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Mehr als fünf Wochen lang haben Fahrer der Firmengruppe des Spediteurs Lukasz Mazur auf der hessischen Autobahnraststätte Gräfenhausen gestreikt. Die Fahrer forderten ausstehende Bezahlung ein und weigerten sich, ihre LKW herauszugeben. Vergangene Woche lenkte Mazur schließlich ein. Die »Jungle World« sprach mit Anna Weirich vom Beratungsnetzwerk Faire Mobilität.
Haben die LKW-Fahrer tatsächlich wochenlang den Streik durchgehalten?
Ja, Mittwoch vergangener Woche standen nach wie vor über 60 LKW in Gräfenhausen-West. Der Spediteur Lukasz Mazur hat dann nach Wochen des Hinhaltens endlich eine konkrete, schriftliche Einigung vorgelegt und unterschrieben. Darin hat er sich verpflichtet, alle ausstehenden Zahlungen auf die Konten der Fahrer zu überweisen und keine rechtlichen Schritte gegen die Fahrer zu unternehmen.
Eine Woche zuvor hatte es nach ersten Verhandlungen bereits eine Teilzahlung gegeben, bei der einige Fahrer ihre gesamten Ausstände überwiesen bekamen, andere jedoch nur einen Anteil. Die Fahrer blieben aber alle solidarisch und sagten: Wir gehen nicht, bevor nicht alle das gesamte ihnen zustehende Geld bekommen haben. Diese große Solidarität über fünf Wochen – der Protest ging ja am 18. März auf verschiedenen Parkplätzen los – ist bemerkenswert, denn das Leben auf dem Rastplatz im Rahmen eines Protests ist sehr anstrengend und von großer Ungewissheit geprägt.
Welchen Effekt hatte der Einschüchterungsversuch von Lukasz Mazur, der mit einem von ihm angeheuerten Sicherheitsdienst angerückt war?
Dieser Zwischenfall am Karfreitag hat ein großes mediales Echo erzeugt und dem Protest sehr breites Gehör verschafft. Die Fahrer berichteten, dass ihnen vom Hörensagen handgreifliche Durchsetzungsversuche der Firma bekannt waren, aber die meisten hatten das noch nicht persönlich erlebt. Es ist natürlich ein Skandal. Die Mehrheit zeigte sich jedoch unbeeindruckt.
Und daraufhin kam es zum Teilerfolg der ersten Geldzahlung?
Der Firmeninhaber hatte bis zum Osterwochenende behauptet, alle Fahrten seien korrekt abgerechnet worden und die Streikenden hätten keinerlei legitimen Zahlungsansprüche. In der Woche nach dem Versuch, eine Übergabe der LKW zu erzwingen, signalisierte die Firma den Fahrern plötzlich Zahlungsbereitschaft. Mazur tat das auch in der polnischen Presse. Natürlich können wir nur darüber spekulieren, was diesen Sinneswandel ausgelöst hat.
Ich nehme aber an, es hat eine entscheidende Rolle gespielt, dass die Fahrer solidarisch zusammengestanden haben, sich nicht haben trennen lassen und keinen falschen Versprechungen aufgesessen sind, wie es wohl teilweise ihre Kollegen auf anderen Parkplätzen in Europa getan haben, wo die Proteste keinen Bestand hatten.
Wie lief es hier in Deutschland mit der Unterstützung für die Streikenden?
Die große Solidarität aus der Öffentlichkeit trug entscheidend dazu bei, dass dieser Protest so lange aufrechterhalten werden konnte. Die zahlreichen Zeichen des Supports von Besucher:innen und Unterstützer:innen sowie das regelmäßige LKW-Gehupe als Zeichen der Solidarität waren unfassbar wichtig für die Moral. Die Fahrer bekamen von vielen Seiten gespiegelt, dass sie nicht nur für sich selbst und ihre Familien in Gräfenhausen standen, sondern für alle ausgebeuteten Fahrenden der Branche.