Rückblick auf ein Jahrzehnt der Querfront-Proteste in Leipzig

Frieden, Flüchtlinge, Pandemie, Israel

Vor zehn Jahren formierte sich mit den »Montagsmahnwachen für den Frieden« ein obsessives Protestmilieu, das seitdem in verschiedenen Formen immer wieder in Erscheinung tritt. Dass es dabei auch personelle Kontinuitäten gibt, zeigt das Beispiel Leipzig.

»Schreibt einen Brief an jemanden!«, empfiehlt der Redner als Akt des politischen Widerstands. Gegen Ende der Demonstration Ende April 2014 in Leipzig war doch noch ein konkreter Aufruf zu hören. Knapp zwei Stunden zuvor hatte die vierte wöchentliche montagabendliche Kundgebung in Folge mit geschätzten 400 Teilnehmern begonnen, die neben vielen verschwurbelten Reden über die Machenschaften der »Eliten« schlicht dazu aufrief, am kommenden Montag wiederzukommen.

Einer der Leiter des rechtsextremen Protestbündnisses Legida, der Wurzener Markus Johnke, hat bei den Friedensmahnwachen erste Erfahrungen als Redner gemacht.

In rund 30 Städten in Deutschland und Österreich fanden ab Frühjahr 2014 solche »Montagsmahnwachen für den Frieden« statt; die in Leipzig bezeichneten die Beteiligten als Wiederkehr der Bürgerbewegung von 1989. Der mit der Annexion der Krim durch Russland beginnende Krieg gegen die Ukraine war der Anlass für eine Bewegung, die sich gegen eine vermeintliche Aggression des Westens und Manipulationen der Medien richtete und eine Bühne bot für diffuse multithematische Empörung, die im Kern bestimmte Topoi stets bloß variierte: Der Westen ist immer schuld, die Eliten verraten das Volk, große Verschwörungen sind im Gange. Querfrontstrate­gien, die links und rechts einen sollen, reüssierten mit einfachen Botschaften, völkischem Ideenwirrwarr und wahnhaften Verschwörungstheorien. Seit den sogenannten Friedensmahnwachen kehren solche Bewegungen wellenartig zu immer wieder neu scheinenden Anlässen wieder.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::