Keine Revision für Mumia

Hinrichtungsbefehl gegen Mumia Abu-Jamal bereits angekündigt

Die rechtliche Situation des afroamerikanischen Journalisten und Todeskandidaten Mumia Abu-Jamal hat sich weiter verschlechtert. Nachdem im Juni die letzten Zeugen durch den Erst-Instanz-Richter Albert F. Sabo vernommen wurden, muß jetzt der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania über Abu-Jamals Wiederaufnahmeantrag entschieden. Pennsylvanias republikanischer Gouverneur Thomas Ridge hat für den Fall eines negativen Entscheids der sieben Richter einen neuen Hinrichtungsbefehl für den ehemaligen Black Panther-Aktivisten angekündigt.

Im Juni hatte die ehemalige Prostituierte Pamela Jenkins in ihrer Aussage vor Richter Sabo erklärt, wie die Polizei von Philadelphia nach dem Mord an dem Polizeibeamten Daniel Faulkner im Dezember 1981 versucht hatte, Aussagen gegen den damals 28jährigen Abu-Jamal zu erpressen.

Pamela Jenkins sagte weiter, daß sie als langjährige Informantin der Polizeibehörde nach diesem Mord massiv unter Druck gesetzt worden sei, Abu-Jamal als Täter zu identifizieren. Jenkins, die gar nicht am Tatort anwesend war, weigerte sich zunächst, half der Polizei dann jedoch, gegen eine Zahlung von 150 Dollar, die Prostituierte Cynthia White ausfindig zu machen. White ist nun die wichtigste Zeugin der Staatsanwaltschaft. Sie hatte im Prozeß von1982 als einzige behauptete, gesehen zu haben, daß der Radiojournalist den Polizeibeamten erschoß. Laut Jenkins wurde White allerdings zu dieser Aussage gezwungen.

Cynthia White, die seit 1986 als verschwunden gilt, ist jedoch, davon gehen Richter Sabo und die Staatsanwaltschaft aus, schon seit 1992 tot. Bei der letzten Anhörung in diesem Fall hatten zwei Polizistinnen aus New Jersey als Beweis dafür eine Sterbeurkunde präsentiert, die allerdings auf den Namen Cynthia Williams ausgestellt worden war. Abu-Jamals Verteidiger Len Weinglass hingegen zweifelt z.B an, daß die Fingerabdrücke beider Frauen übereinstimmen. "Wenn Cynthia White seit 1992 tot ist, warum hat die Staatsanwaltschaft diese Information nicht schon in der Anhörung 1995 vorgebracht?" fragte Weinglass im Gespräch mit Jungle World. Er kritisierte weiter, daß Zeuginnen, die Cynthia White noch Anfang 1997 in Begleitung eines Polizeibeamten in Philadelphia gesehen haben, ohne weitere Begründung nicht aussagen durften.

Schon im Oktober letzten Jahres hatte die ehemalige Prostituierte Veronica Jones beschrieben, wie ihr bereits 1982 zwei Polizeibeamten mit langjähriger Haftstrafe drohten, falls sie nicht gegen Abu-Jamal aussagen würde. Jones, die in einer ersten Aussage zunächst erklärt hatte, sie habe zwei Männer vom Tatort wegrennen sehen, während Abu-Jamal verletzt auf der Straße lag, hatte daraufhin schließlich im Prozeß behauptet, sie habe niemanden wegrennen sehen.

"Wir müssen leider davon ausgehen, daß die sieben Richter vom Obersten Gerichtshof in Pennsylvania diese Aussagen ignorieren und gegen ein neues Verfahren für Mumia entscheiden werden", so Len Weinglass. "Denn eine Entscheidung für Mumia würde als Entscheidung gegen die Polizei gewertet, und das kann sich in Pennsylvania kein Richter leisten." Die Obersten Richter werden in Pennsylvania nämlich durch öffentliche Wahlen gewählt und erhalten u.a. von der einflußreichen Polizeigewerkschaft Fraternal Order of Police (FOP) Wahlkampfspenden.

Für den 2./3. Dezember plant die US-amerikanische Solidaritätsbewegung einen Kongreß. "Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, daß Mumia Unterstützung aus allen Bevölkerungsschichten und aus vielen verschiedenen Ländern erhält", so Pam Africa, Sprecherin der UnterstützerInnengruppe International Concerned Family and Friends of Mumia Abu-Jamal gegenüber Jungle World.

Vom 19. bis 25. September veranstaltet der bundesweite Zusammenschluß von Mumia-Soligruppen eine Rundreise mit Len Weinglass und VertreterInnen der US-Solibewegung in der BRD. 19.9: Köln, 19.00 Uhr, Alte Feuerwache, Melchiorstr. 3; 21.9.: Bremen, 19.30 Uhr, Gewerkschaftshaus, Clara-Zetkin-Saal, Bahnhofsplatz 22; 22.9.: Berlin, Ex, 19.30 Uhr, Gneisenaustr. 2a; 24.9.: 20.00 Uhr, Nürnberg, KOMM-Festsaal, Königsstr. 93; 25.9.: 20.00 Uhr, Kulturhaus Am Karlstor 2, Heidelberg