Nazis in der NVA

<none>

Der Faschismus war, wie wir aus DDR-Geschichtsbüchern wissen, im Arbeiter- und Bauernstaat ausgerottet. Daß nun eine Deliktkartei der Stasi aufgetaucht ist, die allein in der Nationalen Volksarmee mehr als 700 rechtsextremistische Straftaten zwischen 1965 und 1980 zählte, muß folglich miese kapitalistische Propaganda sein. Seit März beschäftigt sich die Gauck-Behörde mit dieser Kartei. Sie verzeichnet Taten vom Hitlergruß über Schmierereien und rassistische Pöbeleien bis zu Gewalttaten. Eine Gruppe von Unteroffizieren fiel Mitte der siebziger Jahre zunächst durch Naziparolen auf. Später fand die Stasi heraus, daß die Clique auch Pläne zum Bau von Vernichtungslagern erstellt hatte. Das MfS verspürte keine Scheu, seine Erkenntnisse entsprechend zu nutzen. So mußte ein Wehrdienstleistender, der "faschistisches Gedankengut innerhalb des Zimmerkollektivs" von sich gab, als Wiedergutmachung einer "operativen Nutzung" als Spitzel zustimmen. Messerscharf analysierten Richter in einem Urteil gegen fünf Jugendliche wegen Schändung jüdischer Gräber den Tathintergrund: Westliche Sender vermittelten den Tätern die faschistischen Leitbilder. Kapitalistische Propaganda eben.