Anti-Amerikanismus von rechts

Die Attentate vom 11. September haben desaströse Auswirkungen auf die Weltpolitik. Innenpolitisch fegen sie Ansätze einer liberaleren Einwanderungspolitik vom Tisch, außenpolitisch glauben nun die Staatsführer der Ersten Welt, einen Freibrief für Militäraktionen in den Händen zu halten.

Schon beim Krieg gegen den Irak musste man einer miserablen Inszenierung beiwohnen. Das irakische Regime tappte damals in die kuwaitische Falle, und der Westen hatte seine Legitimation, den zu mächtig gewordenen arabischen Staat »abzurüsten«. Noch die sich zurückziehenden Verbände der geschlagenen Armee wurden vernichtet. Die Großmachtpolitik im Nahen Osten hat den rechten Anti-Amerikanismus munitioniert. Die Nato-Staaten mögen auf ihren eigenen Territorien demokratisch agieren, außerhalb tun sie das nicht. Weltweit bekämpfen sie die antikapitalistische Linke, oftmals in Zusammenarbeit mit rechtsextremistischen Bewegungen. Nur so gelang es der extremen Rechten, Staaten wie Afghanistan, Pakistan oder Iran zu dominieren. Dort besetzten sie das verwaiste Feld einer ehemals linken Imperialismuskritik und luden deren Rhetorik nationalistisch auf. Der sowjetische und später russische Imperialismus hat dies zusätzlich befördert. Wer gegen »Terrorismus« vorgehen will, sollte ihn besser nicht selber staatlich praktizieren. Die Führer der westlichen Welt delegitimieren ansonsten nicht nur sich und ihre Politik. Sie machen uns alle - die wir in einer »Demokratie« leben und von daher an den politischen Vorgängen »unserer« Führungen teilhaben - zu ihren unfreiwilligen Komplizen. Die einstürzenden Twin Towers in New York haben vor Augen geführt, wie wenig der rechte Antiimperialist gewillt ist, noch zu unterscheiden. Die kommenden Fehler der Fischer, Blair und Bush werden also auch die unseren sein.