»Wie beim Lottospielen«

»Exit Deutschland« droht wegen finanzieller Nöte das Ende. Das Programm wurde im Jahr 2000 von dem ehemaligen Kriminaloberrat Bernd Wagner und dem ehemaligen Neonazi Ingo Hasselbach gegründet und half seither Aussteigern aus der Nazi-Szene. Bernd Wagner schildert die Lage.

Was ist der Grund für die drohende Finanznot bei Exit?

Wir hatten uns ab Oktober Förderung vom Bundesprogramm Xenos erhofft. Aber unser Antrag ist abgelehnt worden. Wenn unsere Reserven am Ende des Jahres aufgebraucht sind, stehen wir vor dem Aus.

Warum wurde der Antrag abgelehnt?

Es gab ein Online-Formular. Ein Gremium hat nach formalen Kriterien Punkte für die Anträge vergeben. Wir haben nicht die nötige Punktzahl erhalten. Das ist ein bisschen wie beim Lottospielen. Wir haben auch einen langen, umfangreichen Antrag abgegeben, der wurde aber nicht zur Kenntnis genommen.

Wie viele Aussteiger betreut Exit derzeit?

Wir arbeiten momentan mit 40 Personen zusammen.

Welche Auswirkungen hätte das Ende des Programms für sie?

Es würde sich auf ihre Sicherheit und auf Fragen der neuen Lebensorientierung auswirken. Daneben arbeiten wir ja auch mit ehemaligen Rechtsextremisten zusammen, die vor allem jungen Menschen nahe bringen wollen, dass Rechtsextremismus ein Irrweg ist.

Wie viele Aussteiger haben Sie insgesamt begleitet?

Wir hatten es mit 40 bis 50 Aussteigern im Jahr zu tun. In den acht Jahren unseres Bestehens kamen wir auf über 300 Personen.

Werden die Mittel für Projekte gegen Rechts insgesamt knapper?

Das Grundproblem ist, dass mit einer Erwartung an die Programme herangegangen wird, wie man sie aus der Medikamentenwirtschaft kennt: Risiken und Nebenwirkungen soll es nicht geben, Experimente sind schwierig, und die Wirkung soll klar und berechenbar sein. Das ist eine staatliche Verwaltungslogik, die es etlichen Programmen schwer macht.