Ein Schlag ins Gesicht

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Außenminister Joschka Fischer hatte bei seiner Stippvisite in Namibia im Oktober 2003 sein »tiefes Bedauern und seinen tiefen Schmerz« betont, wollte jedoch »keine Äußerung vornehmen, die entschädigungsrelevant wäre«. Auch der Bundestag vermied in seiner Erklärung zum 100. Jahrestag der Niederschlagung des Hereroaufstands sorgfältig solche Äußerungen. Über die Frage, ob dies ein Schlag ins Gesicht für die Nachkommen der Opfer sei, diskutierte in der vergangenen Woche ein Panel in Namibia, bei dem auch der deutsche Botschafter Dr. Wolfgang Massing vertreten war. Einer Gruppe von Hereros, die von der deutschen Regierung und den damals verwickelten Firmen Entschädigungszahlungen in Höhe von vier Milliarden US-Dollar einklagen will, drohte Massing: »Die deutsche Seite wird sich nicht bewegen, solange der Fall vor Gericht anhängig ist.« Die Deutschen seien »Meister des Rassismus«, resümierte Arnold Tjihuiko, ein Vertreter der Hereros.

Namibia war von 1884 bis 1914 unter deutscher Kolonialherrschaft. Am 2. Oktober 1904 erließ Oberbefehlshaber Lothar von Trotha den endgültigen Vernichtungsbefehl: »Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen.« Über 60 000 Hereros wurden getötet, die Überlebenden wurden in Ketten gelegt und deportiert. Der Feldzug gilt als erster Genozid des 20. Jahrhunderts.

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