Schwer was los auf der Expo? Von wegen: Statt der geplanten Viertelmillion stapfen gerade mal 100 000 Leute jeden Tag auf der Folklore-Schau herum. Darunter aber auch jede Menge Promis. Und während der Expo-Widerstand Urlaub in Seattle macht, zeigen die auf dem Hannoveraner Messegelände, wie Dissidenz heute wirklich funktioniert. Allen voran: Ernst August von Hannover. Seit 1864 ohne konkreten Zuständigkeitsbereich, schockte der Prinz letzte Woche die Medien - vom »Prügel-Prinz« zum »Pinkel-Prinz«. Bild kommentierte eiskalt: »Sie sind ein Ferkel«, die Times urteilte etwa nüchterner: »unberechenbar«.
Was war geschehen? Der Prinz: »Ich habe mich niemals und zu keinem Zeitpunkt am türkischen Pavillon erleichtert.« Die Bild-Fotos dokumentieren das Gegenteil. Neben ihm sein gut gelaunter Bodyguard. Seit der Affäre um Boris Becker, der sein Nutella-Messer mit der bloßen Zunge ableckte, waren Deutschlands Erziehungsberechtigte nicht mehr so aus dem Häuschen. Ein Zufall, dass die Berliner B.Z. am selben Tag über die Schlappe der deutschen EM-Elf schrieb: »Unsere Kinder haben keine Vorbilder mehr»? Unwahrscheinlich.
Unsere Bilder beweisen, dass das Prinzen-Pissen nur die Spitze des Eisberges darstellt. Im rechtsfreien Raum der Expo-Ödnis fühlen sich mehr und mehr Prominente ermutigt, ihren Missmut gegen eine immer spießigere Gesellschaft, die meint, dass ihr Leben auf Bunte-Seiten zusammengefasst werden könnte, freien Lauf zu lassen.
Punk's not dead.