Maschinenbau minus elf Prozent

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Stets sollte ein Wirtschaftswissenschaftler die Wirtschaftsseiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lesen. Warum? Einmal, weil sie viele Berichte über und von Betrieben, insbesondere über und von Konzernen, enthält. Sodann, weil sie bisweilen in ihrem Kummer über die Aussichten des Großkapitals realistische Nachrichten und Betrachtungen bringt. Und schließlich, weil sie die völlige Hilflosigkeit und das Durcheinander im Wirtschaftsdenken des Großkapitals aufzeigt. Hierfür ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit.

Auf ein und derselben Seite veröffentlich die Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum einen eine sachliche Meldung über "Weniger Aufträge für Maschinenbau", die mit dem Satz beginnt: "Der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau ist im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat preisbereinigt um elf Prozent gesunken." Das ist wahrlich ein katastrophaler Rückgang, der aber wohl vor allem auf einer klugen Voraussicht der Zukunft beruht. Denn wozu sollen die Unternehmen neue Maschinen bestellen und kaufen, wenn sie eher mit einem Rückgang ihrer eigenen Produktion rechnen müssen? Denn auf Grund von Sozialabbau und sinkenden Reallöhnen und -gehältern ist abzusehen, daß die Kaufkraft der Bevölkerung ebenfalls weiter abnimmt.

Direkt über diesem Artikel präsentiert die FAZ zum anderen eine Betrachtung eines Redakteurs mit der Überschrift "Die Kostensenker". Und diese beginnt mit dem Satz: "Die Sozialversicherungsbeiträge müssen sinken, damit die Arbeit billiger wird und mehr Stellen geschaffen werden." Das läuft darauf hinaus, daß die Kaufkraft der Arbeiter und Angestellten - und erst recht der Arbeitslosen - noch weiter gesenkt wird. Man muß sich nicht wundern, wenn die Aufträge im Maschinenbau ebenfalls weiter zurückgehen werden, sofern diese Politik sich fortsetzen sollte.