In eins nun die Hände

Wohin verschwinden die Mitglieder?

Erstmals seit 1995 ist der Organisationsgrad der Gewerkschaften in der Bundesrepublik unter die 30 Prozent-Marke gefallen. Mit dem Stichtag 31. Dezember 1996 waren in den im DGB zusammengeschlossenen 15 Einzelgewerkschaften 8 972 672 Menschen organisiert, das sind 29,1 Prozent aller abhängig Beschäftigten. Im Jahre 1965 waren es noch 30,2 Prozent gewesen, 1985 sogar 32,9 Prozent, und ein Jahr vor der sogenannten Wiedervereinigung hielten immerhin noch 31,2 Prozent der Erwerbstätigen den Gewerkschaften die Stange.

Die Wende brachte dann auch die gewerkschaftliche Wende: 11,8 Millionen Mitglieder - das entsprach 35,7 Prozent - zählten die Gewerkschaften. Mit dem Abbau der Arbeitsplätze nahmen dann auch die Zahlen der Organisierten rapide und stetig ab. Und auch wenn der Rückgang von 1995 auf 1996 mit 900 000 Mitgliedern etwas geringer ausfiel als die 1,1 Millionen-Differenz im Jahr zuvor, sind die jetzigen 8,9 Millionen Mitglieder ein historischer Tiefstand in der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung - der mit Sicherheit im kommenden Jahr noch einmal übertrumpft werden wird.