Hungern für Öl

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Täglich 200 Todesopfer fordert die Hungersnot im südlichen Sudan nach Angaben von Mitarbeitern des Welternährungsprogramms der Uno (WFP). Insgesamt 2,6 Millionen Sudanesen sind vom Hungertod bedroht. WFP-Sprecher Jeff Rowland sprach von einer "beispiellosen Tragödie", die sich vor allem auf drei Faktoren gründe: die langanhaltende Dürre, den Boykott von Hilfslieferungen durch die Regierung zu Beginn dieses Jahres und den Bürgerkrieg zwischen dem islamistischen Regime und der christlich geprägten Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) unter John Garang. In diesem Konflikt spielen weniger religiöse Streitigkeiten eine Rolle als vielmehr die großen Ölvorkommen im Südsudan, die seit Beginn der siebziger Jahre von den US-amerikanischen und französischen Ölkonzernen Chevron und Total ausgelotet wurden. Nach Schätzungen von Experten verfügt der Sudan über mehr Ölreserven als der Iran und Saudi-Arabien zusammen. Die Ausschöpfung dieses enormen Potentials könnte spätestens nach 2010 interessant werden, wenn der Ölfluß der Golfstaaten zu versiegen beginnt. Die sudanesische Regierung wird in diesem Konflikt vornehmlich von ihren islamischen Glaubensbrüdern in den Regierungen der Golfstaaten gestützt, die SPLA-Rebellen hingegen - durch Vermittlung der Nachbarländer Uganda, Eritrea und Äthiopien - von den USA, die nach einem Sieg Garangs auf die Exklusivrechte für die Vermarktung des sudanesischen Öls spekulieren.