochte das Team nicht. Immerhin stand es für Erinnerungsfotos zur Verfügung, auf die einige Paradeteilnehmer Wert legten. Als ein MC-Sänger zwischen seinen Rap-Einlagen von einem Paradewagen herab Rauchwolken in die Gesichter mehrerer Aha!-Westenträger blies, verschwanden sie genervt aus der tanzenden Menschenmenge.

In ausgelassener Stimmung erreichten die Teilnehmer die chinesische Botschaft, wo der Drogenexperte Hans Cousto die repressive Drogenpolitik Chinas kritisierte. Gleichzeitig wurden Informationsmaterial, Postkarten und Zigarettenblättchen verteilt. Am Weltdrogentag forderte die Hanfbewegung einmal mehr die Entkriminalisierung des Cannabiskonsums. Mit einer Unterschriftenaktion unter dem Motto »Zeig dich!« soll der Forderung Nachdruck verliehen werden. Das Ziel ist es, 100 000 Selbstanzeigen zu sammeln und der Polizei zu übergeben, um eine Strafverfolgung unmöglich zu machen. Die Kampagne läuft seit zwei Jahren. Aber bisher haben sich von den geschätzten zwei bis drei Millionen Cannabiskonsumenten in Deutschland nur wenige motivieren lassen, sich zu outen.

jadranka kursar