Die Erlösung der Nation II

Finkelstein, hilf!

Wie die Deutschen einen amerikanischen Linken lieben lernten. Über Entschädigungspolitik, Erinnerungsabwehr und Motive des sekundären Antisemitismus (Teil II).

Die in den Medien vorherrschende Vorstellung, die jüdischen Opfer würden die anderen Opfergruppen übervorteilen, manifestiert sich in zahlreichen Erklärungen konservativer Politiker im Bundestag. Etliche Abgeordnete der CDU/CSU haben das Stiftungsgesetz mit entsprechenden unzweideutigen Formulierungen abgelehnt: »(Es) stört mich die Tatsache, dass die jüdische Bevölkerung in den Ländern, die an den Verteilungsverhandlungen beteiligt waren, den Löwenanteil der Entschädigungssumme bekommen, die ehemaligen Zwangsarbeiter in den anderen Ländern aber stark benachteiligt werden.« (1)

Diese störende Tatsache ist freilich keine, sondern entspringt den Phantasien des Abgeordneten Georg Brunnhuber, der es zudem als »grobe Ungerechtigkeit« empfindet, »dass die Frage der Entschädigung der ins Ausland verschleppten und dort als Zwangsarbeiter eingesetzten Deutschen nicht zur Sprache kommt«. (2) - »Ich kritisiere vor allem, dass einige Opfergruppen gegenüber anderen privilegiert werden«, erklärt auch der Abgeordnete Hartmut Büttner. (3)

Das groteske Aufrechnen der Schuldkonten, um von den deutschen Verbrechen abzulenken und das Ressentiment von den noch im Leid privilegierten Juden zu bestärken, fehlt auch hier nicht. Dabei offenbart sich eine nationale Vorstellung von Gerechtigkeit, die das Leid der Opfer nicht in den Blick nehmen kann und will: »Die Diskussion um Sklaven- und Zwangsarbeit hat auch viele Deutsche, die ähnliche Schicksale zu erdulden hatten, in ihrem Gerechtigkeitsempfinden getroffen. Lösungen für alle diese Menschen sind bisher weder in der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft noch an anderer Stelle vorgesehen. Aus den vorgenannten Gründen enthalte ich mich zu dem Gesetzentwurf.« (4) Soll heißen: Die Opfer der deutschen Verbrechen, vor allem aber die privilegierten Juden sollen nichts mehr bekommen, solange die Deutschen nicht für ihre Taten entschädigt werden.

Ein revanchistischer Geist weht durch etliche solcher »Erklärungen« im deutschen Parlament. Die gesamte CDU/ CSU-Fraktion fordert die Bundesregierung auf, »mit denjenigen Staaten, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Deutsche verschleppt und unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen haben, oder mit deren Nachfolgestaaten Kontakt aufzunehmen mit dem Ziel, dass auch die noch lebenden deutschen Opfer von diesen Staaten eine - der deutschen Regelung entsprechende - Entschädigung in Form einer humanitären Geste erhalten«. (5) Es müsse »erlaubt sein«, so der führende CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, »in dieser Debatte darauf hinzuweisen, dass auch viele Deutsche Opfer von Ausbeutung unter unmenschlichen Bedingungen waren«. (6)

Dieser Satz bezieht sich auf keine konkrete Zeit, etwa die Periode des nationalsozialistischen Terrors, die in der Debatte verhandelt wird; ebenso hätte Bosbach an Kain und Abel erinnern können. Der Satz hat nur ideologisch-psychologischen Sinn. Das Leid der NS-Opfer darf, sozialpsychologisch gesehen, keine bloße, letztlich erzwungene Erwähnung in einem Stiftungsgesetz finden, ohne dass allgemein auf deutsches Leid in der Menschheitsgeschichte hingewiesen wird. Das Gedenken an die Opfer kann nicht für sich stehen bleiben, ohne dass aufgerechnet und relativiert wird.

Auch Bosbach malt wie selbstverständlich eine mächtige »Boykott- und Drohkulisse in den USA« aus und will, dass alle Fragen »endgültig geklärt werden«. Beklagt wird, dass trotz der »formal abschließenden Regelung zur Wiedergutmachung (...) schon bald neue Forderungen gestellt und akzeptiert werden könnten«. (7) Dabei habe doch »die Bundesrepublik in den vergangenen Jahrzehnten bereits über 104 Milliarden Mark an Wiedergutmachungsleistungen erbracht«. (8) Solch ein Popanz von vermeintlich ewigen und überzogenen Forderungen in Milliardenhöhe; man zeigt sich gegenüber der Realität der Opfer, die bis heute nichts erhalten haben und, erleben sie noch den Tag, nur wenige Mark erhalten werden, absolut immun. Hier hallt die rechtsextreme Parole, »Deutsche, wollt ihr ewig zahlen«, nach. Keine Erwähnung finden dem gegenüber 13 Milliarden Mark jährlich, die der Staat an ehemalige Wehrmachtsangehörige zahlt, davon 600 Millionen an Beteiligte an Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschheit. (9)

Schließlich wird auch politisch das in der Entschädigungsdebatte bedeutende Motiv jüdischer Geldgier und überproportionaler Macht latent aufgegriffen. Eine Abgeordnete der jungen Garde der CDU/CSU, Sylvia Bonitz, findet gleich deutliche Worte über die Jewish Claims Conference wie deren übermäßigen Einfluss und deren Profite, ohne jedoch noch vorzugeben, es ginge bei dieser Beschuldigung um die Interessen der Opfer: »Während die Jewish Claims Conference, Russland, die Ukraine, Weißrussland, Polen und die Tschechische Republik (...) von einem großen Teil der zehn Milliarden Mark Stiftungsmittel profitieren werden, sind Opfer aus den übrigen Ländern eindeutig benachteiligt. Es ist daher nicht auszuschließen, dass diese neue Prozesse anstrengen werden. Im übrigen nehme ich mit Bedauern zur Kenntnis, dass die Verhandlungen offenbar in weiten Teilen unter einem übermäßig großen Einfluss der Jewish Claims Conference gestanden haben, sodass eine gerechte Mittelverteilung unter allen betroffenen Opfern von Zwangsarbeit fragwürdig ist.«

Bonitz lehnt das Stiftungsgesetz auch deshalb ab, weil »wir uns m.E. nicht dem Risiko aussetzen (dürfen), immer wieder mit neuen Forderungen konfrontiert zu werden« (10) - und auch sie will freilich statt dessen Entschädigungsleistungen für »nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschleppte Deutsche«. (11) Auffällig ist hierbei, das insbesondere diejenigen, die Entschädigung für Deutsche fordern, immerzu das Privileg der »jüdischen Bevölkerung« betonen.

Der bereits erwähnte Freiherr von Stetten (CDU) spricht unter den Abgeordneten, die sich im Bundestag erklären, wiederum die wohl deutlichste Sprache: »Ärgerlich an dem Gesetz ist, dass es Doppelzahlungen gibt für einen Teil der Berechtigten; es ist überhaupt nicht einsehbar, dass Opfer, die bereits seit Jahren Renten oder Entschädigungen erhalten haben, nunmehr erneut die Höchstentschädigung bekommen« - gemeint sind amerikanische Juden, die gegen »berechtigte Ansprüche« von Opfern aus ost- und mitteleuropäischen Staaten ausgespielt werden. »Ärgerlich ist auch die Raffgier einiger Rechtsanwälte, die nicht in vollem Umfang gestoppt werden konnte.« (12) Die deutsche Wirtschaft und osteuropäische, nicht-jüdische Zwangsarbeiter erscheinen hierbei wiederum gemeinsam als Opfer der jüdischen Anwälte und Organisationen und ihrer »Raffgier«. Mitleid wird plötzlich mit den nicht-jüdischen Opfern demonstriert (13), wenn es darum geht, andere als Privilegierte darzustellen, die vermeintlich doppelt abkassieren. Hier gehen Abwehraggression und Ressentiment die innigste Verbindung ein.

Den Antisemitismus innerhalb der deutschen Eliten, der gerade in der Entschädigungsdebatte zutage getreten ist, hat Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, jüngst kritisiert. Jener grassiere, so Spiegel im Bonner Generalanzeiger, »mittlerweile in elitären Zirkeln. Man wirft mir in der feinen Gesellschaft, nicht am Stammtisch, vor, dass ich Antisemitismus erzeuge, dass die Juden Deutschland wieder aussaugten, weil sie das Mahnmal forderten oder jetzt die Entschädigungszahlungen.« (14)

Dagegen behauptet der Finanzvorstand des die Kapitalseite in der Entschädigungsdebatte führenden Konzerns DaimlerChrysler (15), Manfred Gentz: »Bei meinen vielen Gesprächen bin ich auf keinen handfesten Antisemitismus gestoßen. (...) Im Topmanagement herrscht kein Antisemitismus, sondern eher das Gegenteil.« (16) Dem steht entgegen, dass mit Wolfgang Gibowski gerade der führende öffentliche Vertreter der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft immer wieder antijüdische Bilder bemühte, die die Vertreter der Opfer delegitimieren sollten: »Man weiß ja«, so Gibowksi, ohne Fakten zu recherchieren oder zu bemühen, »die amerikanischen Anwälte nehmen durchaus schon noch mal ein Drittel der Klagesumme. Es geht nicht darum, dass man um die letzte Mark feilscht und die Anwälte sich eine goldene Nase verdienen.« (17) Die »goldene Nase«, die sich die (jüdischen) Anwälte vermeintlich verdienen wollen, indem man feilscht, ist ein antisemitisches Imago. Ums Geld scheint es jedoch den Anwälten der Industrie und dem Kapital selbst, so wird insinuiert, nicht zu gehen.

Neben solchen oft in wütender Erregung vorgetragenen Stereotypen und den jahrelang wiederholten historischen Mythen über unfreiwillige »Verstrickungen« der Industrie in das nationalsozialistische Zwangsarbeitssystem (18) dokumentieren vorherrschende »euphemistische Umschreibungen« (Adorno) nationalsozialistischer »Unrechtsmaßnahmen«, wie wenig das Leiden der Opfer an die Subjekte gedrungen zu sein scheint. Dies zeigt sich auch in der Bemerkung von Gentz, in der Entschädigung für Zwangsarbeiter sei »wie bei der Conterganentschädigung« zu verfahren. Die NS-Verbrechen erscheinen so in einer Mischung aus Schicksal und Fehler.

Deutlich wird dabei eine innige Verbindung von materiellem Interesse, Erinnerungsabwehr und einer teils intergenerativen, identifikatorischen Verstrickung in die Mentalität der Tätergesellschaft, in die »Seite der Beschuldigten« (Walser). Zum Vorstand des von der Industrie durchgesetzten Zukunftsfonds - von fast der gesamten CDU/CSU-Fraktion als Teil der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft mit überragender Bedeutung gesehen, »(w)eil wir den Blick nach vorne richten müssen« (19) - hatte die Unternehmenslobby mit Gentz' Mitarbeiter Lothar W. Ulsamer bezeichnenderweise jemanden designiert, der nicht nur zu Ehren von Filbinger publiziert hat, sondern dessen Aufsätze über Jahre in rechtsextremen, NPD-nahen Blättern erschienen sind.

Dessen Dissertation gegen Deutschland »zersetzende Intellektuelle« wie Heinrich Böll hatte Hildegard Hamm-Brücher (FDP) 1987 als »reinen Rechtsradikalismus« und »Vorstufe zur Bücherverbrennung« (20) bezeichnet. Nur öffentlicher Druck verhinderte zuletzt Ulsamers Hoheit über die Mittelvergabe der dem Fonds zugedachten 700 Millionen Mark der Gesamtenschädigungssumme. Hier zeigt sich, wes Geistes Kinder offenbar die ökonomischen, von der Politik gestützten Traditions-Eliten sind, die in der Debatte um Entschädigung nun ihre eigene Vergangenheitspolitik betreiben; und was der Voraussicht nach von dem von Industrie und Bundestag durchgesetzten Zukunftsfonds zu erwarten ist.

Erst internationale Sammelklagen und eine Anzeigenkampagne in den USA von NS-Opferverbänden führten schließlich zum ersten offiziellen Angebot von Staat und Industrie (21), und zum zweifelhaften Stiftungsgesetz. Nun aber fungiert es, so wird mit Nachdruck betont, als »abschließendes Zeichen«, wie es im Stiftungsgesetz heißt. (22) Zum günstigen materiellen gesellt sich der erhoffte ideologische Schlusspunkt unter die Geschichte.

Bei der Abwehr der Entschädigungsforderungen stand mehr auf dem Spiel als Standortnationalismus und Kapitalinteressen. Es handelt sich um eine psychologische Abwehr, die sich der Erkenntnis verdankt, dass fast die ganze Nation an den Verbrechen partizipierte. (23) Es ging um die Bedingungen nationalen Selbstbewusstseins, das sich immer unbekümmerter äußert. Wer in die anvisierte nationale Versöhnung aber »über fünfzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg« und dem »Frieden« mit der eigenen Geschichte nicht einzugemeinden ist, besonders die Opfer und die Erinnerung an Auschwitz, zieht den aggressiven Affekt auf sich, der sich der Selbstreflexion entzieht.

Der Wunsch, die Realität der Verbrechen aus der Erinnerung zu tilgen, zur historischen Normalität zu verklären, geht einher mit dem Wunsch, das Geschehene den Opfern zuzuschieben. In den Juden wird nicht zuletzt die eigene Schuld wie die kollektiv-narzisstische Kränkung des einstigen, fortschwelenden Zusammenbruchs nationaler Größe gesehen. Juden erscheinen dann als personifizierte Ursache der »Dauerrepräsentation unserer Schande«. Nicht bearbeitete, konservierte Vorurteile gegenüber Juden und identifikatorische Empathie, »Milde« und »Nachsicht« (Götz Aly) mit der Tätergesellschaft wie ihrer ökonomischen Nutznießer mischten sich in der Entschädigungsdebatte so mit einer Dynamik der Abwehr, in der der Holocaust am Ende nur noch als bloßer, von außen erhobener Vorwurf erscheint - nur wegen Juden, wegen der »amerikanischen Ostküste«, so die Denkfigur, wird noch erinnert und gezahlt.

Moralische Verantwortung, ein Gewissen gegenüber den Opfern, ist in solchem Bewusstsein so ich-fremd und wenig verinnerlicht wie unbewusste Schuldgefühle. Der Angriff auf Juden dient so auch einer kollektiven Selbstentlastung des zugleich mobilisierten »Wir-Kollektivs«. Denn über den Anspruch der Opfer formierte und stärkte sich der Plural der Nation, nach dem Motto: »Wir« - Regierung, Industrie, Volk und Nation - müssen uns den Ansprüchen von außen, der Opfer, erwehren. Die Politik und große Teile der Öffentlichkeit vertraten mit Walser überwiegend jene »Seite der Beschuldigten«. Dergestalt wirkte die Entschädigungsdebatte als gemeinschaftsstärkendes Band - durch die Abwehr der Erinnerung an deutsche Verbrechen sowie fremder, jüdischer Ansprüche, die gegen die Nation gerichtet seien. Solche Konstruktionen von Gemeinschaft durch die Abwertung eines imaginierten internationalen jüdischen Kollektivs haben freilich in der deutschen Geschichte Tradition und bilden eine kaum bearbeitete, mobilisierbare Unterströmung gesellschaftlichen Bewusstseins.

Die Entschädigungsdebatte wie andere Stränge des Holocaust-Diskurses werden heute somit zunehmend selbst zum Anlass genommen, die lange Zeit ins Unbewusste und Halbbewusste, jedenfalls in die private und halböffentliche Sphäre der »Kommunikationslatenz« (Werner Bergmann) abgedrängten judenfeindlichen Vorurteile wieder öffentlich zu äußern.

III. Die Finkelstein-Kontroverse als Teil des Entschädigungsdiskurses

Die so genannte Finkelstein-Debatte, die bereits mehrere Wochen im Sommer 2000 in der Weltöffentlichkeit, vornehmlich jedoch in den Feuilletons deutscher Medien kursierte, ist letztlich kaum mehr als eine kleine, kurze Episode im Kontext der Entschädigungsdebatte und insbesondere im größeren Zusammenhang jener gesellschaftlichen Normalisierungs- und Enttabuisierungstendenzen, die auch dem Antisemitismus neue Weihen verleihen. Bedeutung hat sie als Teil eines politisch-kulturellen Erosionsprozesses, dessen Grenzen derzeit unabsehbar sind.

Im Unterschied zur Goldhagen-Debatte oder der Wehrmachts-Kontroverse, jedoch ähnlich der Walser-Debatte entwickelte sich hierbei die teils vorsichtige, teils ungehemmte nationale Apologetik nicht aus einer Defensive heraus, sondern schon der Diskursanlass selbst hat dem Vorurteil den Weg gebahnt. Was nun in deutscher Übersetzung im renommierten Piper-Verlag erscheint, sind verschwörungstheoretische Tiraden über »weltweit operierende« »erpresserische« und »ausbeuterische« jüdische Organisationen. Das Buch steht dabei nicht zufällig auch für einen Schlussstrich unter die gesellschaftliche Erinnerung an den Holocaust und dessen singuläre Verbrechen: »ðDo not compareÐ is the mantra of moral blackmailers. Organized American Jewry has exploited the Nazi holocaust to deflect criticism of Israel's and its own indefensible policies. (...) The abnormality of the Nazi holocaust springs not from the event itself but from the exploitive industry that has grown up around it. The noblest gesture for those who perished is to preserve their memory, learn from their suffering and let them, finally, rest in peace.« (24)

Wie die deutschen Unternehmen und die deutsche Regierung will Finkelstein Frieden - Frieden von Rechtsansprüchen, von Erinnerung und Gedenken an die singuläre deutsche Tat, Frieden von den Opfern, das heißt: Frieden von einer phantasmagorierten »juristischen« und »moralischen Erpressung«. »Abnormal« war hiernach nicht der Holocaust, »abnormal« sind die Juden und ihre Machenschaften.

Finkelsteins Anklage gegen das »organisierte amerikanische Judentum« und dessen vermeintliche politische wie ökonomische »Ausbeutung« der deutschen Regierung, der Zwangsarbeiter und Holocaust-Überlebenden fügt sich in die präformierte Diskursstruktur der antisemitisch aufgeladenen Entschädigungsdebatte. Als linker, dissidenter Jude und Sohn von Überlebenden hat er die Voraussetzungen in idealer Weise erfüllt, um eine Zeit lang zum vielbeachteten »jüdischen Kronzeugen« (Rolf Surmann) zu werden, der scheinbar einen unabhängig-objektiven Geist verkörpert. (25)

Finkelstein konnte das Ressentiment, Juden beuteten den Holocaust gegen Deutschland für ihre eigenen materiellen Interessen aus, bestätigen und rationalisieren. Dass von dieser professionellen Ausbeutung durch »jüdische Eliten« selbst noch die jüdischen wie insbesondere die weniger privilegierten nicht-jüdischen Opfer betroffen seien - dieser auch von Finkelstein gehegte Gedanke verleiht dem Vorurteil und der Abwehr ideeller und materieller Forderungen im Umgang mit den deutschen Verbrechen gerade im Zusammenhang der Entschädigungsdebatte moralischen Glanz.

Es gehörte seit je - von den Ursprüngen der Judenfeindschaft im Frühchristentum über den Antisemitismus im 19. Jahrhundert bis zur nationalsozialistischen Agitation - zu den zentralen Techniken antijüdischer Predigt und Propaganda, sich auf reale oder vermeintliche antisemitische Aussagen von Juden zu berufen, um dem Stereotyp größere Legitimität zu verschaffen. (26) Kaum verwundert es da, dass Finkelstein von radikalen Anti-Zionisten und Neo-Nationalsozialisten (27) wie auch von den Holocaust-Leugnern David Irving und Ernst Zündel besonders gefeiert wird (seinerseits hat Finkelstein im Stile von Ernst Nolte auch die Revisionisten kritisch gewürdigt (28)). Solcher Applaus ist weder Zufall noch unvermeidliches Beiprodukt einer ernsthaften Debatte, wie vielfach suggeriert wird.

Der wissenschaftlich eher unbedeutende Autor, der sich früher vor allem mit antiisraelischen Invektiven (»Nazisrael«) einen Namen gemacht hatte, hat mit seiner ideologischen Parteinahme in Sachen Entschädigung und gegen die in Misskredit gebrachte Jewish Claims Conference nach seinem Anti-Goldhagen-Buch von 1996 so zum zweiten Mal für eine Zeit die Rolle des »jüdischen Kronzeugen« übernommen, und dies nicht nur in rechtsextremen Kreisen. Dabei wurde er wiederholt auch in seriösen Medien zum Professor der renommierten Columbia University aufgebauscht, offenbar in einer Mischung aus strategischem Kalkül und einer Fehlleistung aus dem projektiven Wunsch, Finkelstein zur jüdischen und wissenschaftlichen moralisch-intellektuellen Autorität zu erheben.

Finkelstein ist dabei avanciert zum vermeintlich authentischen Zeugen für die Legitimität der vorturteilsvollen Abwehr gegen das Gedenken an Auschwitz und gegen die Erinnerung an eine aus der singulären Verbrechensgeschichte resultierende deutsche Schuld, ein Affekt, der u.a. auch aus Martin Walser gesprochen hat. Vor allem aber verschafft Finkelstein derzeit ein zitier- und salonfähiges jüdisches Alibi für von Antisemiten gedachte und gehegte Stereotype, die im besonderen seit der Walser-Debatte wieder unbekümmerter und offener in Politik, Medien und Gesellschaft lebendig sind als in den Jahrzehnten zuvor. Finkelstein reproduziert Mythen für diejenigen, die es immer schon gewusst haben und forciert damit, freilich mit politisch-medialer Unterstützung, eine »Normalisierung der Ressentiments« (Tjark Kunstreich).

Denn der Politikwissenschaftler bedient all diejenigen stereotypen Abwehrmechanismen und Zuschreibungen, die die gesamte Entschädigungsdebatte konstituieren; unter ihnen strukturelle, latente und offene Formen des Antisemitismus. Seine Thesen basieren auf stereotyp verallgemeinerten Aussagen, abgeleitet von - mit oftmals falschen Belegen und kühnen Konstruktionen garnierten - einseitigen Deutungen von realem oder vermeintlichem Verhalten einzelner Juden, denen durchweg ideologisch böswillige oder unlautere Motive unterstellt werden.

Verwendung finden auch offen antisemitische Stereotype vom jüdischen »Schacherer« bis hin zur »jüdischen Aggressivität« und »Gier«. Diese Aussagen werden, vorgeblich ideologiekritisch, zu einer internationalen Verschwörungstheorie verdichtet, die hinter einer monolithisch imaginierten »Holocaust-Industrie« (und der gesamten Holocaust-Forschung) ein ausbeuterisches jüdisches Netzwerk zum Zwecke von »Macht und Profit« sowie ein »zionistisches Programm« vermutet und somit den gesellschaftlichen Untergrund judeophober Phantasien von geld- und machtgierigen Juden aufgreift und verstärkt. Was bei Walser die »Moralpistole der Meinungssoldaten«, scheint bei Finkelstein die »machtvolle Waffe der amerikanisch-jüdischen Eliten«: Auschwitz. Die NS-Vergangenheit erscheint dabei nur noch als Medium einer von außen kommenden Gewalt.

Deren Opfer sind auch bei Finkelstein insbesondere »die Deutschen«. Durch jüdische Organisationen werde eine »öffentliche Hysterie gegen Deutschland« (29) geschaffen mit der Absicht einer »moralischen Erpressung« (30), obschon doch diejenigen NS-Opfer mit »fortwährenden Verletzungen« längst von Deutschland kompensiert worden seien. Dabei ginge es den Juden nur ums eine, das Geld, den »Holocash« (31). Solche Wortschöpfungen stehen indes ebenso im Geist des Revisionismus wie Finkelsteins wilde Spekulationen über Opferzahlen. Verständnis hat Finkelstein angesichts seiner vermeintlichen »Entdeckungen« über Juden für den Antisemitismus. So versteigt er sich schließlich in die Behauptung, die »Holocaust-Industrie« sei »the main fomenter of anti-Semitism in Europe« (32) - Juden sind demnach am Antisemitismus selber schuld.

In Deutschland war dem New Yorker College-Dozenten Finkelstein damit ein Erfolg vergönnt, der ihm in den USA stets verwehrt geblieben ist. Als jüdischer David, der gegen den Goliath vorgeblich mächtiger, weltumspannender Lobbys einer jüdischen »Holocaust-Industrie«, die im Interesse Israels und internationaler materieller »Ausbeutung« - vor allem der Deutschen - Auschwitz dauerrepräsentiere, findet der »große Antizionist Finkelstein« (33) hierzulande eine Gewogenheit und Anerkennung wie kaum sonst auf der Welt. Der falsche Schein aber, man wolle Finkelsteins Thesen sachlich und ausgewogen und auch kritisch diskutieren, dient nicht selten dazu, jene Ressentiments als ernstzunehmenden Diskurs-Beitrag weiter zu rationalisieren; sie bekamen so die »Weihen des deutschen Feuilletons«. (34)

Im Rheinischen Merkur freut sich symptomatisch ein Autor besonders über das Buch, weil es ihm offenbar Freiraum für künftige Juden-Kritik verschafft, »als bislang fast jeder Ansatz von Kritik an Bürgern jüdischen Glaubens oder jüdischen Organisationen in der Bundesrepublik schnell als ðantisemitischÐ von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde«. (35) Diese verzerrte Sicht auf ideologische Diskurse in der Bundesrepublik, die einen irrealen Popanz von Philosemitismus und political correctness kreiert, der vor allem etwas über die Psychologie des Feuilletonisten verrät, wird mit dem in Deutschland lange isolierten Geschichtsrevisionisten Ernst Nolte und dessen grotesk anmutender Forderung nach mehr »wissenschaftliche(r) Redlichkeit im Umgang mit deutschen Hypotheken« (36) unterfüttert.

Durch Finkelstein scheinen so auch Nolte und der ressentimentgeladene Geist aus den intellektuellen Gruften des »Historikerstreits« wieder zitier- und verwendungsfähig zu werden. Aber selbst die Süddeutsche Zeitung, die Finkelstein zuerst vermarktet hat, behauptet, nichts sei so »unbeabsichtigt« wie der Beifall aus dem »Lager rechtsextremer Ressentiments« und fordert kühn zur »Lektüre seines Buches« auf, das vermeintlich »die Belege seiner These enthält«. (37) Jedes Ressentiment, das Finkelstein freimütig verlautbart, so wird suggeriert, ist demnach objektiv und gut belegt; so steht es auch in der Jungen Freiheit. (38) Umso mehr freuen sich später Leser über »Finkelsteins mutigen Anfang«.

Diese Suggestion der Objektivierung des antisemitisch-erinnerungsabwehrenden Diskurses durch Finkelsteins Buch ist ein wichtiger Aspekt der Debatte. In der Berliner Zeitung gerinnt die Singularität des Holocausts, die Finkelstein als »Zeuge« vehement bestreitet, und die nationalen Normalisierungs- und Historisierungsbestrebungen objektiv entgegensteht, unter Berufung auf den Politologen folgerichtig zur bloßen These, die noch dazu aus einem »pervertierten deutschen Erwähltheitsbewusstsein in der Tradition von Hegel und Fichte (und später wohl auch Adorno)« (39) stamme. Die kritischen Kommentare zu Finkelstein, wie Peter Longerichs Verriss in der Frankfurter Rundschau (40), konnten die verheerende Wirkung auch dieser Debatte kaum abschwächen.

Hierbei sind politisch-kulturelle Tabu- und Schamgrenzen weiter erodiert, und zwar als Element des zeitgenössischen Diskurses über den Holocaust. Die (sekundär-) antisemitische Konstruktion, dass sich Juden gerade mittels der Geschichte des Holocausts als Täter, Räuber und Erpresser betätigen und, von materieller Gier beseelt, sich »feilschend« an Staat und Wirtschaft in Deutschland »eine goldene Nase verdienen« (Gibowski) sowie Walsers deutschen Seelenfrieden partout zu verhindern wissen - für diese Phantasmagorie liefert auch Finkelstein eine Homepage. Die enorme wie spezifische Finkelstein-Rezeption in der deutschen Öffentlichkeit ist nur im Kontext der politischen Psychologie und Kultur, ja des besonderen gesellschaftlichen Zusammenhangs zu begreifen. Jene Aufmerksamkeit ist mitnichten der Qualität des Buches geschuldet, »sondern dem weitverbreiteten Bedürfnis nach ðNormalitätÐ und damit verbundenem sekundären Antisemitismus sowie einem traditionellen Antisemitismus«. (41)

Im Jahr 2000 hat es eine neue Welle rechtsextremer, antisemitischer Anschläge und Agitationen gegeben. Antisemitismus hat sich zuvor bereits als eine zentrale Bindeideologie rechtsextremer Tendenzen erneuert. Er manifestiert sich heute aber im besonderen auch in öffentlichen Debatten über den Holocaust und ist vielfach an Motive der Erinnerungsverweigerung gekoppelt; die Entschädigungsdebatte und die Finkelstein-Debatte sind dafür ein besonderer Ausdruck.

Dabei stellen »sekundäre« Motive, die an die Wünsche nach Erlösung des nationalen Kollektivs gekoppelt sind, keinen Bruch zum modernen deutschen Antisemitismus dar, sondern dieser scheint in jenen wieder auf. Einheit zwischen beiden Formen stiften auch ihre fortwährenden gesellschaftlichen Konstitutionsbedingungen.

Marion Gräfin Dönhoff behauptete schon 1996 in der Zeit, die Kritik der deutschen NS-Gesellschaft durch den jüdisch-amerikanischen Politikwissenschaftler Daniel Jonah Goldhagen könnte »einen mehr oder weniger verstummten Antisemitismus wieder neu beleben«. (42) Dann erschien während der Walser-Debatte Ignatz Bubis im öffentlichen Diskurs als »Anprangerer« mit »handfesten materiellen Motiven«, der antijüdische Vorurteile evoziere und sich selbst außerhalb des »Dialogs zwischen Menschen« stelle. Bei einer Straßenumbenennung zu seinen Ehren in Frankfurt, eineinhalb Jahre nach seinem Tod, gab es lautstarke antisemitische Proteste (43); auch diese »Vorfälle beim Festakt (zeigen), dass sich heute mehr Menschen trauen, ihrer antisemitischen Gesinnung öffentlich Ausdruck zu verleihen«. (44)

Seither werden vornehmlich Paul Spiegel oder Michel Friedman, selbst von Mitgliedern der eigenen Partei nicht selten des »blanken Hass(es) gegen uns (Deutsche)« (45) geziehen, häufig vor der Wiederbelebung von Judenfeindschaft wegen ihres Verhaltens gewarnt. Mit Erregung, vor Kühnheit zitternd, wird zunehmend öffentlich gegen Juden als Juden die Stimme erhoben. Wobei man sich zugleich zum mutigen Tabubrecher gegenüber vorgeblichen Denkverboten stilisiert, obschon doch meist nur, in freilich immer weniger gemildertem Tonfall, ausgesprochen wird, was längst auch viele andere sagen und noch mehr denken. Es liegt in dieser inneren Dynamik der befreienden Tabubrüche, dass deren Akteure nunmehr nicht bloß auf gängige antijüdische Chiffren zurückgreifen, wie den in den letzten Jahren beliebten Verweis auf die Macht der amerikanischen Ostküste, sondern stets unverhüllter antisemitisch räsonnieren, solange ihnen Widerstände erspart bleiben.

Der Antisemitismus stellt sich, so Paul Spiegel, heute »in einer kaum vorstellbaren enthemmten Art und Weise dar«. (46) Spiegel hat bei gut besuchten Veranstaltungen die Erfahrung gemacht, mit antisemitischen Attacken konfrontiert zu werden, ohne dass »jemand der anderen Zuhörer daran dachte, mir zumindest verbal zur Seite zu stehen«. (47) Dies ist die unbewusste Botschaft der normalisierten Gesellschaft und ihrer apologetischen Selbstdiagnosen.

In beträchtlichen Teilen der Gesellschaft lebt die politisch-psychologische Dynamik von Abwehraggression und Judeophobie weiter oder neu auf. Man will nicht von Juden, Weltjudentum oder Zionismus reden, aber man muss, denn deren Verhalten lasse keine andere Wahl; und man kann und braucht sich diesem inneren Drang, »über fünfzig Jahre nach dem Holocaust«, kaum mehr zu verschließen. Je stärker hierbei im öffentlichen Raum »nationale Größe« und ein »selbstbewusster Nationalismus restauriert werden, desto heftiger brechen sich innig mit ihm verschränkte geschichtsrelativierende Abwehraggressionen und antisemitische Projektionen Bahn. Daran ändern auch offizielle Gedenkfeiern und demonstrative politische Inszenierungen gegen Judenfeindschaft und Rechtsextremismus wenig.

Lars Rensmann ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin und Visiting Scholar am Department of History der University of California in Berkeley.

Der Beitrag, der für dieses Dossier geringfügig gekürzt wurde, erscheint im März in dem von Rolf Surmann herausgegebenen Sammelband: Das Finkelstein-Alibi. Holocaust-Industrie und Tätergesellschaft. PapyRossa, 180 Seiten, 28 Mark. Weitere Beiträge: Rolf Surmann: Finkelsteins »Holocaust-Industrie«; Dieter Vaupel: Deutsche Entschädigungsverweigerung und die Politik der Claims Conference; Ulrike Winkler: Verweigerte Entschädigung für Zwangsarbeit; Kommentierte Dokumentation zum Luxemburger Abkommen; Moshe Zuckermann: Jüdische Positionen zur Instrumentalisierung von Erinnerung; Wolfgang Wippermann: Ein »Spezialist für Israelfragen«. Der Fall Finkelstein; Micha Brumlik: Die Finkelstein-Kontroverse; Rolf Surmann: Der jüdische Kronzeuge. Deutsche Reaktionen; Alfred Schobert: Die Finkelstein-Rezeption in der extremen Rechten.

Anmerkungen

(1) Deutscher Bundestag, 114. Sitzung, Plenarprotokoll 13/245, 6. Juli 2000

(2) Ebenda

(3) Ebenda

(4) Ebenda

(5) Ebenda

(6) Ebenda

(7) Ebenda

(8) Ebenda

(9) So Salomon Korn, Frankfurter Rundschau, 10. November 1999

(10) Deutscher Bundestag, 114. Sitzung, Plenarprotokoll 13/245, 6. Juli 2000

(11) Ebenda

(12) Ebenda

(13) Vgl. hierzu auch Gruppe 3 Frankfurt/M.: Ressentiment und Rancune, a.a.O., S.265

(14) Zitiert nach Berliner Zeitung, 23. Dezember 2000

(15) Auch in der Abwehr von Ansprüchen war Daimler lange »führend«. So verlautbarte das Haus Daimler-Benz: »Bei der Festlegung, keine individuellen Leistungen zu erbringen, stand der Gedanke im Vordergrund, dass es ohne eine erneute Bürokratie kaum möglich sein könnte, die Tatsache der Zwangsarbeit zweifelsfrei festzustellen. Eine solche Bürokratie hätte zu langwierigen Verfahren geführt, vor allem aber zu erneutem Unrecht geführt, durch das alte Wunden eher aufgerissen als geheilt worden wären.« Zitiert nach Lothar Evers: Die Opfer der NS-Zwangsarbeit und die Arroganz der Macht, in : Blätter für deutsche und internationale Politik, 7/00, S. 837-844, hier S. 840

(16) Zitiert nach Berliner Zeitung, 23. Dezember 2000

(17) »Panorama«, NDR Fernsehen, 14. Oktober 1999

(18) Zum Stand der historischen Forschung vgl. Ulrich Herbert: Fremdarbeiter. Politik und Praxis des »Ausländer-Einsatzes« in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches, Bonn 1999

(19) Deutscher Bundestag, 114. Sitzung, Plenarprotokoll 13/245, 6. Juli 2000

(20) Zitiert nach Marianne Heuwagen: Ein Ankläger, der versöhnen soll, Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2000, S.6; vgl. auch Marianne Heuwagen: Zwangsarbeiter müssen weiter auf Geld warten, Süddeutsche Zeitung, 24. Januar 2001, S.6

(21) Vgl. Ulla Jelpke/Rüdiger Lötzer: Geblieben ist der Skandal. Ein Gesetz zum Schutz der deutschen Wirtschaft, in: Ulrike Winkler (Hg.): Stiften gehen, a.a.O., S.235-250, hier S.241

(22) Zitiert nach Karl D. Bredthauer: Wenn Wohl-Täter stiften gehen, a.a.O., S.677

(23) Vgl. Gruppe 3 Frankfurt/M.: Ressentiment und Rancune, a.a.O., S.268

(24) Norman G. Finkelstein: The Holocaust Industry. Reflections on the Exploitation of Jewish Suffering, London/New York 2000, 149f. Finkelstein behauptet auch, die Deutschen hätten »längst genug gezahlt«, im Gespräch mit dem Verfasser, Coney Island, 16. August 2000

(25) Wurde Goldhagen dafür attackiert, als Jude der »zweiten Generation« zu subjektiv zu sein, als er die nationalsozialistische Gesellschaft kritisierte, erscheint beim germanophilen Autor Finkelstein ein ähnlicher Hintergrund oftmals geradezu als Objektivitätsnachweis für seine Thesen

(26) Vgl. Lars Rensmann: Antisemitismus und »Volksgesundheit«. Zu ideologiehistorischen Verbindungslinien im politischen Imaginären und in der Politik, in: Christoph Kopke (Hrsg.): Medizin und Verbrechen, Ulm 2001, S.44-82, hier S.67

(27) Zur Rezeption in der extremen Rechten vgl. den Beitrag von Alfred Schobert in: Rolf Surmann (Hrsg.): Das Finkelstein-Alibi. Holocaust-Industrie und Tätergesellschaft. Erscheint im März bei PapyRossa

(28) Vgl. Norman G. Finkelstein: The Holocaust Industry, a.a.O., S.71

(29) Ebenda, S. 121

(30) Ebenda, S. 130

(31) Ebenda, S. 122

(32) Ebenda, S. 130

(33) So Hans Mommsen im Vorwort zum germanophilen, gegen den Politikwissenschaftler Daniel Jonah Goldhagen und die gesamte Holocaust-Forschung gerichteten Erfolgs-Pamphlet A Nation on Trial. Vgl. in deutscher Übersetzung Ruth Bettina Birn/Norman G. Finkelstein: Eine Nation auf dem Prüfstand. Goldhagens These und die historische Wahrheit, Hildesheim 1998. Von Finkelsteins neuem Buch distanziert sich Mommsen allerdings unzweideutig: Finkelstein schaffe »durch maßlose Übertreibungen und mutwillige Fehlinformationen nur antisemitischen Ressentiments neue Nahrung«. Zitiert nach Ernst Piper: Vorwort, in: Ders. (Hg.): Gibt es wirklich eine Holocaust-Industrie? Zur Auseinandersetzung um Norman Finkelstein, Zürich 2001, S.10

(34) Vgl. Arne Behrensen: The Holocaust Industry - Eine deutsche Debatte, in: Ernst Piper (Hg.): Gibt es wirklich eine Holocaust-Industrie? A.a.O, S.15-43, hier S.36

(35) Bernd Kallina: Du sollst vergleichen!, Rheinischer Merkur, 25. August 2000

(36) Ebenda

(37) Vgl. die Einleitung zu Finkelsteins Beitrag, Süddeutsche Zeitung, 11. August 2000

(38) Vgl. Ivan Denes: Der Milliardenpoker, Junge Freiheit, 28. Juli 2000

(39) Philipp Blom: Dachau meets Disneyland, Berliner Zeitung, 11. August 2000

(40) Peter Longerich: Ein Mann sieht rot, Frankfurter Rundschau, 22. August 2000

(41) Arne Behrensen: The Holocaust Industry - eine deutsche Debatte, a.a.O., S.38

(42) Die Zeit, 5. September 1996

(43) Vgl. Claudia Michels: Seit gestern hat Frankfurt eine Ignatz-Bubis-Brücke: Antijüdische Demonstranten störten die Umbenennung, Frankfurter Rundschau, 13. Dezember 2000, S.34

(44) »Jetzt wissen wir, woran wir sind«, Gespräch mit Salomon Korn, Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, 21. Dezember 2000, S.1

(45) Zitiert nach Werner Kolhoff: Süssmuth, Friedman und die Medien, Berliner Zeitung, 21. Februar 2000

(46) Zitiert nach Berliner Zeitung vom 23. Dezember 2000

(47) »Ich will nicht resignieren« - Gespräch mit Paul Spiegel, Jüdische Allgemeine Wochenzeitung, 21. Dezember 2000, S.3