Spice Girls und der Rest

Viel Geld, wenig Zeit

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Was die Spice Girls während ihrer einjährigen Karriere bereits geleistet haben, ist bekannt: Hits, Schlagzeilen, Videos mit Tony Ward, weltweite Massenhysterie, keine Konzerte und Pepsi-Werbung. Mit "Wannabe" fing alles an, und jetzt sagt man, daß jede der Fünf 36 Millionen Dollar schwer sei. Das macht einen Studenlohn von ungefähr 4 261 Dollar und, zieht man die Essens- und Schlafenszeiten ab, sogar noch mehr. Was also genau die Summe sein dürfte, die jeden Künstler über unzählige ausgesucht mißgünstige Kritiken großzügig hinwegschauen läßt.

Da drängt sich dann die Frage auf, warum Kritiker, die selbst, wenn sie viel bekommen, einen erheblich geringeren Stundenlohn kriegen, sich überhaupt die Mühe machen, im Output der Spice Girls einen Mangel an Qualität ausfindig zu machen. In diesen Fällen spricht man zu Recht von billiger Kritik. Denn schließlich dürfte es wohl jeder bemerkt haben, daß es bei den Spice Girls kein bißchen auf die Produktion von großer Kunst ankommt. Oder anders: Wer mächtig damit beschäftigt ist, sich derart lukrativ zu vermarkten, hat selten Zeit, sich auch noch um gute Stücke zu kümmern. Man kann eben nicht alles haben.

Womit wir wieder beim eigentlichen Thema wären. Bei welchem doch gleich? Genau, die Spice Girls. Weil die zur Zeit nämlich aus oben dargelegten Gründen keine Zeit haben, sich neue Songs auszudenken, haben sie jetzt einfach ihre Lieblingstracks auf einer Doppel-CD zusammengefaßt oder von anderen, in ihrem Namen, zusammenfassen lassen. Aber das macht ja im Grunde keinen Unterschied. Wichtig ist nur, daß alle auf dem "Best Girl Power Album ... Ever!" vertretenen Songs irgendwie der Spice Girls eigenen Girl Power-Philosophie zuzurechnen sind bzw. die Spice Girls dahingehend beeinflußten, ihre Girl Power-Philosophie zu entwickeln. Also Power-Songs, die irgendwie frech sind und kraftvoll und unangepaßt. Und wenn das nicht zutrifft, dann ist die Interpretin immerhin in dem Sinne Girl , als sie eine Frau ist. Das klingt einleuchtend.

Selbstverständlich haben die Spice Girls auch gleich zwei ihrer eigenen Hits ("Wannabe", "Who Do You Think You Are") beigesteuert. Überhaupt gibts auf dieser Compilation nur Hits - von Tina Turner, En Vogue, Blümchen, Skunk Anansie, Sabrina Setlur, Cyndie Lauper undsoweiter. Insgesamt sind es 36, und genau 19 davon sind gar nicht mal so übel, und bei wiederum 13 bleibt kein Auge trocken.

Das ist kein schlechter Schnitt. Ganz vorn dabei ist LaBelle mit "Lady Marmalade", dazu als Fußnote von 20 Fingers feat. Gillette mit "Short Dick Man", die Weather Girls mit "It«s Raining Men", Chaka Kahn mit "I«m Every Woman" und Tori Amos mit "Professional Widow" im Armand Van Helden-Mix. Dazu erläutert Emma von den Spice Girls noch einmal das Konzept: "Wie jedes andere Girl auf der Welt, stehen natürlich auch wir auf gute Musik." So einfach ist das. Womit auch schon alles gesagt wäre.

Various Artists: Spice Girls present the Best Girl Power Album ... Ever!