Saïd Chengriha, der prorussische Generalstabschef Algeriens, wurde befördert

Der Armeechef wird befördert

Porträt Von Bernhard Schmid

<p>Man gönnt sich ja sonst nichts. Oder jedenfalls der Zivilbevölkerung. Umgerechnet 18 Millionen Euro soll es gekostet haben, als Algeriens Armee vor dem und am 5.</p>

Man gönnt sich ja sonst nichts. Oder jedenfalls der Zivilbevölkerung. Umgerechnet 18 Millionen Euro soll es gekostet haben, als Algeriens Armee vor dem und am 5. Juli ausgiebig durch die Straßen und über die Plätze paradierte. Zu feiern gab es unter anderem den Aufstieg des seit Dezember 2019 amtierenden Generalstabschefs Algeriens, Saïd Chengriha, zum Generalleutnant, dem höchsten Rang in der algerischen Armee. Normalsterblichen dürfte der Unterschied egal sein, doch bei ranghohen Armeeangehörigen zählt ein solches Symbol.

Am Dienstag voriger Woche beging das nordafrikanische Land zudem den 60. Jahrestag der Unabhängigkeit, die im blutigen antikolonialen Krieg gegen Frankreich errungen worden war. Auch dafür rückte die Armee aus. Volksfestähnliche Feierlichkeiten gab es ansonsten keine – die mit den Machthabern immer offener unzufriedene Bevölkerung hätte ja auf dumme Gedanken kommen können, etwa den, zu protestieren.

Chengriha, geboren am 1. August 1945, ist der erste algerische Armeechef, der nicht selbst am Unabhängigkeitskrieg teilgenommen hat. Dafür ist er schlicht zu jung. Er schloss sich im Sommer 1962 der Armee des neuen Staats an. In den siebziger Jahren wurde er in der UdSSR an der Generalstabsakademie »Woroschilow« ausgebildet. 1993 stand er in Lakhdaria – einer Stadt südöstlich von Algier, deren bergiges Umland ein wichtiger Rückzugsraum für bewaffnete Islamisten war – an vorderster Front mit den im damaligen Bürgerkrieg kämpfenden Eingreiftruppen.

Der frischgebackene Generalleutnant tritt meist als Mann Russlands in Algerien auf, dessen Regime sich außenpolitisch seit 2011 geostrategisch wieder an die Regierung in Moskau annähert. Sowohl Russland als auch China und Kuba bremsten ihn allerdings in diesem Jahr wiederholt, um einer von Chengriha zu befürchtenden Eskalation des Konflikts mit dem regionalen Rivalen Marokko vorzubeugen.

Seit 2020 ist sein Sohn, Chafik Chengriha, offiziell für ein nicht enden wollendes Praktikum, dem algerischen Militärattaché an der Botschaft in Paris beigeordnet. Diese Abteilung verwaltet ein Budget von mehreren Hundert Millionen Euro, das vor allem dazu dient, Krankenhaus- und Behandlungsaufenthalte für Sprösslinge der algerischen Militärhierarchie und politischen Führungsschicht in Frankreich zu finanzieren.