Für alle

Der Stifter-Einfluss bei Rainald Goetz.

»Bewunderst du auch mein Pferd?«
Dieser ging nun näher, und antwortete: »Ich bewundere es schon lange, schon so lange Ihr da seid. Hat der andere es auch bewundert? Nun, ich kann es mir denken.«
»Kannst du reiten?« fragte ihn der junge Mann.
»Ja, ich kann reiten«, antwortete der andere.

*

»Hast du ein Pferd?« fragte der Reiter.
»Ich habe selber kein Pferd, ich habe gar nie einmal eines gehabt; aber ich reite mit den Pferden der andern.«
»Und lassen die andern dich auf ihren Pferden reiten?« fragte der junge Mann.
»Ja, von der Weide und in die Schwemme«, entgegnete der Krauskopf. »Es gehen Pferde auf dem Anger herum, und wälzen sich oder fressen.«
»Sind es gute Pferde?« fragte der Reiter.
»Ja, gute Pferde«, antwortete der andere, »es ist ein Unterschied, einige sind stärker, andere schwächer, aber so zierlich schön und glatt wie das Eurige ist keines. Ich möchte einmal auf so einem Pferd sitzen, auf einem Sattel, und die Füße in diese Schlingen da stecken.«

*

»Sei gegrüßt, Mathias«, entgegnete der Reiter, »von Passau kann ich wohl nicht in kürzerer Zeit da sein.«
»So bringt nur Euer Pferd herein«, sagte der Mann, und öffnete nicht weit von der Tür ein Tor.

*

»Euer Mihelbach fließt recht schön an deiner Hütte vorüber«, sagte der Reiter.
»Ja«, erwiderte der Mann, »zuweilen aber nicht oft auch in dieselbe hinein.«
»Nun gehabe dich wohl, Mathias, und Ihr auch, Frau, mit Euern Kindlein«, sagte der Reiter.
»Gehabt Euch wohl, junger Herr«, antwortete der Mann.
»Erhitzt Euch nicht zu sehr, und kommt gesund wieder zurück«, sagte die Frau.
»Es wird schon so geschehen«, erwiderte der Reiter.

*

Nach einer Weile sagte der Reiter: »So nun rede etwas.«
»So rede du etwas«, antwortete sie, »du hast gesagt, daß du noch mit mir sprechen willst.«
»Ich weiß jetzt nicht mehr, was ich sagen wollte«, entgegnete er.
»Nun, ich auch nicht«, sagte sie.
Nach einer Zeit sprach der Reiter: »Es ist wahr, was du gesprochen hast, daß an Vormittagen die Sonne sehr mild auf diese Steine scheint.«
Sie antwortete nicht. Nach einer Weile sagte sie: »Trägst du immer diese häßliche Haube auf deinem Haupte?«
»Nein, nur wenn ich sie brauche«, sagte er, »sie ist sehr leicht herab zu nehmen.«

*

»Wollt Ihr ein Anführer werden?« fragte sie.
»Wenn es sein kann, ja«, antwortete er.
»Habt Ihr ein schönes Pferd?« fragte das Mädchen.
»Es ist nicht ein schönes, es ist nicht ein häßliches«, erwiderte der Reiter, »aber unter den guten ist es eines der besten. Es ist gesund und stark, witzig und treu. Ich liebe es, und es liebt mich wieder, und folgt mir.«

*

»Hier sind Pferde«, sagte Heinrich, indem er Witiko gegen einen Stall führte, der rechts von dem Eingange war. Witiko trat in den Stall, und betrachtete die sechs Pferde, welche da standen, sehr genau.
»Hier sind Rinder«, sagte Heinrich, indem er Witiko zum Stalle daneben führte. Witiko sah hier zehn Kühe stehen, die gut und schön gebaut waren.
»Hier sind Zugtiere«, sagte Heinrich, da er Witiko zu einem weitern Stalle geleitet hatte. Drei Paare schwerer Ochsen standen in dem Stalle.
»Und dort sind Kälber und kleine Tiere und Geflügel«, sagte Heinrich, indem er auf weitere Gelasse nur so oberflächlich hinwies, ohne Miene zu machen, hinzugehen.

*

»Ich habe es sehr gerne gesagt«, sprach Witiko.

*

»Ich habe es wohl gelernt«, sagte Witiko.

*

Dann wendete sich Witiko zu Bertha und sagte: »Lebet wohl, Bertha, und bleibet heiter und fröhlich.«
»Ihr auch, Witiko«, sagte das Mädchen, »und reitet mit Glück.«
»Vielleicht höre ich Euch doch wieder einmal singen, wenn ich wieder einmal komme«, sagte Witiko.
»Kann sein, wenn Ihr denkt, und singt wie der Wald«, entgegnete sie.
»Ich habe gejauchzt«, sagte er, »singen kann ich nicht aber denken wie der Wald.«
Dann neigte er sich gegen Trude, und sagte: »Lebet wohl, und habt Dank für den Gesang, den ich auch gegen Euren Willen gehört habe.«
»Lebet wohl«, sagte das Mädchen, und errötete.

*

»Es ist gut«, sagte Witiko.
Dann streichelte er den Kindern die Wangen, und gab jedem einen glänzenden Pfennig.
Dann verlangte er sein Pferd.
Der Köhler führte es vor die Tür.
»Erlebet recht große Dinge«, sagte die Frau.

*

»Ich bin Odolen, der Sohn des Striz«, rief einer in grüner Kleidung aus dem Haufen, und wendete den Kopf seines Pferdes gegen Witiko, »und leide von keinem Menschen in dieser Welt eine Auflehnung.«
»Ich bin Welislaw«, rief ein brauner Mann, indem er sich gleichfalls gegen Witiko wendete, »und nehme keine Drohung an.«
»Und ich bin Casta, ich bin Ben, ich bin der Sohn des Nacerat«, riefen drei Stimmen.
»Hui«, sagte der Scharlachreiter, »wenn es einen Kampf geben sollte, so wäre wohl ich der Mann, den er träfe, da ich die Worte gegen jenen Trotzigen gerichtet habe. Seht wie das Vögelchen die Federn sträubt, und hat noch keinen Flaum ums Kinn, und gleicht einer Jungfrau. Stellt euch zurück, und du, Ledermann, komme her, wir tun dir nichts zu Leide. Ich bitte dir die Reden, die ich dir gegeben habe, ab. Du sollst keine mehr hören. Wir sind lustige Geschöpfe, und sagen einander harte Worte, die nichts bedeuten.«

*

»Da du sagst, daß du nichts Schlimmes gegen mich im Sinn hast«, antwortete Witiko, »und da du auch versprichst, keine üblen Reden mehr gegen mich zu führen, so will ich dir trauen, wenn deine Gefährten auch die gleichen Gedanken haben.«
»Sie haben die gleichen Gedanken«, erwiderte der Scharlachreiter, »komme nur her, und reite eine Strecke mit uns, so weit es dir gefällt.«
»Ich reite nur im Schritte«, sagte Witiko.
»Es gibt schon Gesetze«, sagte der Scharlachreiter, »wir wollen sie befolgen, und reiten eine Strecke im Schritte mit dir.«

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»Wir gehen hin«, rief eine Stimme.
»Wir gehen dahin«, rief eine andere.
»Ja, ja«, rief wieder eine.

*

»Ja«, erwiderte Welislaw, »wir werden wohl in unseren Meinungen Gegner sein; aber du bist heute wieder wie bei Chynow, und das freut mich.«
»Ich weiß nicht, ob wir in unsern Meinungen Gegner sein werden«, antwortete Witiko, »ich habe gar keine Meinung, ich erwarte nur die Dinge.«

*

Es entstand nun wieder ein starkes Rufen und eine Bewegung der Körper, daraus nichts zu entnehmen war, bis einzelne Stimmen durchdrangen, die riefen: »Laßt weiter sprechen, laßt weiter sprechen.«

*

Als sie in den Hof gekommen waren, fanden sie dort eine Menge von Menschen. Sie standen fast Körper an Körper gedrängt. Teils waren sie von außen hereingekommen, teils waren sie von den Räumen des Gebäudes herabgegangen.

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Witiko legte seinen groben Wollmantel ab, nahm seine Lederhaube von dem Haupte, legte sie auf den Tisch, und setzte sich selber auf einen Stuhl.
»Ja, da bin ich«, sagte er, »und werde wohl eine gute Weile bei euch bleiben.«

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Dann sprachen sie von mancherlei: von Leuten, die gestorben sind, von andern, die geheiratet haben, wieder von andern, die in die weite Welt gegangen sind, und von solchen, die in den innern Ländern Krieg wünschen, um dahin zu gehen, und Beute zu machen. Sie sprachen von dem Landbaue und der Viehzucht, und was sich in dem Walde begibt, und was sonst Neues in der Welt ist, und von ähnlichen Dingen.

*

Am dritten Tage war es ungefähr wie an den vorhergegangenen zwei Tagen.

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»Es ist gut«, sagte Witiko, und schwieg.

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Am Abende, wenn das Licht auf der Leuchte brannte, kamen immer wieder Männer. Es kam jetzt auch zuweilen Peter Laurenz der Schmied, es kam Paul Joachim der Maurer, Adam der Linnenweber, dann Zacharias der Schenke, Mathias, Norbert, Jakob und andere. Wenn Rockenfahrt in Witikos Stube war, und zu derselben Mädchen und auch Frauen mit ihren Spinnrädern kamen, um in der Stube zu spinnen, fanden sich auch junge Männer und Jünglinge ein, wie Philipp der Steiger, Maz Albrecht, der rosenwangige Urban, der der Vetter des Schmiedes Laurenz war, Veit Gregor, Lambert der Zimbelschläger, Wolfgang, Andreas, Augustin der Pfeifer, und mehrere. Dann sangen zuweilen die Mädchen, zuweilen sangen die jungen Männer, oder beide zugleich, oder beide in Wechselliedern. Um die neunte Stunde gingen sie nach Hause.

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»Es ist schon gut«, entgegnete Witiko.

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Auf dem Tische stand ein sehr großes Gefäß mit warmer Milch, aus dem in Becher geschöpft wurde, die man herumreichte. Ein Mann reichte Witiko einen solchen Becher. Witiko trank ihn aus, und setzte ihn auf den Tisch. Dann näherte er sich Rowno. Dieser grüßte ihn, führte ihn zu der Frau mit den sanften Wangen, und sprach: »Das ist Ludmila, mein Eheweib.«
Dann wies er auf die Kinder, und sagte: »Das ist Mis mein Söhnlein und Durantia mein Töchterlein.«
Dann führte er ihn zu der Jungfrau mit dem dunkelblauen Kleide, und sprach: »Das ist Dimut meine Schwester.»
Dann wies er auf die Männer, die weiter hinab standen, und sagte: »Das ist Jaros mein Oheim mit seinem Erstgebornen Luta und seinen andern, das ist mein Oheim Stan mit seinem Erstgebornen Branis und seinen andern, das ist mein Oheim Detleb mit seinem Sohne Porey, das ist mein Vetter Wenzel, das ist mein Vetter Misek, das ist mein Bruder Duda, und das ist mein Bruder Welis.
Dann wies er auf die Frauen, und sprach: »Diese ist Swatislawa das Eheweib Stans, diese ist Mlada das Eheweib Detlebs, diese ist Richsa das Eheweib Brunis', und diese Jutta das Eheweib Poreys. Die jüngeren Männer und Mädchen nenne ich dir nicht, du wirst sie kennen lernen. Sie sind alle gekommen, dich zu begrüßen, und werden dann an ihre Geschäfte gehen.«

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Witiko suchte für sich und sein Pferd eine Herberge zur Erquickung. Er blieb zwei Stunden da. Was er das erste Mal getan hatte, tat er wieder.

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»Ihr kennt mich?« fragte Witiko.

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Dann wies er nach der Reihe auf die folgenden, und sagte: »Das ist Kodim, das ist Momir, das ist Dis, das ist Derad, das ist Wazlaw, und das ist Hostiwil.«
Und bei jedem fügte er bei: »Es ist mein Sippe, der mir in meinen Obliegenheiten hilft.«
Dann fügte er noch hinzu: »Sie sind alle meines Dankes, und wir sind uns alle des gegenseitigen Schutzes versichert.«

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»Ich werde es tun«, entgegnete Witiko.

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Die Mädchen hatten ihre Haare aufgebunden, hatten rote Mieder, schwarze Faltenröckchen und weiße Schürzen.

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»Es ist sehr gut«, antwortete Witiko.

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»Jetzt bin ich aber allein«, entgegnete Witiko.

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Er wurde von den Seinigen sehr freundlich begrüßt, und Raimund trug die schöne Armbrust in die Kammer.
Witiko legte nun seine Lederkleidung wieder ab, tat sein Waldgewand an, und lebte wie früher.

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»Die Geladenen können sich nun in ihre Heimat begeben, und nehmen eine Freude und ein Vergnügen mit sich auf den Weg. Sie haben sich hier gesehen, und haben freundschaftliche Bande geknüpft, und werden nun gewiß einander, wie es die Lage ihrer Wohnungen gibt, besuchen, bald hier, bald dort, bald anders wo, um ihre Freundschaft fortzuführen, ihre Bündnisse fester zu machen, und von dem zu reden, was ihnen im Herzen ist.«

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»Wir kommen, wir kommen«, riefen viele Stimmen.

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Er und sein Pferd waren in den nötigen Stand gesetzt, die Reise zu erneuern, und er hatte Vorsorge getroffen, daß ihm von seiner Habe, was er brauchte, gefördert werde. An diesem Tage waren auch die Männer, die ziehen wollten, bereitet. Da war Christ Severin der Wollweber mit einem Ahornschafte dem Packe der Nahrungsmittel und einem Sacke für die Beute, Stephan der Wagenbauer mit Schwert und Spieß dem Packe der Nahrungsmittel und dem Sacke für die Beute, David der Zimmerer mit Schwert und Streitaxt dem Packe der Nahrungsmittel und dem Sacke für die Beute, eben so Paul Joachim mit einem Spieße, Jakob mit Spieß und Schwert, Tom Johannes der Fiedler mit einem Spieße und einem großen Sacke für die Beute, ingleichen Maz Albrecht mit einem Ahornschafte, dann Peter Laurenz der Schmied mit einer Eisenstange und einer eisernen Wurfkeule, dann Urban, Zacharias, Lambert, und Wolfgang mit Ahornschäften, Gregor Veit mit Schwert und Spieß, dann viele von den jungen Leuten, und Knechte, die entbehrt werden konnten. Sie hatten die groben grauen Wollkleider an, Stiefel mit den großen eisenbeschlagenen Sohlen an den Füßen, und dicke Filzhauben auf den Häuptern.

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Witiko hielt es für gut.

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Da ging bei diesen Worten die Tür der Stube auf, und die Jungfrau mit den schwarzen Haaren den schwarzen Augen den roten Wangen und den kirschroten Lippen, die das dunkelblaue Kleid mit dem veilchenblauen Gürtel angehabt hatte, da Witiko einmal als Gast in dem Turme war, Dimut die Schwester Rownos trat herein.

*

»Du sagst, daß alle großen Männer der Länder mit euch sind?« fragte Witiko.
»So ist es«, entgegnete Wladislaw.

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»Zdik ist ein Verräter«.

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»Der ist uralt, und führt keine Kriege mehr«.

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»Silvester ist ein gebrechlicher Mann«.

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Als die Reiter nun schon weit entfernt waren, und man nur mehr einen schwachen Staub erblicken konnte, wo sie ritten, wendete sich Witiko zu den Männern, und sagte: »Ihr habt es nun gehört, was sie wollen. Die Geschwätzigkeit dieses Mannes hat uns mehr geoffenbaret, als wir je auszukundschaften im Stande gewesen wären. Sie haben sogar ein Papier aufgesetzt.«

*

Die jungen Männer besuchten zuweilen Witiko, und er besuchte sie wieder. So war der zwanzigste Tag des Monates April gekommen.

*

Witiko trat zu dem Haupte seines Pferdes, liebkoste es, wie man ein vertrautes vernünftiges Geschöpf liebkoset, und sagte: »Nur heute bleibe treu.«
Das Pferd gab Zeichen auf die Liebkosung zurück.

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Die Männer hielten ihr Stück Brot, das sie aßen, in der Hand, und gingen fort.

*

»Ich sage, es ist in der vergangenen Zeit schon genug geredet worden, und wir sollten endlich zur Tat gehen.«
»Zur Tat«, »zur Tat«, »wir sollen zur Tat kommen«, »die Tat sollen wir tun«, »die Tat«, »die Tat«, riefen verschiedene Stimmen.

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»Ich werde dich grüßen, Otto, und deine Schwester Gertrud wird dich grüßen«, antwortete Wladislaw.
»Wir kommen mit reichen Scharen«, sagte der Pfalzgraf.
»Und es sind immer noch Zuzüge da«, sagte der Graf von Kleve.

*

»Ich habe nichts versprochen«, entgegnete Witiko.

*

»Hohe, erlauchte Herren«, sprach jetzt Witiko wieder, »möge es euch gefallen, mir ein Zeichen zu geben, ob ihr mir antworten wollet oder nicht.«
Die Fürsten schwiegen.
»Hast du nun Zeichen genug?« schrie Odolen.

*

Sie sahen den Staub, den sie erregten, und sie erregten selber Staub, und beständig sahen sie auf den Abstand dieser zwei Staubsäulen. Nach einer Stunde erkannten sie, daß der Abstand sich mindere.

*

Eine aus den Jungfrauen sprach zu dem Herzoge Wladislaw Begrüßungsworte, und reichte ihm einen Strauß.
Der Herzog nahm den Strauß, und dankte ihr.
Dann sangen alle Jungfrauen einen Begrüßungsgesang.
Der Herzog dankte gegen alle hin.
Da es stille geworden war, stieg er von seinem Pferde.

*

»Wir kennen ihn«, sprach Bolemil.
»Wir kennen ihn«, sprach Lubomir.
»Wir kennen ihn«, sprach Otto.
»Wir kennen ihn«, sprach Zdik.
»Wir kennen ihn«, sprachen viele.

*

Sie standen oder saßen im Sonnenglanze an den Hütten oder Schirmen, die sie auf ihrem Platze errichtet hatten, herum, und sprachen von verschiedenen Dingen. Sie sprachen von dem, was geschehen war, von ihren Geschenken, und zeigten sich dieselben neuerdings wieder, und mancher zählte sein Geld aus einer Hand in die andere.

*

Außerhalb der Kirche begannen nun die Männer erst über alles zu sprechen.

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»Ich meine, Wladislaw handelt wie ein guter Herzog«, sagte Witiko.

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Es kam nun auch Raimund, der Knecht, und Lucia, die Magd. Martin klagte, daß man drei Pferde nicht werde in den Stall bringen können, wenn man nicht die Kühe in den Schoppen stelle.

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»Ich danke Euch für Eure Gesinnungen«, sagte Witiko.

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»Ich werde bald kommen«, entgegnete Witiko.

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»Tut immer so, dann könnt ihr manches erreichen«, entgegnete Heinrich.

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»Die Jugend ändert sich schnell«, sagte Heinrich, »in späteren Zeiten ist man oft Jahre lang gleich.«

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Da sah er in der Tiefe unten, in welche ein Arm des Wassers hinab floß, auf einem Steinblocke zwischen Gebüschen den Mann mit den schwarzen krausen Haupthaaren sitzen, der einmal im Hauzenberge den Topf mit Draht umwunden, und den Heinrich im Waldhause Wolf geheißen hatte.

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»Und ich werde kommen«, sagte Witiko.
»Und du weißt schon, wie ich denken werde«, sagte Bertha.
»So ist alles gut und klar«, sagte Witiko.

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»Ich habe dir gesagt, daß ich das Ganze tun will, was ich kann«, antwortete Witiko.

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»Ich will zu dem Höchsten streben«, sagte Witiko.

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»Ich komme schon wieder einmal«, entgegnete Witiko.

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»Bist du auch vor vier Jahren aus Zufall mit ihm auf dieser Gasse gesessen?« fragte Witiko.
»Aus Zufall«, antwortete der Mann.

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Es öffnete sich hierauf ein kleines Türchen in dem Tore, und unter dem Türchen stand ein Mann, der eine veilchenfarbene Haube und ein veilchenfarbenes Mäntelchen hatte, sonst aber in ein gelbes Wams und in gelbe Beingewandung gekleidet war.

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Eine der jungen Frauen stand auf, und wollte einen Stuhl gegen Witiko rücken. Er kam ihr aber zuvor, nahm den Stuhl, und da sie wieder zu ihrem Platze gegangen war, setzte er sich auf denselben nieder.

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Witiko ging zu seinem Stuhle, und setzte sich auf denselben nieder.
»Bist du von Pric gekommen?« fragte Agnes.
»Ich bin von Pric gekommen«, antwortete Witiko.

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»Ich habe erst von dir reden gehört, als wir auf dem Rückwege nach Deutschland waren«, sagte der Ritter.
»Da ist nicht viel zu reden«, antwortete Witiko.
»Sie haben hingeredet und haben widergeredet«, sagte der Ritter, »du sollst jetzt bei uns bleiben.«

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»Neben ihm reitet ein junger Mann im blauen Kleide auf einem weißen Pferde.«
»Ich sehe ihn«, sagte Witiko.
»Der ist der junge Heinrich von Oftering«, sprach der Ritter, »wir tragen immer gleiche Kleider. Und auf der anderen Seite reitet einer mit einem grünen Mantel.«
»Ich kann ihn sehen«, sagte Witiko.
»Der ist der junge Ruhenegk aus der Waldschlucht«, entgegnete der Ritter.

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Am Abende kamen Stephan, der Wagenbauer, Peter Laurenz, der Schmied, Tom Johannes, der Fiedler, Christ Severin, der Wollweber, Zacharias, der Schenke, Roman, den sie den grünen Weber hießen, Tobias, Maz Albrecht, Urban und Mathias zu Witiko. David, der Zimmerer, sandte sein Weib, und ließ sagen, daß er Witiko nicht besuchen könne, weil er an den Truhen mit seinen Knechten arbeite, so lange ein Tagesschein ist.

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»Was in einer Zeit sein muß, wird sein«, sagte Witiko.

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Als eine kurze Zeit vergangen war, ritt Witiko mit seinen drei Schülern auf den Bachanger hinaus, und ließ sie dort ihre Bewegungen machen. Da kamen nun noch mehr Menschen hinzu.

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Wenn am Abende die Männer bei dem Scheine der Leuchte in Witikos Stube saßen, so wurde jetzt häufig vom Reiten gesprochen, und man sagte Urteile und brachte Neckereien vor.

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Als er diese Worte gesprochen hatte, setzte er seine Lederhaube wieder auf das Haupt, und nahm seinen Platz auf der Bank wieder ein.
Es war eine kurze Zeit der Stille. Dann sagte ein alter Mann: »Ich habe mir das auch schon so ein wenig gedacht, was du gesagt hast, Witiko.«
»Mir sind die Gedanken auch schon in dem Kopfe gewesen«, sagte ein anderer.
»Ich habe auch darauf gedacht, und das ist so eine Sache«, sagte wieder einer.
»Das ist so eine Sache«, sagte ein sehr alter Mann.

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»Ich werde denken«, antwortete Witiko.

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Nach einer Zeit kam ein Mann herein, um Witiko zu sehen und zu besuchen. Später kam wieder einer, und dann kamen mehrere, und endlich so viele, daß die Stube kaum hinlänglich Raum gab. Jakob und Regina trugen die Gesiedel aus dem ganzen Hause zusammen, und die Männer saßen umher, aßen Brot und Salz des Hauses, und Witiko redete mit ihnen von verschiedenen Dingen, und von dem Kriege, der im Frühling gewesen ist, und der im nächsten Frühling sein wird.
Die den weitesten Weg hatten, zündeten zuerst eine Leuchte an, und verfolgten ihre schneeigen Pfade nach heimwärts.
Dann gingen andere, und zuletzt alle.

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»Witiko hat es besser gemacht als der grüne Ritter«, rief Lambert, der Zimbelschläger.
»Er hat es besser gemacht«, schrie Andreas.

*

Aber viele Menschen waren von Daudleb heraus gekommen, sie drängten sich über den Steg, sie drängten sich an die Männer, welche von Plan gekommen waren, und einer, der ein dunkelblaues Wollkleid an hatte, das mit einem roten Gürtel gebunden war, rief gegen die Männer: »Ihr seid einer wie der andere, man kann euch nicht unterscheiden, ich weiß nicht, wer der Vorgesetzte ist, ich bin der Kmete des Burgfleckens von Daudleb, und lade alle ein, die bei uns Platz haben, wir werden tun, was wir vermögen.«
»Wir sind einer wie der andere«, sagte Witiko, »und es ist einerlei, an wen du deine Worte richtest, edler Kmete, wir sind alle dankbar.«
»Wir sind dankbar«, riefen viele Stimmen.
»Kommet zu uns herein«, »kommt zu uns«, »zieht in mein Haus«, »geht in unsere Herbergen«, riefen die Stimmen der Menschen von Daudleb durcheinander.
»Schönen Dank«, »wir kommen«, »das freut uns«, »das ist recht«, »ihr seid freundlich«, scholl es entgegen.

*

»Du hast die rechten Worte zu dem Herzoge gesendet, und es können keine andern gesendet werden«, sagte Daniel.
»Und Bolemil?« fragte der Herzog.
»Es ist, wie es ist, und wir müssen es zu Ende führen«, sagte Bolemil.
»Wir müssen es zu Ende führen«, sagte Diwis.
»Zu Ende«, sagte Lubomir.
»Zu Ende«, »zu Ende«, riefen alle in der Versammlung.

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»Wir sind alle Freunde«, sagte der Herzog, »und ich glaube, wir werden es bleiben.«
»Immer, immer, immer«, riefen die Männer.

*

Und als das Licht nach der Frühlingsnacht wieder gegen die Erde dämmerte, standen die Tausende der Männer auf ihren Füßen oder saßen auf ihren Pferden, und die Ordnungen waren eingerichtet, daß die Züge sich entfalten konnten.

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»Gute Nacht, Witiko, gute Nacht, gute Nacht«, riefen mehrere.

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Es war sein Bruder da, der erlauchte Diepold, dann sein anderer Bruder, der erlauchte Heinrich, es war der Bischof von Prag da, es war der Bischof von Olmütz da, welcher erst gekommen war, es war der Zupan Lubomir da, es war Diwis da, es war der Abt von Kladrau da, und der Abt von Wilimow, und der Kanzler Gervasius, und ein Priester, den sie Daniel hießen, und es war der Zupan, der Zupan, ich habe die Namen vergessen, ein guter junger Mann, Welislaw, der ein Freund Witikos ist, hat sie mir alle gezeigt, da die Sache aus war, und hat gesagt, er lasse Witiko aus dem Gemütsgrunde grüßen. Und der Herzog hat gesagt: Junger Bote, rede.

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»Oft sind unvorhergesehene Geschehnisse, welche unvorhergesehene Mittel erheischen«, sprach Witiko.
»Gebrauche die Mittel, wie du sie erkennst«, antwortete Wladislaw, »du wirst sie der Gelegenheit anpassen.«
»Möge der Herr im Himmel zu der rechten Zeit das Rechte in mein Haupt geben«, sagte Witiko.

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Andreas las weiter: »Michael von dem schwarzen Bache. Johannes aus den Heurafelwaldhäusern. Arnold von der unteren Moldau. Jobst von dem Rathschlage. Sebastian aus Friedberg. Ruprecht vom Kirchenschlage. Simon von Mugrau.«

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Witiko sagte: »Weil es so ist, daß ich Zeugen wählen muß, so werde ich sie wählen.«
Und er wählte die jungen Männer Augustin, Urban, Mathias und Maz Albrecht.
Und er und seine Zeugen und Wentislaw und Ratislaw und die Männer aus Daudleb gingen an der Grenze dessen hin, das Witikos Gebiet sein sollte. Sie schrieben, was sie fanden, auf Papiere, und als sie nach drei Tagen wieder nach Plan zurückgekommen waren, wurde noch alles auf zwei Handschriften gebracht.

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»Ich bin nun da«, sagte Witiko.

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»Ich weiß es, ich weiß es«.

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»Die Dinge gehen oft auf eine andere Art in Erfüllung, als wir uns denken«, sprach Witiko.

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»Wie wird denn die Burg heißen, die du baust?« fragte Bertha.
»Witikohaus«, antwortete Witiko.

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Witiko zog noch mehrere Blätter aus der Ledertasche, auf welchen Zeichnungen mit Linien waren.

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Und dann brachten sie noch vier junge ganz weiße Milchkühe. Tom Johannes brachte sechs Bogensehnen, die er selber aus Darmsaiten von Geigen gedreht hatte, Stephan, der Wagenbauer, brachte die sechs Bogen aus rotem Eibenholze dazu, und Peter Laurenz, der Schmied, sechs Bündel Pfeile, deren Spitzen er selber geschmiedet hatte. Sebastian brachte Marderverbrämungen und Marderfelle und anderes Pelzwerk des Waldes. Christ Severin brachte ein Stück feinen Tuches.