Eine Kampagne bekämpft Internet­bilder von Gewalt gegen Tiere

Respekt und Sensibilität

Cocolumne Von Ivo Bozic

<p>Nachdem Disney angekündigt hat, in der Neuver­filmung des Märchens Schneewittchen auf eine ­stereotype Darstellung von Zwergen zu verzichten, weil sich kleinwüchsige Menschen gekränkt fühlen könnte</p>

Nachdem Disney angekündigt hat, in der Neuver­filmung des Märchens Schneewittchen auf eine ­stereotype Darstellung von Zwergen zu verzichten, weil sich kleinwüchsige Menschen gekränkt fühlen könnten, bei Donald Duck die Figur Fridolin Freudenfett aus Rücksicht auf Übergewichtige in »Fridolin Freundlich« umbenannt wurde und Art Spiegelmans Comic-Klassiker »Maus« über das Vernichtungslager Auschwitz aus dem Lehrplan in Tennessee entfernt wurde, weil eine in einem Badezuber sitzende, womöglich nackte Maus darin zu sehen ist und ein paar Schimpfwörter fallen, die zarte Kinderseelen verletzen könnten, ist es nur folgerichtig, endlich auch Tiere besser vor gewalttätiger und diskriminierender Darstellung zu schützen. Die Kampagne »Stoppt Tierleid in sozialen Netzwerken« des Vereins Welttierschutzgesellschaft geht gegen Bilder von Gewalt gegen Tiere im Internet vor.

Gemeint sind damit beispielsweise Videos, die Tierquälerei zeigen, darunter Hundekämpfe, aber auch nicht fachgerechte Jagd bis hin zu Selfies mit Faultieren. Als »Verdachtsfälle« gelten Videos von tanzenden, also dressierten, oder von verkleideten Tieren; als »Vorstufe zu Tierleid« werden Videos gewertet, bei denen »respektloses Verhalten« gegenüber Tieren oder auch Tierkadavern gezeigt wird. Ausgenommen sind davon Bilder, die der Aufklärung dienen. Nackte Promis dürfen auch künftig blutige Schafskadaver in die Kamera halten, und auch die traumatisierenden Bilder aus schlecht geführten Hühner- und Schweinezuchtanlagen werden uns und unseren Kindern erhalten bleiben. Nur Gewaltdarstellung »rein zur vermeintlichen Unterhaltung« soll es nicht mehr ­geben.

Coco hat ja eine sehr zarte Seele, manchmal ist sie ein echtes Schnee­flöckchen. Aber sie kann einem mit ihrer Achtsamkeit auch ­ungeheuer auf den Geist gehen, wenn sie etwa meint, mich beschützen zu müssen, Wachhund spielt und wie ein Halb­starker mackermäßig in der Wohnung herumbellt. Schimpfe ich sie dann aber aus, guckt sie gleich wieder so traurig aus ihren großen treuen Hunde­augen, dass mir das Herz bricht. Ich bin schließlich auch sensibel. Doch so sensibel Coco bei eigenem Leid reagiert, auf der getrockneten Pferdelunge, dem Stierpenis oder dem noch blutigen Knochen jeder anderen Spezies kaut sie genüsslich, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu offenbaren. Als besonders mitfühlend oder achtsam sind Elstern, die ein Blaumeisenjunges zerpflücken, Orcas, die einen See­löwen jagen, oder Schimpansen, die regelrechte Kriege anzetteln, schließlich auch nicht bekannt.

Aber so gewalttätig Tiere untereinander sein können, Gewalt von Menschen gegen Tiere lässt sich damit nicht rechtfertigen. Jedenfalls, solange es nicht um eine Mücke geht, die auf dem Arm sitzt und die man mal eben wegklatscht. Wäre der Blutsauger ein Okapibaby, würde man das nicht machen, nicht wahr? Oder dies jedenfalls nicht auf Youtube sehen wollen.