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Internationale rechtsextreme Konferenz in Sankt Petersburg

Malofejew, Dugin und die Paladine

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Der ultrakonservative Geschäftsmann Konstantin Malofejew und Aleksandr Dugin luden etwa 50 Rechtsextreme aus aller Welt nach Sankt Petersburg und bezeichneten die Versammlung als International Sovereigntist League.

Das Treffen sollte wohl den Anstrich einer hochoffiziellen Veranstaltung haben. Ausgerechnet im Gebäude der Gesetzgebenden Versammlung von Sankt Petersburg traf sich am 12. September eine illustre Runde rechtsextremistischer Freunde Russlands. Zur Gründungskonferenz der Internationalen Liga der Antiglobalisten »Paladine« hatte Konstantin Malofejew eingeladen.

Der ultrakonservative reiche Geschäftsmann betreibt den Fernsehsender Zargrad TV, der sich als Sprachrohr für Anhänger eines kämpferischen Christentums im Interesse der Großmacht Russland versteht. Von russischer Seite waren mit von der Partie sein Mitstreiter, der neurechte Philosoph Aleksandr Dugin, Konstantin Tschebykin, Abgeordneter in Sankt Petersburg für die Hauspartei des Kreml, Einiges Russland, und einige orthodoxe Priester.

Anwesenheit einer Reihe bekannter Größen aus dem extrem rechten Milieu

Insgesamt hätten sich über 50 Per­sonen aus 15 Ländern und drei Kontinenten beteiligt, schrieb Malofejew vergangene Woche stolz in seinem Telegram-Kanal. Trotz aller Unterschiede sei man geeint im Kampf für nationale Identität und Souveränität und im Bestreben, christliche Werte zu verteidigen gegen ihren gemeinsamen Feind – den »Globalismus«. Der als Namen für das neue rechte Bündnis gewählten hochtrabenden Bezeichnung »Paladine« bezeichnet Adelige oder Ritter, die sich einer gemeinsamen Sache verschrieben haben und das Böse bekämpfen.

Den Mitteilungen Malofejews und des gleichzeitig eingerichteten Telegram-Kanals der International Sovereigntist League (ISL) lässt sich keine detaillierte Teilnehmerliste entnehmen, auch die Abschlussresolution wurde nicht veröffentlicht. Fotos enthalten aber unzweideutige Hinweise auf die Anwesenheit einer Reihe bekannter Größen aus dem extrem rechten Milieu. Einige Gesichter wurden zwar unkenntlich gemacht, diverse Abzeichen sind hingegen eindeutig zu identifizieren. Einige Delegierte haben zumindest kurz über die Veranstaltung berichtet.

So zeigte die spanische Partei Falange Española de las JONS auf ihrem Kanal Bilder. Im Nachhinein löschte sie allerdings ein Foto, auf dem auch andere Teilnehmer gut erkennbar posieren. Die Falange bezieht sich auf die gleichnamige historische faschistische Bewegung und die Ideen ihres Anführers José Antonio Primo de Rivera. Sie preisen die Kämpfer der »Blauen Division«, die mit der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg unter anderem bei Leningrad im Einsatz war. Aus Spanien war außerdem die rechtsextreme Partei Nationale Demokratie (Democracia Nacional, DA) anwesend, die aus dem Neonazi-Milieu hervorgegangen war.

Der Sankt Petersburger Marien­palast, in dem das lokale Parlament residiert, diente bereits 2023 als Schauplatz eines Forums unter Beteiligung von Malofejew und Dugin.

Aus Frankreich waren die in der europäischen rechtsextremistischen Szene ebenfalls fest verankerten Les Nationalistes angereist. Aus Ungarn war die Gruppierung Hatvannégy Vármegye Ifjúsági Mozgalom (Jugendbewegung Vierundsechzig Komitate, HVIM) vertreten, die nicht nur in Ungarn selbst, sondern auch in den angrenzenden Ländern in der ungarischen Minderheit aktiv ist und sich für Grenzverschiebungen zugunsten Ungarns ausspricht. Auch aus Südafrika, Argentinien und Belgien nahmen Delegierte an dem Treffen teil.

Dabei war auch die mexikanische UNR (Unión, Nación, Revolución), die ebenfalls der extremen Rechten nahesteht und enge Kontakte zur deutschen neonazistischen Kleinpartei »Der III. Weg« unterhält. Das russische unabhängige Rechercheportal Important Stories hatte allerdings darüber berichtet, dass Anhänger von »Der III. Weg« bei einer Demonstration der russischen Opposition am 1. März im Block des auf ukrainischer Seite kämpfenden nationalistischen »Russischen Freiwilligencorps« (RDK) gesichtet worden seien.

Der Sankt Petersburger Marien­palast, in dem das lokale Parlament residiert, diente bereits 2023 als Schauplatz eines Forums unter Beteiligung von Malofejew und Dugin. Damals tagte dort die Allweltliche Russische Volkssynode der orthodoxen Kirche, bei der auch der Parlamentssprecher Aleksandr Belskij auftrat. Beim Treffen der Liga ließ er nur eine Grußbotschaft verlesen. Dem Petersburger Online-Medium Rotonda gab er zu verstehen, er sei in Details des jüngsten Treffens nicht eingeweiht gewesen und habe den ihm vorliegenden Informa­tionen auch nicht entnehmen können, welche Organisationen die Eingeladenen vertreten. In Zukunft wolle er mehr Sorgfalt walten lassen.

Aleksandr Dugins Schlüsselrolle 

Aleksandr Dugin dürfte auf dem Treffen eine Schlüsselrolle gespielt haben, denn er praktizierte dort, was ihm seit Jahrzehnten am besten gelingt – die Vernetzung mit internationalen Rechtsextremen. Per Video schaltete sich Dugins alter Bekannter Alain de Benoist aus Frankreich zu, der Ideologe der Neuen Rechten. Mit dem ehemaligen CDU-Politiker und rechten Unternehmer Alexander von Bismarck meldete sich ein weiterer prominenter Gesinnungsgenosse aus der Ferne zu Wort. Bismarck ist seit Jahren bekannt für seine Nähe zu Positionen des Kreml, empfängt Gleichgesinnte auf seinem Schloss in Döbbelin und erklärt für den deutschsprachigen Ableger des russischen Propagandasenders RT sein vom Kreml inspiriertes Konzept von Realpolitik. Sein Name tauchte übrigens auch auf der Gästeliste des Potsdamer »Geheimtreffens« auf, bei dem AfD-Politiker mit anderen Rechtsextremen im November 2023 über die sogenannte Remigration debattierten.

Welche Reichweite die selbsternannten Paladine mit ihrer neuen Allianz längerfristig zu erlangen in der Lage sind, lässt sich nur vermuten. Sicher ist, dass der Kreml sie zur politischen Einflussnahme nutzen möchte. Malofejew ist dem Putin-Regime seit jeher eng verbunden; 2014 unterstützte er prorussische Separatisten auf der Krim und im Donbass bei Waffenkäufen finanziell.

Vor einem Jahr heirateten Malofejew und die russische Kinderrechtsbeauftragte Marija Lwowa-Belowa jeweils in zweiter Ehe. Gemeinsam mit Angehö­rigen des Inlandsgeheimdiensts FSB soll er sich zudem fremdes Eigentum an­geeignet haben, schrieb der russische ehemalige BBC-Journalist Andrey Zakharov in seinem 2023 erschienenen Buch »Kripta«. Malofejew versuchte, gegen diese und andere Anschuldigungen gerichtlich vorzugehen, Anfang September verlor er allerdings im Berufungsverfahren vor einem Moskauer Gericht.