Der Besuch des iranischen Außenministers

Antisemit in Nadelstreifen

Hierzulande gilt der iranische Außenminister als weltoffen und sympathisch. Doch trotz einiger Lippenbekenntnisse während seines Besuchs in Deutschland sind seine Ziele klar.

Mit dem iranischen Außenminister Mohammed Javad Zarif haben die Münchner Sicherheitskonferenz und die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik einmal mehr einen überzeugten und umtriebigen Antisemiten empfangen. Den deutschen Medien, die vom Zarif-Fieber erfasst waren, war dies keiner Erwähnung wert. Dabei lässt es sich leicht nachweisen.
So leitete Zarif das Teheraner Vorbereitungstreffen für die sogenannte Antirassismuskonferenz in Durban 2001, in Wahrheit eine antisemitische Zusammenkunft, und die iranische Delegation vor Ort. Der Regimefunktionär Javid Ghorban Oghli machte 2009 deutlich, dass es die Diplomatie Zarifs und seiner Mitarbeiter während der Konferenz war, die zum Triumph führte: »Die brisante Gleichsetzung von Zionismus und Rassismus war der Erfolg des kleinen iranischen Teams, das seine Arbeit ohne großen Rummel machte und die Konferenz in eine antiisraelische Demonstration umwandelte.« Zwischen 2002 und 2007 war Zarif Vertreter der »Islamischen Republik« bei der Uno in New York. Dort stand er in engem Kontakt zu Lobbyisten des Regimes, mit denen er die Werbestrategien für die islamistische Diktatur plante, und suchte nach Einflussmöglichkeiten, um gegen die Sanktionspolitik der USA vorzugehen.
Zarifs Wirken in Durban und bei der Uno kann als Modell für die derzeitigen diplomatischen Erfolge gesehen werden. Als weltoffen wird sein Auftreten in den westlichen Medien gefeiert. Zarif ist eben kein ordinärer Holocaust-Leugner, weshalb er dem Sender Phoenix während seines Besuchs in Deutschland sagen konnte, die Shoah sei eine »grausame Tragödie«. Zarif ist ein Antisemit in Nadelstreifen, der trotz Lippenbekenntnissen keine Zweifel über seine Ziele aufkommen lässt. In einem kürzlich erschienen autobiographischen Text schildert Zarif, dass die »Islamische Republik« eine globale, verfassungsmäßig vorgeschriebene jihadistische Mission habe, deren Basis der Wille zum Selbstopfer und die Taten der bewaffneten Kräfte des Regimes seien.
Von dieser Unverblümtheit weicht er nur ab, wenn es die Strategie erfordert. So log Zarif, als er in einem Interview im US-Fernsehen auf die auf Ali Khameneis Website angeführte Behauptung angesprochen wurde, die Shoah sei ein »Mythos«: Der religiöse Führer habe das so nie gesagt, seine Worte seien falsch übersetzt und aus dem Zusammenhang gerissen worden. Ebenso frech war die in einem Interview mit der französischen Zeitung Le Monde verlautbarte Lüge, es gebe im Iran keine Hinrichtungen aus politischen Gründen.
Zum Betrug gehört jedoch auch derjenige, der sich betrügen lässt. Angesichts der Masse an unkritischen Berichten und Interviews in Deutschland und Europa stellt sich die Frage, ob das neue Vertrauen wirklich Naivität und Dilettantismus entspringt. Vielleicht dient der neue Tonfall aus Teheran auch als willkommener Anlass für deutsche Bemühungen um eine ökonomische und strategische Partnerschaft mit dem iranischen Regime. Wie sagte Zarif während seines Besuchs in Berlin: »Ein Drittel der iranischen Wirtschaft ist deutsch – darauf können Sie aufbauen.«

Korrektur: Leider ist bei der redaktionellen Bearbeitung des Textes ein Fehler geschehen: So hat Zarif entgegen von Medienberichten in seinem Phoenix-Interview das Wort "Holocaust" nicht in den Mund genommen. Dies tat er nur im Interview mit dem ZDF Morgenmagazin, wo er die Shoah mit "Verbrechen gegen die Palästinenser" gleichsetzte und sie damit implizit leugnete.
Vgl. Presseportal und ZDF Mediathek