Personalie

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"Von all den Bezeichnungen, die er in seinem Leben tragen durfte - Major, Ritterkreuzträger, Regierungssprecher, Botschafter, Intendant -, paßt die des Staatssekretärs am besten zu Karl-Günter von Hase: Das dunkle Haar glatt nach hinten gekämmt, stets elegant und unaufdringlich, nie um das rechte Wort verlegen, so diente er von 1936 bis zu seiner letzten amtlichen Mission 1985 als Delegationsleiter beim Kulturforum in Budapest ein halbes Jahrhundert lang seinem Vaterland. Zum Leben des Berufsdiplomaten gehörten bemerkenswerte Sprünge: Er sollte als Botschafter nach Rom gehen (1961), wurde aber mit einer Blitzbeförderung zum Leiter einer der politischen Abteilungen des Auswärtigen Amtes berufen; er war als Intendant der Deutschen Welle gewählt (1967), wurde aber zum Staatssekretär des Verteidigungsministeriums berufen; er sollte nach dem Willen des neuen Ministers Schmidt in den Ruhestand gehen (1969), kehrte jedoch in das Auswärtige Amt zurück und wurde bald Botschafter in London; er sollte als ständiger Vertreter der Bundesrepublik bei der EG nach Brüssel entsandt werden (1977), wurde jedoch als Kompromißkandidat der Parteien zum Intendanten des Zweiten Deutschen Fernsehens gewählt. Sogar aus dem Ruhestand heraus wurde er noch einmal reaktiviert, mit dem Auftrag, in Budapest die bahnbrechende Kraft der Kultur zu ergründen. Diese Zickzacklinie ergab sich seltsamerweise aus den Gradlinigkeiten in von Hases Leben. Wie sein Vater wurde er Offizier, mußte aber ebenso wie jener aus politischen Gründen die Stellung verlassen: Sein Onkel, der Stadtkommandant von Berlin, und ein Vetter, Pastor Bonhoeffer, wurden nach dem 20. Juli 1944 hingerichtet. Schnurgerade war von Hases Aufstieg vom Diplomatenschüler in Speyer zum Sprecher der Bundesregierung (1962 bis 1967) unter den drei Bundeskanzlern Adenauer, Erhard und Kiesinger, gerade auch seine Amtsführung, die ihm viel Anerkennung einbrachte. An diesem Montag wird der in Wangen in Niederschlesien geborene Karl-Günther von Hase 80." (Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Dezember 1997)