Alles wird schlechter, weil …

… in Deutschland schon jetzt amerikanische Verhältnisse herrschen. Regelmäßig präsentiert die UNDP, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, ihren Bericht zur Lage der Welt, und genauso regelmäßig geben die vorgestellten Zahlen nur wenig Anlass zur Heiterkeit. Als Chinese kann man sich in diesem Jahr zwar freuen, stellt die UNDP doch fest, dass die chinesische Wirtschaft in den vergangenen zehn Jahren 150 Millionen Menschen aus der Armut geholt hat. Ausgerechnet Deutschland dagegen schneidet schlecht ab.

Nicht nur, weil die Iren mittlerweile ein höheres Pro-Kopf-Einkommen haben als die Deutschen und sie entsprechend von Platz 17 auf Platz 18 verdrängt haben. Nun werden über einen komplizierten Schlüssel auch der Ausbildungsstand der Bevölkerung, die Gesundheitsversorgung, der Zugang zu Technologie und die innergesellschaftliche Verteilung von Reichtum berücksichtigt. Und da sieht es in Deutschland schlimm aus. Die ärmsten 20 Prozent der deutschen Bevölkerung sind unter allen Industrieländern die relativ ärmsten 20 Prozent. Von den USA einmal abgesehen, deren Arme sind noch schlechter dran.

Nun behaupten alle Reformer, sie wollten keine amerikanischen Verhältnisse. Und sollte tatsächlich eines Tages einmal der Urlaubsanspruch in Deutschland auf die in den USA üblichen zwei Wochen pro Jahr gekürzt werden, käme es bestimmt endlich zu dem Generalstreik, den die Aktivisten auf der Diskoseite jüngst forderten. Ansonsten sind die amerikanischen Verhältnisse längst da. Wer arm ist, bleibt arm. Alle anderen reden sich ein, dass es so schlimm nicht sein kann.

tobias rapp