Schöner Bohmen in Berlin

Alles in law and order: Das System Schönbohm sorgt für klare Verhältnisse

Acht Häuser an einem Tag! Von Heinrich Lummers Räumungsrekord kann Berlins derzeitiger Innensenator nur noch träumen. Jörg Schönbohm bleiben nach den Häuserräumungen der vergangenen Woche nur noch drei Objekte, die ihn von seinem Planziel abhalten, das er mit seinem Dienstantritt vor 18 Monaten aufstellte: die Hausbesetzungen in Berlin möglichst schnell beenden.

Immerhin hält sich Schönbohm an Lummers Credo, das dieser am 22. September 1981 nach seinem Rekordversuch in Schöneberg, Wedding und Charlottenburg formulierte: "So was kann man am besten in einem Aufwasch erledigen." Am selben Tag starb Klaus-Jürgen Rattay.

Am 29. Juli erzielte Schönbohm seine persönliche Bestmarke. Um 6.30 Uhr in der Früh wurden 57 Besetzer und Sympathisanten in den vier Häusern Pfarrstraße 88, Rigaer Straße 80, Schreinerstraße 14 und Scharnweberstraße 28 erst aus den Betten und anschließend aus den Wohnungen geworfen. Im Einsatz waren fünf Hundertschaften Polizei und SEK, die dabei auch in die gleichnamige Kneipe in der Scharnweberstraße eindrangen. Die Berliner Zeitung schreibt über das Haus: "Zuletzt diente es als Absteige für illegal in Berlin lebende Ausländer."

Die Bewohnbarkeit der Rigaer Straße 80 dagegen ist inzwischen gerichtlich wiederhergestellt. Bewohner, die dort schon seit April 1991 gemeldet waren, konnten vor dem Schöneberger Amtsgericht eine Einstweilige Verfügung erwirken und schon am Wochenende wieder in ihre Wohungen einziehen - "raus aus den Kartoffeln, rein in die Kartoffeln", kommentierte die B.Z. lakonisch.

Mit den neuen Räumungen ist die nach der Wende entstandene Hausbesetzerbewegung Ostberlins am Ende. Nur anderthalb Jahre hat Schönbohm benötigt, um in der Besetzerfrage für eine klare Berliner Linie zu sorgen. Im Monatstakt wurden die Häuser leergeräumt, Neubesetzungen konsequent verhindert. Nur nach dem Straßenbahn-burning im November 1996 gab es eine kurze Ruhepause. Schlußfolgerungen?

Die Rolle als Hardliner, die in Berlin traditionell den Innensenatoren zufällt, ist mit Schönbohm erstklassig besetzt. Er fügt sich prima in die Arbeitsteilung des Berliner Senats in Sachen Hauptstadtfähigkeit. Die Senatoren Klemann und Strieder kümmern sich um Wand und Boden, während der Schönbohm für schlüsselfertige Häuserräumungen verantwortlich zeichnet. Die einen sorgen sich mit Aktionsplänen für eine saubere Stadt um Hundehaufen und Wandmalereien, während der andere die Tiefenreinigung erledigt. So können nicht nur die Polizeikräfte als Reinigungspersonal herangezogen werden, auch die denunziatorischen Fähigkeiten von Beamten und Bevölkerung werden ausgeschöpft.

Schönbohm macht den Bösen. Und das ist auch sein Job, den er sicherlich gewissenhaft erledigen wird - bis zum Ende der Sommerpause. Noch drei Häuser bis Buffalo! Ob die nun auch noch geräumt oder schließlich legalisiert werden, spielt dabei keine große Rolle. Mit polizeistaatlichen Aktionen, das wußte schon das Team um Weizsäcker und Lummer in den achtziger Jahren, steigt der Druck auf die anderen Beteiligten.

Damals wurde die Hausbesetzerbewegung mit der "Berliner Linie" lahmgelegt. Heute ist es das System Schönbohm - arbeitsteilig, effktiv und schnell. Es bleibt ja auch nicht mehr viel Zeit bis zum Umzug der Bundesregierung in die Hauptstadt. Der Umzugsbeauftragte Töpfer sitzt schon auf seinen Kartons, die Bannkreise sind schon festgelegt. Aber auch das Drumherum muß stimmen. Schönbohm, weitermachen!