Teresa Orlowski Pornoproduzentin über Naturgeilheit, deutsche Männer, europäisches Kino und Kaputtis.

Herr Kohl, verleihen Sie mir das Verdienstkreuz!

Die 1953 bei Wroclaw geborene Polin Teresa Orlowski drehte mit 28 Jahren ihren ersten Porno ("Foxy Lady"). 1982 gründete sie in Hannover die Produktionsfirma VTO und investierte seitdem rund 30 Millionen Mark in zwei große Studios, Kopierwerk und Lagerhallen. Mit 15 bis 20 Videoproduktionen jährlich, fünf Magazinen, dem Pornokanal "Adult Channel" und Computerspielen gilt die Firma (30 Mitarbeiter, darunter Kameraleute und Software-Programmierer) als Branchenführer in Europa. Der Anteil der Porno-CD-ROMs am Umsatz stieg auf 20 Prozent, der Videomarkt sackte auf 40 Prozent. Die Studios erwiesen sich als Fehlinvestition und stehen bei einer Drehdauer von einer Woche pro Film meistens leer. Orlowski hatte darauf spekuliert, die Studios an Privatsender zu vermieten. Rudi Carrell wollte seine Shows bei VTO produzieren, doch RTL-Chef Helmut Thoma lehnte eine Zusammenarbeit aus Imagegründen ab.

Im Gegensatz zur Billigware aus Osteuropa zeichnen sich Ihre Pornos durch eine gewisse Story, durch professionelle Kameraführung und gepflegte Schöner-Wohnen-Interieurs aus. Haben Sie einen künstlerischen Berater?

Nein. Ich bin ein Mensch - das ist vielleicht angeboren -, der viel Wert auf Ästhetik legt. Bei meinen ersten Aufnahmen in Reizwäsche hat sich der Fotograf gewundert, denn ich war sehr gepflegt. Die Linie bei VTO ist durch mich geprägt: Da ist eine Frau, die sich häufiger wäscht als andere und die ihre Fingernägel pflegt. Wir wollen Pornographie gesellschaftsfähig machen.

Der Künstler Jeff Koons hat mit seiner damaligen Ehefrau Cicciolina Porno-Aufnahmen in Galerien und Museen ausgestellt und zu horrenden Preisen verkauft. Ist das für Sie Kunst?

Kunst kann man schwer definieren, aber ich finde die Aufnahmen schön. In Deutschland fehlt dieser Mut zur Kunst. Cicciolina sieht gut aus und zieht sich sehr interessant an. Solange es Leute gibt, die Geld dafür bezahlen, nenne ich es Kunst.

Sind Sie nie auf die Idee gekommen, Ihre Pornos ebenfalls als Kunst zu verkaufen?

Ich sage Ihnen mal was: Die Deutschen haben mich nicht verdient. Die Deutschen haben zwar wunderbare Eigenschaften wie Fleiß und Zuverlässigkeit, aber ihnen fehlt der Mut zum Verrückten und der Mut zur Kunst, weil sie zu selbstkritisch sind und alles schwarz sehen. Meine Filme wurden als Mickey-Mouse-Produktionen, als zu brav, zu sauber und zu perfekt kritisiert:, während die anderen Verleiher Perversionen und - aus meiner Sicht - andere primitive Sachen herausbringen würden. Meine Schlußfolgerung daraus: Die Menschen sind zu primitiv.

Anders als Cicciolina oder Brigitte Bardot haben Sie sich trotz großer Popularität politisch nie engagiert. Warum nicht?

Das würde mir niemand abnehmen. Außerdem war ich geschäftlich sehr eingespannt. Das war vielleicht nicht klug. Ich habe zuviele Fehler mit Großinvestitionen gemacht, daß ich gar keine Zeit hatte, um mich mit Künstlerunterstützung oder Tierschutz zu beschäftigen, obwohl es dringend nötig wäre, Tiere in Schutz zu nehmen, denn der Mensch ist eine Bestie.

In der "Body Art" erklären Künstler ihre Exkremente zum Kunstwerk. Andere, wie der amerikanische Performer Bob Flanagan, praktizieren öffentlich S/M. Der Kulturbetrieb lehnt Ihre Pornos dagegen als Schund und Schmutz ab, statt sie als Experimentalfilme zu preisen.

Ja, das ist unfair. Speziell in Deutschland liegt es daran, daß die Kirche einen großen Einfluß hat und sich die Menschen nicht zu ihrer Sexualität bekennen. Mein Glück ist, daß ich aus Polen komme und Pornographie als etwas Besonderes, etwas Schickes betrachte. Ich bin ausgeglichen, und ich liebe die Sexualität. Sexualität ist mein Motor. Ich war nie tödlich beleidigt, wenn mich eingeschüchterte Männer auf der Straße ansprachen, zuerst ein Autogramm und dann mit mir Kaffee trinken wollten. Für mich ist es ein Kompliment, wenn mich ein Mann als Mensch, als Weib gut findet. Ich habe lange gebraucht, um zu kapieren, daß in Deutschland "Karrierefrau" ein Schimpfwort ist.

Können Sie sich vorstellen, einmal den Goldenen Bären oder den Oscar als beste Darstellerin zu gewinnen bzw. mit dem Bundesverdienstkreuz für Ihr Lebenswerk geehrt zu werden?

Das Bundesverdienstkreuz wäre das mindeste, was Herr Kohl mir zukommen lassen sollte. Mein schmutziges Steuergeld nimmt er sehr gerne, aber er lädt mich zu keinem Empfang ein, als wäre ich der Fußabtreter der Nation. Er würde Sympathien gewinnen und Mißverständnisse ausräumen helfen, wenn er Pornographie als aufklärerisch, hilfreich oder stimulierend anerkennen würde. Wir, die Pornobranche, sind keine Kriminellen und keine Prostituierten. Prostituierte würden sich nie im Bild zeigen; zu Hause sind sie brave Ehefrauen, und ihr Alter freut sich, daß er wichsen kann und sie das Geld nach Hause bringt. Wenn die Politiker nur sagen würden: Ich bin dick, ich brauche keinen Sex mehr, aber ich bin tolerant. Die Leute würden sich dann nicht mehr ertappt fühlen und keine Komplexe entwickeln. Ich akzeptiere ja auch, wenn jemand sagt, er sei katholisch, liebe seine Frau und brauche keine Stimulation. Aber es gibt viele Männer, die keine Chance haben, an deutsche Frauen heranzukommen, weil deren Ansprüche unverhältnismäßig hoch sind. Kein armes Schwein, das früher eine gute Partie gewesen wäre, hat heute Chancen. Das ist die Wahrheit, aber dafür wird man in Deutschland bestraft.

Wollen Sie von den sogenannten Intellektuellen akzeptiert werden, oder pfeifen Sie darauf?

Ich würde nie auf Menschen pfeifen

Würden Sie sich nicht mit Leuten wie z. B. Günter Grass zum Meinungsaustausch treffen wollen?

Die Voraussetzung ist, daß er kein Spinner oder einer dieser Kaputtis ist, die Drogen nehmen. Wenn er sinnvolle Sachen redet, würde ich ihn treffen wollen, aber nicht heimlich. Dazu wäre ich mir zu schade. Früher oder später kommen fast alle Literaten auf die Erotik, die man nicht von der Sexualiät trennen kann. Wenn mich die Leute zum ersten Mal sehen, dann schämen sie sich für ihre Voreingenommenheit. Aber soll ich alle Menschen davon überzeugen, daß wir keine Monster sind? Ich habe es nicht nötig. Die Leute zeigen mit dem Finger auf mich, damit sie sich sauber fühlen.

Als Sie 1982 Ihre Firma VTO gründeten, war der Markt fest in der Hand von US-amerikanischen Firmen. Wie schafften Sie die Trendwende?

Die amerikanischen Pornos hatten sehr viel Story und Schickschnack, aber nur wenige Szenen mit zwei, drei Positionen. Amerikaner sind geborene Schauspieler. Die europäische Mentalität ist anders. In unseren Filmen wurde nicht viel geschauspielert, man kam gleich zur Sache. Manchmal empfinde ich mehr wie Männer. Ich brauche nicht zwei Stunden Streicheln und Blümchen. Wenn ich einen Pornofilm sehe, möchte ich etwas geboten bekommen.

Warum gelingt das dem europäischen Kino nicht?

Amerikaner denken sehr positiv. Sie haben nur fünf Dollar in der Tasche, aber sie denken: Ich bin der Größte. Der Deutsche besitzt 50 000 Mark und hat immer noch Komplexe. Ein solcher Mensch kann nie ein guter Schauspieler sein. Es ist lächerlich, daß man künstlich versucht, europäisches Kino zu machen. Wir bezahlen die Künstlersozialkasse und die Filmförderung. Dummes Zeug! Ich würde die Finger davon lassen. Die Deutschen können Mercedes, BMW und Porsche bauen, aber keine Filme drehen. Damit muß man leben.

Wo sind Sie lieber, in Polen oder in Deutschland?

In Hannover. Ich fühle mich dort wohl, wo ich meine Brötchen verdiene. Ich sage mal ganz brutal: Jedem Volk geht es so gut, wie es ist. Ich habe kein Mitleid für Menschen, die zu wenig tun. Wenn ich an die Leute in Ostdeutschland denke: Sie sind sehr naiv und haben sich vorgestellt, daß jeder im Westen eine Fabrik besitzt, die er mit ihnen teilen würde. Aber wer tut das schon gern. Das DDR-System hat sie geprägt, trotzdem berappeln sie sich schneller als Polen und Rußland.

Die Nazis sollen Pornographie unter das polnische Volk gebracht haben, um es moralisch zu zersetzen, behauptet die amerikanische Dokumentarfilmerin Robin Morgan. Sind Pornos eine Geheimwaffe?

Das habe ich noch nie gehört. Ich kann mir unter keinen Umständen vorstellen, daß eine richtig geile Pornographie - also keine menschenverachtende - die Menschen kaputt macht. Das kann nur eine Kaputte behauptet haben. Jede ernsthafte Pornographie dient dazu, die visuelle Phantasie zu unterstützen und jemanden aufzugeilen. Das ist alles. Pornographie und Sexualität dienen dem Leben und der Lebenserhaltung. Davon schließe ich Gewaltpornographie und Kinderpornographie selbstverständlich aus.

Finden Sie es nicht ungerecht, daß viele Politiker Ihre Tätigkeit am liebsten verbieten lassen würden?

Das finde ich bedenklich und wirklich schade. Die Leute kennen die Produkte nicht, und trotzdem verurteilen sie mich. Man müßte sich mit der Branche beschäftigen und sich dann dicke entschuldigen. Wir haben sehr viel Unheil ertragen müssen. Sie können sich nicht vorstellen, wie Banken oder das Finanzamt mit uns umgehen. Ein paar Leute meinen, das Volk will es so haben. Frauen wollen Macht über die Männer haben. Frauen wurden Tausende von Jahren unterdrückt. Das stimmt, und das wissen wir. Man kann jetzt aber nicht sagen, wir machen mit Gewalt die Männer platt. Frauen haben weniger Druck, wenn sie den Männern Pornographie untersagen. Die Frau spielt Migräne und ist doch nie heiß. Es gibt vielleicht 20 Prozent Frauen, die naturgeil sind. Die anderen sind entweder überhaupt nicht für Sexualität zu gewinnen, oder sie machen Pflichtprogramm, weil der Arsch die Miete bezahlt. Ich glaube, daß die meisten Frauen in Deutschland wenig Interesse an Sexualität haben und deshalb dem Mann nicht gönnen, daß er sich austobt und onaniert. Das kann ich auch verstehen. Wenn ich aber jemanden wirklich liebe, muß ich dafür sorgen, daß er auch glücklich ist. Wenn ich das nicht kann, dann muß ich ihn gehen lassen.

Haben Sie schon mal einen Porno in Politikerkreisen gedreht?

Wenn ich Namen nenne, bekomme ich Unterlassungsklagen und muß richtig löhnen. Deutschland tendiert immer noch zu den perversen Engländern. Ich hatte gehofft, daß die Entwicklung mehr ins Französische geht. Die Holländer sind total offene Menschen. Sie sagen zum Beispiel: Ich stehe auf dicke Frauen und haben auch die Chance, sie zu kriegen. Der Deutsche würde das Gegenteil behaupten: Wir haben ein super Sexleben, wie brauchen keine Pornographie, aber heimlich onanieren sie, die armen Schweine. Deswegen nehme ich auch keine deutschen Männer, sie sind zu dressiert und haben nur Angst vor der Partnerin.

Ein deutscher Mann und eine deutsche Frau sind ein Jammer, die können zusammen bloß weinen. Ich nehme lieber französische Männer, die können noch Frauen anpacken. Die Frauen wollen einen Mann und nicht jemanden, der sofort nach der Mama ruft. Viele Frauen sagen, es gibt keine richtigen Männer mehr. Bei Mama können sie sich dafür bedanken, daß sie die Männer regelmäßig zur Schnecke und kaputt gemacht hat.

Porno-Regisseur Harry S. Morgan ("Happy Video Privat", "Maximum Perversum", "Teeny Exzesse") hat Sie als "absoluten Hammer" und als Vorreiterin in der Branche bezeichnet. Dagegen seien Sybille Rauch oder Dolly Buster billige Kopien. Sind Ihre Nachfolgerinnen wirklich so schlecht?

Manchmal bin ich sehr enttäuscht, wie Sybille im Fernsehen spricht. Ich kenne ihre Probleme. Ich habe Angst davor, daß, wenn sie ganz abrutscht, man sagen wird: Die Pornographie hat sie kaputt gemacht. Sybille gehört zu den Leuten, die nicht dazu stehen, daß sie mit Pornographie ihren Lebensunterhalt verdienen. Wenn jemand zu mir sagt: "Sie Schwein!", dann antworte ich: "Du Schwein, weil du guckst. Wenn es dich nicht gäbe, dann würde ich es nicht machen müssen." Ich wünsche mir als Darstellerinen Frauen, die zu sich stehen und sagen: "Ich liebe Sexualität. Ich bin verheiratet. Mein Mann kann einmal im Monat, aber ich will zweimal täglich." Diese Frauen sind mir am liebsten. Wenn sich jemand eine Perücke aufsetzen will, weil der Onkel oder die Tante sie erkennen könnten, sage ich gleich "Auf Wiedersehen".

Ich bin ein wenig exhibitionistisch. Ich mag es, wenn man mich visuell wahrnimmt. Vor der Kamera konnte ich es ausleben. Das ist die Erklärung, warum ich dazu stehe.

Sie sehen also keine Konkurrenz weit und breit?

Dolly Buster plustert sich auf, wo sie nur kann. Das arme Mädchen bewundere ich schon, denn sie weiß nicht, was sie tut. Sie hat so viele Schönheitsoperationen über sich ergehen lassen. Soll ich Ihnen mal Bilder zeigen, wie sie vor fünf Jahren aussah, als sie angeblich 20 war? Sie war das häßlichste Mädchen, das wir jemals hier hatten, total dürr und ganz kaputte Brüste. Sie hat nur zwei Szenen in zwei unserer Filme gehabt, weil niemand mit ihr drehen wollte. Sie wird das leugnen, aber die Branche weiß es. Ich habe 15 Jahre dafür gekämpft, daß wir ernstgenommen werden und daß Pornographie ästhetisch wird. Es stört mich, daß jemand wie Dolly das kaputt macht. Sie sitzt da mit dreckigem T-Shirt, Warzen da und dort, nicht gepflegt, und sie sagt: "Ich bin eine unanständige Frau." Das verstehe ich nicht.

Sie haben behauptet, daß jeder Orgasmus vor der Kamera echt war. Warum spielen Sie dann nicht mehr mit, sondern konzentrieren sich ausschließlich auf das Management?

Selbstverständlich war alles echt. Ich bin doch kein Automat, wenn der Mann ein Supergerät da reinsteckt. Man kann zwar sehr gut Orgasmus spielen und viele Leute merken es nicht. Aber ich bin Egoist. Meine wilden Augen - das war mein Erfolg, denn die Männer fühlten sich nicht verarscht. Ich appelliere an alle Frauen: Wenn sie Interesse am Mann haben, müssen sie sich mit seinem Wesen beschäftigen. Die Männer schwitzen, bevor sie mit einer Frau ins Bett gehen, weil sie vielleicht keinen hochkriegen. Die Weiber sagen, die Männer wollen nur das eine. Hoffentlich.

Sie begründen den Erfolg von Pornographie damit, daß die Ehefrauen den Männern den Sex verweigern bzw. nur bei Gegenleistung gewähren. Sind alle Ehefrauen Prostituierte?

Prostitution wird weltweit als etwas Schlimmes empfunden, und die Männer sind daran nicht unschuldig. In Wirklichkeit träumen sie davon, eine Mischung aus Kumpel, Nutte und Mutter als Ehefrau zu haben. Nutten sind ehrlich, sie gehen anschaffen und bezahlen ihre Miete selbst. Durch Heirat wird man automatisch eine Nutte. Man verkauft sich. Die Leute denken, wenn ich heirate, bin ich abgesichert. Nein, Heirat bedeutet die Pflicht zum Beischlaf mit dem Mann.

Begrüßen Sie den gesetzlichen Schutz von Frauen bei Vergewaltigung in der Ehe?

Selbstverständlich. Einmal hat mich mein Ex-Mann Hans Moser geschlagen. Die Nachbarn riefen die Polizei, aber meinen Sie, die hätte mir geholfen? "Ach, Sie sind verheiratet", sagten die Polizisten. Ich sage: "Na und, guck mal, hier fließt Blut." "Wenn Sie sich bedroht fühlen, wir warten hier und Sie packen Ihre Sachen", sagten sie. "Wie bitte", antworte ich, "das hier ist mein Haus." Die Polizisten haben mir nicht geholfen. Daß wir den Männern physisch unterlegen sind, ist überhaupt keine Frage. Mein Mann konnte nicht verkraften, daß ich mich trennen wollte, und deshalb kam es zu dieser furchtbaren Geschichte. Schade, denn wir haben jahrelang gut gelebt, gearbeitet und gemeinsam gegen die ganze Welt gekämpft.

Viele bekannte Porno-Darsteller sind an Aids gestorben. Was haben Sie gegen Gummis?

Geht nicht. Alle Leute reden davon, wir sollen vernünftig sein. Wenn unsere Darsteller Kondome benutzen, sagen die Zuschauer: "Ach, die wollen uns verarschen. Schonen? Geht nicht. Abrackern und daran kaputt gehen!" Das finde ich pervers. Aber ich gebe Ihnen schriftlich, daß kein Darsteller an Aids gestorben ist. John Holm, der mehr homosexuell als heterosexuell war, hat Drogen genommen. Die Leute wollen glauben, daß unsere Branche verseucht ist. Unsere Darsteller sind sehr bewußte Menschen, und sie leben sehr gesund, was Ernährung und Körperkult betrifft.

Warum drehen Sie nicht einmal Pornos, wo die Lust der Frau im Mittelpunkt steht? Der Pornoklassiker "Deep Throat", wo der Orgasmus der Frau thematisiert wird, zeigt, daß auch Pornos für Frauen Erfolg haben können.

Die Idee zu "Deep Throat" ist hervorragend. Der Erfolg des Films hängt auch mit dem damaligen Feminismus zusammen. Die Frau war dominant.

Laut Nachrichtenmagazin Time werden in den USA 40 Prozent der Pornovideos von Frauen ausgeliehen. Vernachlässigen Sie nicht dieses Marktsegment?

Ich glaube nicht an diese Zahlen, und ich lebe nicht in Amerika. Ich hasse Statistiken, ich gehe nach Gefühl. Ich weiß, daß 90 Prozent alleinstehende Männer Pornographie konsumieren, vielleicht sechs Prozent tolerante Pärchen, und ein paar Prozente alleinstehende Frauen, die heimlich gucken und wissen wollen, was Männer so mögen. Weil es immer hieß, wir seien frauenfeindlich, habe ich viele Filme gedreht, die für Frauen geeignet sind. Nur: Daran wäre ich pleite gegangen. Die Männer waren dann sauer. Die Filme hatten viel Spielhandlung, und nur ab und zu kam man zur Sache, aber nicht so, daß man richtig gezeigt hat, wie das so reingeht. Die Männer haben gefragt, ob ich Spielfilm- oder Pornoanbieter bin. Ich mußte mich entscheiden, und ich lebe von den Männern. Ich weiß, was die Männer sehen wollen, und ich werde sie nicht enttäuschen. Ein Film für Frauen ist langweilig bis zum Gehtnichtmehr. Als Frau hätte ich nichts davon. Ich sage, ich möchte irgendwann einen Schwanz haben. Der Mann sieht, daß ich große Brüste habe, warum darf ich nicht wissen, was er in der Hose hat. Frauen sagen, ach, ich stehe auf breite Schultern. Was habe ich von den Schultern?

Während bei Frauen jede Schweißperle in Großaufnahme gezeigt wird, kommt es beim Mann nur auf den Schwanz an. Warum zeigen Sie nicht ausführlich einen schwitzenden Männerarsch - aus Angst, die Männer zu vergrätzen?

Die männlichen Darsteller dürfen nicht zu hübsch sein. Der Zuschauer möchte das Gefühl haben, er darf jetzt mit der Frau agieren. Wenn er einen Supermann sieht, ist er innerlich unglücklich. Es ist unmöglich, es sowohl dem Mann als auch der Frau recht zu machen. Die Tatsache ist, daß die Mehrheit ein bestimmtes Muster haben will. Wenn ich die Männer nicht erforscht hätte, hätte ich als Produzentin nicht überlebt.