Die Mardi Gras Indians von New Orleans

Kleider machen Stämme

Reportage Von Johannes Simon

Seit über 150 Jahren gehen Afroamerikaner in New Orleans als »Mardi-Gras-Indianer« auf die Straße. Die genauen Ursprünge der Tradition sind unbekannt.

In einem Park am Rande des historischen French Quarter von New Orleans steht die Statue eines Indianers. Er trägt einen aufwendig verzierten Anzug und eine enorme Federkrone. Auf einer Plakette ist zu lesen, wer dort dargestellt ist: Allison »Tootie« Montana, der »Big Chief« des Stamms der Yellow Pocahon­tas – ein afroamerikanischer Mann, geboren und aufgewachsen in New Orleans. Als »Mardi Gras Indian« bezeichnet ihn die Plakette. Dabei handelt es sich um eine über 100 Jahre alte afroamerikanische Karnevalstradition, die es nur in New Orleans gibt.

Tootie Montana war dabei jahrzehntelang eine prägende Figur. Dass eine Statue errichtet wurde, um ihn zu ehren, hat aber wohl auch damit zu tun, wie er gestorben ist. 2005 hatte die Polizei eine Versammlung der Indians gewaltsam zerschlagen und mehrere von ihnen verhaftet. Montana protestierte einige Wochen später im Stadtparlament von New Orleans im Namen der Mardi Gras Indians gegen das Verhalten der Polizei. Am Podium erlitt er einen Herzinfarkt und verstarb kurz darauf.

»Ein Anzug kann über 10 000 Dollar kosten – zumindest der Anzug eines Big Chiefs.« Rachel Breunlin, Ethnographin

Tyrone Casby stand damals direkt hinter Montana im Stadtparlament. Der lebhafte ältere Herr ist selbst »Big Chief« des Stammes der Mohawk Hunters. »Ich mache das, seit ich vier Jahre alt bin«, sagt er der Jungle World. »Die Beats der Trommeln haben mich damals begeistert. Und seit 1980 bin ich Big Chief.«

Das Wichtigste, was man über die Mardi Gras Indians verstehen muss, ist wohl, wie ernst sie ihre Sache nehmen. Die großen, detailreich verzierten Anzüge werden per Hand gestickt. Allein die Materialkosten sind enorm. »Ein Anzug kann über 10 000 Dollar kosten – zumindest der Anzug eines Big Chiefs«, sagt die Ethnographin Rachel Breunlin, die jahrelang mit Mardi Gras Indians zusammenarbeitete, der Jungle World. »Selbst ein bescheidener Anzug kostet etwa 1 000 Dollar.« Hinzu kommt die enorme Arbeit, die darin steckt. Ein Anzug besteht aus mehreren Elementen aus Pappe oder Leinwand, die mit fili­granen Details bestickt werden – meistens mit Glasperlen, Strass und Federn. »Wir sprechen hier von monatelanger ununterbrochener Näharbeit«, so Breun­lin. Ganz alleine schafft man das meistens nicht – oft werden die Familie oder Freunde eingespannt.

Doch den Anzug von der Stange zu kaufen oder gegen Geld in Auftrag zu geben, ist undenkbar. Das verstieße gegen das ungeschriebene Gesetz der Mardi Gras Indians. Und wer etwas auf sich hält, wer sich den Respekt der übrigen Indians verdienen will, macht jedes Jahr einen komplett neuen Anzug. »Die anderen merken sogar schon, wenn du nur ein Element vom Vorjahr benutzt, und reden dann schlecht über dich«, so Breunlin. Viele Anzüge zieren aus Glasperlen geformte Bilder, die eine Geschichte erzählen – das wird als »Uptown-Stil« bezeichnet, während der »Downtown-Stil« eher auf abstrakten, dreidimensionalen Formen basiert.

»Ich mache jedes Jahr einen neuen Anzug – und das kann fast ein ganzes Jahr lang dauern« sagt Tyrone Casby. »Alle in meinem Stamm machen das. Jedes Jahr, seit ich vor 50 Jahren der Anführer geworden bin.« Wenn sie erst mal fertig sind, werden die Anzüge meistens nur an zwei, höchstens drei Tagen im Jahr getragen. Der Beginn der Saison ist an Mardi Gras – dem Faschingsdienstag im Februar. Während die übrige Stadt eine Woche lang mit riesigen Paraden Karneval feiert, sind die Mardi Gras Indians diskreter, fast versteckt unterwegs. 20 bis 25 Stämme gibt es in der Stadt, schätzt Casby. Ein Stamm besteht manchmal nur aus einer Handvoll Menschen und zieht zunächst nur durch die eigene Nachbarschaft. Es ist fast Glückssache, sie zu finden. Man muss in den Vierteln – oft weitab vom Schuss – auf die Suche gehen, feste Routen gibt es nicht.

Für die Indians ist dies der Tag, für den sie monatelang gearbeitet haben. »Ich bin davor oft bis zwei oder drei Uhr morgens wach und arbeite an meinen Anzug«, sagt Casby. »Je näher Mardi Gras kommt, desto länger bleibe ich wach, bis früh morgens.« Der Stamm zieht durch die Straße, tanzend und singend. Er wird begleitet von seinen Anhängern, die oft Trommeln in der Hand haben, oder einfach eine Flasche, auf der sie den Rhythmus schlagen können. Es gibt ein klassisches Repertoire von Indian-Liedern, die meist einem call and response-Muster folgen.

Ein Beispiel, das vielleicht sogar in Deutschland bekannt ist, ist das Lied »Iko Iko«, das in den fünfziger Jahren in New Orleans zum ersten Mal unter dem Titel »Jock-A-Mo« aufgenommen wurde. Im Jahr 2001 wurde es sogar von der deutschen Eurodance-Band Captain Jack gecovert, einer der bekanntesten Versionen stammt von Dr. John (1972). Der Text enthält einige kaum verständliche Wörter, die auf Slang der Mardi Gras Indians zurückgehen (»Jock-a-mo fee na-ey«), und bezieht sich auch ganz direkt auf deren Tradition. So heißt es etwa: »My flag boy and your flag boy were / Sittin’ by the fire. / My flag boy told Your flag boy: / ›I’m gonna set your flag on fire.‹«

»Flag Boy« ist eine der traditionellen Rollen eines Stammes. Seit Jahrzehnten wird eine bestimmte Aufteilung von praktisch allen Stämmen befolgt. Der Anführer ist der Big Chief. Dabei handelt es sich meistens um eine Position auf Lebenszeit, die manchmal sogar vererbt wird. Auch gibt es oft eine Queen, die allerdings keine vergleichbare Führungsfigur ist, sowie Second Chiefs. Dann gibt es den Spy Boy, der voranläuft und Ausschau hält; den Wild Man, der hin- und herläuft und auf der Straße für Platz sorgen muss; und schließlich den Flag Boy, der mit einer stilisierten Flagge Signale an den Big Chief gibt – zum Beispiel wenn ein anderer Stamm in Sicht ist. Alle Positionen können mehrfach besetzt werden – und sie alle tragen einen selbstgestickten, individuell gestalteten Anzug.

Wie der zitierte Liedtext andeutet, sind Konfrontation und der Wettbewerb mit anderen Stämmen ein zentrales Element der Tradition. Treffen sich zwei Stämme auf der Straße, findet eine Art Ritual statt, dass so spannungsreich vollzogen wird, als würde jeden Moment ein Kampf ausbrechen. Die Texte der Lieder können dann variiert werden, um sich über den anderen Stamm lustig zu machen oder die eigene Überlegenheit herauszustellen. Der Höhepunkt dieser Show ist das Treffen der Big Chiefs, die sich irgendwann direkt gegenüberstehen und im besten Fall gegenseitig Respekt zollen. Der bei den Indianern und ihren Anhängern geläufige Ausdruck ist »pretty«: Wer ist der »hübscheste« Indianer dieses Jahr – wer hat den besten, den eindrucksvollsten, aufwendigsten und innovativsten Anzug genäht?

Tyrone Casby sagt, ihm sei der Wettkampf nie wichtig gewesen. »Ich brauche niemanden, der mir sagt, wie hübsch ich bin.« Er war sein Leben lang Lehrer und Schuldirektor, ihm war es immer ein Anliegen, auch als Indianer auf der Straße eine Vorbildfunktion einzunehmen. Im Allgemeinen aber spielt der ritualisierte Konflikt zwischen den Stämmen eine große Rolle. »Früher war es sogar körperlich«, so Casby. Er selbst durfte erst mit 16 Jahren zum ersten Mal einen Anzug tragen, denn damals »gab es ein gewisses Stigma«. Auch heute noch hört man immer wieder, wenn man sich nach den Mardi Gras Indians erkundet, dass nicht stimme, was oft über sie erzählt werde – nämlich dass sie gewalttätig seien.

Früher allerdings scheint Gewalt zumindest manchmal dazugehört zu haben. Der bekannte Big Chief Donald Harrison sagte 1991 in einem Interview, er sei sogar »froh darüber«, dass die Indianer mit Gewalt assoziiert werden, »weil das die wohlhabenden Schwarzen von uns fernhält. Die wohlhabenden Schwarzen sind die Straße nicht gewohnt.« So ist es in seiner Biographie »Big Chief Harrison and the Mardi Gras Indians« nachzulesen, die der Historiker Al Kennedy 2010 veröffentlicht hat. Immer wieder habe Harrison in Interviews betont, das gewalttätige Image habe zumindest den Vorteil, Weiße und wohlhabende Schwarze von der Tradition fernzuhalten.

Auch heute noch sind viele Stämme in wirtschaftlich und sozial benachteiligten Vierteln beheimatet. Früher wussten Außenstehende oft nur wenig über die »schwarzen Indianer«. Auch die Stadt, die eigentlich vom Tourismus und der Vermarktung ihres kulturellen Erbes lebt, schien lange nicht besonders interessiert an ihnen. Immer wieder kam es zu Spannungen mit der Polizei. Der Vorfall 2005 war in dieser Hinsicht womöglich eine Art Wendepunkt. Er ereignete sich einige Wochen nach Mardi Gras, am 19. März, dem katholischen Feiertag des heiligen Joseph. An diesem Tag ziehen viele Stämme ein weiteres Mal durch die Straßen, diesmal aber gemeinsam. Die Wahl des Datums geht vermutlich auf italienische Einwanderer zurück, die früher in New Orleans Tür an Tür mit Afroamerikanern lebten. An jenem Josephstag im Jahr 2005 sprengte die Polizei mit mehreren Polizeiautos den Umzug der Indianer im A. L. Davis Park in der Uptown-Region der Stadt. Einige Indianer wurden geschlagen und festgenommen oder mussten sich unter vorgehaltener Waffe in ihren Anzügen auf den Boden legen.

Nicht nur wegen des späteren Tods von Tootie Montana wurde der Vorfall in der Stadt weithin »als Schande verstanden, für die man sich schämte«, sagt Rachel Breunlin. Wenige Monate später verwüstete der Hurrikan Katrina die Stadt. Ein Großteil der Bevölkerung musste fliehen, ganze Stadtviertel waren zerstört. Als es an den Wiederaufbau ging, wurde viel darüber diskutiert, ob sich die soziale und demographische Zusammensetzung der Stadt ändern würde. Die ärmere, mehrheitlich schwarze Bevölkerung hatte es damals besonders schwer, in die Stadt zurückzukehren. Oft waren ihre Häuser zerstört und ihnen fehlte das Geld, um noch mal von vorne anzufangen.

New Orleans ist hübsch und alt, aber ziemlich arm – und mehrheitlich afroamerikanisch, seit viele Weiße nach dem Ende der Rassentrennung aus der Stadt ins Umland gezogen sind. Als direkt nach Katrina viele Sozialwohnungen abgerissen wurden und alle öffentlichen Schulen in quasiprivate charter schools umgewandelt wurden, entstand bei vielen der Eindruck, die weiße Oberschicht wollte die Katastrophe dafür nutzen, sich die Stadt zurückzuholen. »Sie versuchten damals, New Orleans in ein Fort Lauderdale zu verwandeln«, sagt Casby – gemeint ist eine Stadt in Florida, die bei Rentnern sehr beliebt ist. Eine Stadt mit gutem Wetter also, in der aber sonst nicht viel passiert.

Als sich damals die Frage stellte, wer zukünftig in New Orleans zu Hause sein würde, erhielt die Kultur der alteingesessenen schwarzen Arbeiterklasse einen neuen Stellenwert – zum Beispiel die jeden Sonntag in einer anderen Nachbarschaft stattfindenden »Second Line«-Paraden und eben die Mardi Gras Indians. Als der Demokrat Mitch Lan­drieu 2010 Bürgermeister wurde, schmückte er sich sogar bewusst mit den Indianern. Die ganz große Gentrifizierung der Stadt ist bislang ausgeblieben, immer noch leben dort arme und wohlhabende Menschen nah beieinander.

Inzwischen habe man ein gutes Verhältnis zur Polizei, sagt Michael Farley der Jungle World. Er arbeitet für das Mardi Gras Indian Council, eine Organisation, die mehrere Stämme in der Stadt vertritt. Der Vorsitzende des Council sei unter denen gewesen, die 2005 von der Polizei verprügelt und verhaftet wurden. Doch heute gebe es diese Probleme nicht mehr. Die Mardi Gras Indians brauchen keine Genehmigung, wenn sie mit ihren Umzügen die Straße blockieren – dies wird inzwischen als ihr Recht anerkannt. Früher sei die Kultur der Mardi Gras Indians für Außenstehende »ein Mysterium« gewesen, meint Farley. Er selbst sei im Norden Louisianas aufgewachsen und habe fast nichts über sie gewusst. Jetzt, wo die Indians gewissermaßen an die Öffentlichkeit getreten seien, versuche das Council, ihre Geschichte aufzuzeichnen. Sie führten Interviews mit zahlreichen Zeitzeugen, um ein Archiv aufzubauen.

Niemand weiß genau, seit wann es die Mardi Gras Indians gibt – oder warum sie sich damals an den amerikanischen Ureinwohnern orientierten. Der gängigsten Erklärung zufolge handelt es sich um eine Hommage an die Ureinwohner Louisianas, bei denen einst geflohene Sklaven Unterschlupf fanden. Die Indianer galten außerdem als Sinnbild für Unabhängigkeit und Freiheit, weil sie sich den Weißen lange widersetzt hatten.

Allerdings fällt auf, dass sich die Anzüge der Mardi Gras Indians eher an der Ästhetik der Stämme aus den Great Plains im Westen der USA orientieren. Dieser Stil – der sich zum Beispiel durch große Federkronen auszeichnet – ist auch in Deutschland am bekanntesten; die Ureinwohner in Louisiana kleideten sich aber anders. Manche, wie etwa der Autor Michael P. Smith, vertreten deshalb die These, die Inspiration für die Mardi Gras Indians sei in der Kulturindustrie zu suchen. In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts tourte »Buffalo Bill’s Wild West Show« durch die USA und machte auch in New Orleans halt. Die Show inszenierte die zum Teil nur wenige Jahre zurückliegenden Indianerkriege als Wildwest-Spektakel. Dabei wirkten sogar Ureinwohner mit, die wenige Jahre zuvor noch gegen die US-amerikanischen Truppen gekämpft hatten, wie etwa der legendäre Kriegsherr Sitting Bull. Dieser Version zufolge geht die Tradition auf Männer aus der urbanen schwarzen Arbeiterklasse zurück, die sich als heroische, freie Indianer neu erfanden und eine Kunstform schufen, die Musik, Stickkunst, Tanz und manchmal auch Straßenkampf miteinander verband.

Rachel Breunlin wendet allerdings ein, dass der Great-Plains-Stil schlicht im ganzen Land am bekanntesten und beliebtesten sei. Auch seien die Ureinwohner aus anderen Landesteilen durchaus in Louisiana bekannt gewesen. Nach dem Indian Removal Act von 1830 mussten Stämme östlich des Mississippi ihr Land aufgeben und wurden gezwungen, sich in Reservaten im Westen niederzulassen. Die Route mancher von ihnen führte auch über New Orleans. Eindeutig fixieren lässt sich die Bedeutung der Mardi Gras Indians sowieso nicht: »Es gibt nicht nur die eine Geschichte«, so Breunlin.

Tyrone Casby betrachtet die an die amerikanischen Ureinwohner angelehnte Ästhetik sogar als bloße Fassade, die eine eigentlich afrikanische Tradition verberge. Im Süden Louisianas hatten afrikanische Sklaven mehr Möglichkeiten, sich kulturell zu entfalten, als im Rest der USA. Deshalb haben Elemente westafrikanischer Kultur – wie die besondere Bedeutung von Masken, Federschmuck oder Trommeln – womöglich länger überlebt. Casby versteht die Mardi Gras Indians als eine Tradition, die Generationen miteinander verbindet.

Im Gespräch zeigt er auf ein Foto seines Ururgroßvaters William Casby, der 106 Jahre alt wurde. In den sechziger Jahren war er einer der letzten noch lebenden Menschen, die in der Sklaverei geboren waren. »Ich habe ihn noch gekannt«, sagt Casby. »Einer seiner ältesten Söhne, mein Urgroßonkel, hat in den zwanziger Jahren die Mardi-Gras-Indian-Kultur nach Algiers auf der West Bank gebracht.« In diesem Stadtteil auf der Westseite des Mississippi ist Casby heute noch der einzige Big Chief – seit nunmehr 50 Jahren. Inzwischen sind nicht nur seine Kinder, sondern auch seine Enkel involviert.

Bei Charlotte »Minnie« Lewis war das anders. Sie und ihr Mann haben sich ihr Leben lang den Mardi Gras Indians und den Second Lines gewidmet. »Aber keine meiner Geschwister oder seiner Geschwister hatte etwas mit den Indians zu tun gehabt. Es war eine Leidenschaft, die nur ich und Ronald geteilt haben«, sagt Minnie Lewis; auch ihre beiden Söhne würden sich weniger dafür interessieren. Sie wohnt im Lower Ninth Ward, einem historischen schwarzen Viertel, das bekannt wurde, weil es durch den Hurrikan Katrina fast komplett überschwemmt worden war. Keine zwei Kilometer entfernt vom Haus der Lewis’ war damals der Damm gebrochen. Die zahlreichen zerstörten Häuser, die noch jahrelang im Viertel zu sehen waren, sind inzwischen abgerissen, doch immer noch gibt es viele leere Grundstücke.

Ihr Mann, Ronald W. Lewis, der 2020 im Alter von 68 Jahren an Covid 19 starb, hatte zeit seines Lebens für den Stamm der Choctaw Hunters Anzüge genäht. Irgendwann »konnte ich die Federn und das ganze Zeug im Haus nicht mehr ertragen«, sagte Minnie Lewis, und Ronald zog damit in einen Schuppen im Garten. Im Lauf der Zeit entstand dort eine Sammlung, die später zum »House of Dance and Feathers« wurde, einem kleinen Museum, randvoll mit Fotografien, Sammlungsstücken und mit An­zügen der Mardi Gras Indians. Ronald Lewis hatte jahrelang Mardi Gras Indians und Second Lines fotografiert und später gemeinsam mit Rachel Breunlin ein Buch über sein Museum und dessen Geschichte produziert.

Hört man Minnie Lewis zu, erscheinen die Mardi Gras Indians nicht als heilig oder abgehoben. Sie erwähnt aber, dass ihre Nichte einmal wollte, dass ihr kleines Kind zum Karneval als Mardi Gras Indian geht. »Ich habe ihr gesagt: Dein Baby kann nicht einfach ein Indianer sein. Kennst du irgendwelche Indianer? Du musst jemanden kennen, du musst das mit anderen machen. Das ist nicht einfach ein Kostüm, das sich jeder anziehen kann.«

In Paris ist übrigens im Musée du quai Branly – Jacques Chirac noch bis zum 15. Januar die Ausstellung »Black Indians of New Orleans« zu sehen.