Erleuchtet!

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Der letzte linke Student ist sich nicht sicher. Wie: kann das sein? Bekanntlich: ist sich der letzte linke Student immer sicher. Er muss sich immer sicher sein! Nur wer sicher ist, ist stark. Nur wer stark ist, ist links. Heißt es nicht: »Alle Räder stehen still, wenn mein starker Arm es will«? Ist dort von Schwäche die Rede? Und ist Unsicherheit nicht Schwäche? Ist der letzte linke Student also über Nacht zum Rechten geworden?
Nein. Aber: der letzte linke Student weiß nicht, wie er zu den Revolten im Iran stehen soll. Einerseits: sind die Revolten im Iran Revolten, und Revolten findet man immer toll. Wenn man links ist! Und: wenn man stark ist! Denn: Revolten sind Demonstrationen von Stärke. Andererseits: Revolten, die scheitern, sind Demonstrationen von Schwäche. Also: sind sie nicht nur links. Schließlich: die Revolte im Iran war eine Revolte gegen die Revolution. Und die Revolution ist immer links. Damit muss die Revolte immer eine Konterrevolte sein. Heißt: sie ist rechts. »Die Iran-Demos sind eine Re-Aktion gegen die Aktion. Die Mullahs sind zwar nicht links, aber sie sind wie Linke. Nämlich gegen die USA, den Kapitalismus und den Sex. Während die Re-Aktiven für den Kapitalismus sind oder für Sex. Und weil sie auf Englisch protestieren, verraten sie sich selbst, denn Englisch ist die Landessprache der USA und Israels. Die Re-Aktiven sind also Re-Aktionäre (Re-Aktionäre, gutes Wortspiel. Merken!).« So steht es im besonderen Notizbuch des letzten linken Studenten. Was erweist: er hat seine Hausaufgaben gemacht. Er hat: den rechten Kern der Revolte entlarvt. Als: einen 17. Juni des Orients. Er hat: Licht ins Dunkel gebracht. Er hat: aufgeklärt. Das gefällt dem letzten linken Studenten. Und uns sollte es auch gefallen, denn wo Licht ist, kann es keinen Schatten geben!