Daums Pressekonferenz

Gequirlte Moppelkotze

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»Ja, ich habe regelmäßig gekokst! Und wissen Sie was? Ich hatte die verdammt beste Zeit meines Lebens!« Wenn Christoph Daum seine Pressekonferenz am vorigen Mittwoch so oder ähnlich begonnen hätte, hätte man unbedingt Hochachtung vor dem Mann haben müssen. Was der ehemalige Beinahe-Bundestrainer dann aber von sich gab, war nichts weiter als gequirlte Moppelkotze.

Er habe »die Droge immer nur im privaten Bereich konsumiert« und auch bloß in ganz kleinen Mengen. Wie dann die hohen Werte der Haaranalyse zustande gekommen seien, könne er sich daher auch nicht erklären und überhaupt habe er nur deswegen das Koksen angefangen, weil er immer so schlimme Hüftschmerzen und so große Angst vor der eigentlich fälligen Operation gehabt habe.

Warum der früher für seine ehrlichen Aussagen bekannte Daum den Ball nun derart flach hielt, verriet er auch: »Heute hole ich mir einen Teil meiner Reputation zurück, morgen habe ich einen neuen Job. Und ab übermorgen hole ich das Geld, das mir durch die Affäre verlorenging, wieder rein.«

Einziges Hindernis bei diesem Vorhaben könnte nur noch der DFB-Kontrollausschuss sein. Denn ein Verband, der bekiffte Spieler auf eine Stufe mit sich bewusst dopenden Sportlern stellt, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass Haschisch vielleicht nicht unbedingt leistungsfördernd wirkt, muss koksende Trainer schließlich mindestens genau so hart bestrafen.

Blöd nur, dass im Fall Daum eindeutige Beweise für Kokskonsum während der Arbeitszeit fehlen. Horst Hilpert, Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses, rief folgerichtig in der BamS zur Denunziation auf: »Nur wenn man nachweisen könnte, dass Christoph Daum während eines Spiels oder im Training gedopt war, könnte man handeln. Dazu müsste sich ein Spieler oder Kollege melden, der Daum belastet.«

Nun wird allgemein erwartet, dass der Verband Markus Babbel, zur Zeit bei Liverpool unter Vertrag, als Zeugen vorlädt. In einem Zeitungsinterview hatte der schließlich erklärt, er habe als Spieler bei Leverkusen schon frühzeitig von anderen Teamkollegen über Daums Drogenproblem erfahren. Man habe in der Kabine oft über »Daums ungewöhnliches Verhalten im Training gesprochen.«

Auf der Pressekonferenz wurde darüber kaum gesprochen. Statt dessen zeigte sich wieder einmal, warum Sport-Pressekonferenzen so selten live im Fernsehen übertragen werden: Die beteiligten Akteure sind in aller Regel so brunzdumm, dass man sie der Öffentlichkeit einfach nicht zumuten kann. Von kumpelhaft-anbiedernden Fragen bis hin zu Statements, deren Sinn sich nicht erschließt, kam so auch bei der Daum-Anhörung all das vor, was die Fragestunden bereits nach jedem Ligaspiel zu quälenden Angelegenheiten macht.

Und Christoph Daum? Für den hat wenigstens einer eine klare Lösung. Lothar Matthäus erklärte bereits: »Wichtig ist, dass er nun eine klare Linie in sein Leben bringt.«