Crossover gegen Bush

Hilfe! Die Neue Deutsche Ideologie macht gegen die USA mobil.

Die Achsenmächte des Friedens machen mobil. Endlich findet sich wieder eine gute Gelegenheit, auf die Straße zu gehen: George W. Bush kommt, »President Evil« höchstpersönlich.

Die Großdemo am 13. April war zwar ein Flop, weil Phantasie, Kreativität, Spontaneität, der ganze bunte Widerstand sich mit »Heil Hitler«-Grüßen und palästinensischer Jihad-Begeisterung bis zur Ununterscheidbarkeit vermischten.

Aber: Keine Atempause, Geschichte wird gemacht! Wäre ja gelacht, wenn man nicht zumindest der zweiten Hälfte des »judäo-amerikanischen Imperiums«, wie die Neonazis es nennen, mit bestem deutschen Gewissen eins reinsemmeln könnte.

Wie das geht, steht in dem Pamphlet »Eine Welt der Gerechtigkeit und des Friedens sieht anders aus« (siehe FR vom 2. Mai). Es wurde unterzeichnet von »90 deutschen Wissenschaftlern, Künstlern und Publizisten«, von Franz Alt und Elmar Altvater über Tankred Dorst bis Frieder Otto Wolf. Und es ist die Steilvorlage für die Demonstrationsaufrufe zum Bush-Besuch. Die Argumentationsmuster und Stereotypen lassen sich fast überall wiederfinden.

»Wir erwarteten und setzten uns dafür ein«, so heißt es darin, »dass die westlichen Industriestaaten nach vier Jahrzehnten des Hasses, der gegenseitigen Bedrohung und des Wettrüstens ihre schöpferischen Potentiale in den Dienst der Überwindung von Armut, Umweltzerstörung und der Entfaltung der Demokratie stellten. Diese Erwartungen wurden jedoch enttäuscht.« Wer aber war daran schuld, dass aus den schönen Hoffnungen auf einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz nichts wurde? »Die Vereinigten Staaten konzentrierten vielmehr ihre Phantasie sowie ihre wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Kapazitäten darauf, ihre Position als die einzig verbliebene Supermacht in der Welt zu festigen und eine unipolare Weltordnung zu etablieren.« Und das Frieden stiftende Deutschland ist schon wieder zu kurz gekommen.

Aber das ist noch nicht alles: »In ihr (der unipolaren Weltordnung; C.K.) versuchen sie, weitgehend in eigener Machtvollkommenheit über das Schicksal von Völkern zu entscheiden.« Arme Völker! Die »internationale Völkermordzentrale« USA ist hinter euch her!

Was aber bezweckt der Yankee damit? Vor allem will er seine »Hegemonialposition (...) auch gegen Europa und Japan« festigen. Auch noch gegen Deutsch-Europa! Jetzt schlägt's aber 13!

Und was ist die »Quelle« allen Übels? Richtig: »die Konzentration von ungeheuren Machtpotenzialen in einem einzigen Land der Welt und die militärische Fähigkeit, anderen den eigenen Willen aufzwingen zu können« - kurz: die »Machtungleichheit« auf der Welt.

Die ist nämlich »eine wichtige Quelle der Instabilität von grenz- und kulturüberschreitenden Beziehungen«. Und sie ist die »Quelle des Ohnmachtsgefühls und der Demütigung vor allem für jene Menschen, die sich als Opfer dieser Machtungleichheit empfinden«.

Und wo, z.B.? »Die Anwesenheit amerikanischer Soldaten in Reichweite islamischer Heiligtümer in Saudi-Arabien z.B., die von vielen Moslems offensichtlich als ein Stachel im eigenen Fleisch und als Angriff auf die eigene Kultur und das Selbstwertgefühl empfunden wird, symbolisiert die als bedrohlich empfundene Machtungleichheit.«

Das kann nicht gut gehen, vor allem nicht, wenn die »Machtungleichheit« auf empfindsame Moslems wie Ussama bin Laden trifft. Denn: »Die als ungerecht wahrgenommene eigene Unterlegenheit ruft affektive Enthemmungen hervor und mobilisiert ein ungeheures Reaktionspotenzial bis zur Bereitschaft, auch das eigene Leben durch Selbstmordattentate zu opfern.« Das versteht man hier sehr gut. So war das ja bereits im Weltkrieg Nummer zwei, als Deutschland unter affektiven Enthemmungen leiden musste.

Aber man will nicht einseitig sein. Auch der Fundamentalismus macht die deutschen Denker betroffen: »Als Besorgnis erregend empfinden viele von uns den wachsenden Einfluss fundamentalistischer Kräfte« - und wo? natürlich - »in den Vereinigten Staaten auf die politische Elite des Landes«.

Das kommt davon, wenn man mit dem Bauch denkt. Und noch dazu mit dem deutschen. Mit solchen Leuten und zehntausend ähnlich programmierten will die Linke gegen Bush demonstrieren und eine Friedensbewegung basteln, während zum Protest gegen das nationale Erweckungstreffen am 8. Mai zwischen Schröder und Walser gerade einmal 200 kamen. Kein Wunder, dass die Nazis einfach Links auf linke Anti-Bush-Websites legen. Das wird ein schönes Spektakel! Deutsches Crossover vom Feinsten.